Neue Kräfteverhältnisse im Süden
Der Leichtathletik-Süden Deutschlands ist in Bewegung geraten. „Die Leichtathletik in Württemberg blutet aus“ schlug in dieser Woche nach Ende der Wechselfrist die „Stuttgarter Zeitung“ Alarm. Weiter östlich nahm die LG Stadtwerke München für sich in Anspruch, „erfolgreich auf Expansionskurs“ zu sein. Auf einer Strecke von 230 Kilometern haben sich die Kräfteverhältnisse verschoben.

Vorstandsmitglied Norman Feiler formulierte als ehrgeiziges Ziel, die Leichtathletik in München mittelfristig hinter Fußball als Nummer zwei im Sportgeschehen der Landeshauptstadt etablieren zu wollen. Durch Bündelung der Kräfte auch über den Verein hinaus soll der Standort gestärkt werden.
In Württemberg musste man dagegen schmerzliche Abgänge hinnehmen, zumal neben Tobias Unger, Marius Broening und Fabian Schulze mit Kugelstoßerin Christina Schwanitz (von Neckarsulm nach Thum) eine weitere starke Athletin den Landesverband verließ.
Leverkusen und Wattenscheid zurückhaltend
Bis auf die Verpflichtung von Zehnkämpfer Michael Schrader (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) hielt man sich im Transfergeschäft beim Großverein TSV Bayer 04 Leverkusen zurück. Vor allem junge Nachwuchskräfte wurden ins Team und unter das Bayer-Kreuz geholt. Da es auch keine nennenswerten Abgänge gibt, kann man nach wie vor auf die stolze Zahl von vierzig Kaderathleten verweisen.
Ähnliches gilt für den TV Wattenscheid 01, wo man mit Hürdensprinter Willi Mathiszik (LAZ Leipzig) oder Langstreckler Musa Roba-Kinkal (TV Gelnhausen) auf Neuzugänge setzte, die für den Sprung an die Spitze sorgen könnten.
Hamburg gewinnt Nordpoker
Aufsehen erregt haben die Transfers einzelner WM-Starter. Dem Hallen-Europameister im Weitsprung, Sebastian Bayer, gehörten in Hamburg, das im Pokerduell Bremen ausstach, die Schlagzeilen. An der Elbe würde auch noch gerne dessen Kollege Nils Winter, nach der Auflösung des Teams Referenznetzwerks Leverkusen vereinslos, anheuern.
Siebenkämpferin Lilli Schwarzkopf kam nach ihrem von Schlagzeilen in der Lokalpresse begleiteten Abschied in Paderborn bei der LG Rhein-Wied und damit im Rheinland unter.
Mehr Angebot als Nachfrage
Insgesamt herrschte in diesem Herbst an der deutschen Leichtathletik-Börse mehr Angebot als Nachfrage. In München sprach man von zwanzig Top-Athleten, die sich angeboten hätten. Viele Vereine winkten aber bei den Anfragen von bekannten Namen dankend ab, was zum einen daran lag, dass man den eigenen finanziellen Rahmen nicht sprengen, man aber auch an eigenen Konzepten festhalten wollte.
Der Trend, dass letztere oft beinhalten, die Aktiven auch vor Ort haben zu wollen, hat sich dabei weiter verfestigt, auch wenn Ausnahmen zu beobachten waren. So wird etwa Willi Mathiszik weiter in Leipzig, der nach Chemnitz gewechselte Sprinter Christian Blum nach wie vor in München beheimatet sein.
Wechselbörse 2009