Neue Meister - Claudia Wehrsen
Die Sommersaison 2013 hat wieder einigen Athleten ihren ersten Deutschen Einzeltitel bei den Erwachsenen beschert, die leichtathletik.de traditionell vorstellt. Diesmal sind gleich mehrere etablierte Athleten dabei. Gut, dass wir unsere Rubrik schon im Winter von "Neue Gesichter" in "Neue Meister" umgetauft haben.
Claudia Wehrsen LT DSHS Köln*18. Oktober 1984
Größe: 1,77 m
Gewicht: 62 kg
400 Meter Hürden: Bestleistung: 57,36 sec (2011 & 2012)
Deutsche Meisterin 2013
Bei Deutschen Meisterschaften vor vollem Haus zeigen zu dürfen, was sie sich übers Jahr hinweg erarbeitet hat. Dieses Ziel treibt Claudia Wehrsen immer wieder an. Medaillen hat die 28-Jährige über ihre Spezialstrecke die 400 Meter Hürden schon mehrere gewonnen. In Ulm durfte sie erstmals ganz oben aufs Treppchen. "Ich wollte immer einen Deutschen Einzeltitel in die Familie holen", erzählt die erfahrene Athletin, die sich selbst und eine Gruppe Nachwuchsathleten beim LT DSHS Köln trainiert und mit der 4x400-Meter-Staffel schon im vergangenen Jahr DM-Gold eroberte.
Die Leichtathletik ist eine Familienangelegenheit. Mama Regina wurde 1981 im Trikot des VfL Wolfsburg Deutsche Vize-Meisterin, ebenfalls über 400 Meter Hürden. Die Bestzeit (58,17 sec) ihrer Mutter hat Tochter Claudia 2008 erstmals unterboten und sich bis auf 57,36 Sekunden weiter gesteigert.
Vor der Leichtathletik probierte sich Claudia Wehrsen in ihrer Heimatstadt Braunschweig im Turnen. "Dann habe ich in der Schule gemerkt, dass ich schneller bin als die Jungs." Ohne zu großen Leistungsdruck wuchs sie in die Sportart hinein. Das spezielle Training für die 400 Meter Hürden begann erst mit dem Wechsel nach Köln, wo die Deutsche Meisterin an der Deutschen Sporthochschule Sport auf Diplom studierte.
Schon während der Studienzeit arbeitete die Langhürdlerin nebenbei als Hilfskraft an der Uni, nach dem Abschluss dann als Honorarkraft und mittlerweile als Lehrkraft für besondere Aufgaben, wo sie für die Lehre in der Leichtathletik zuständig ist. "Viele Studierende haben Respekt vor der Leichtathletik." Den versucht ihnen die 28-Jährige zu nehmen und Spaß an der Sportart zu vermitteln - im Hinterkopf hat sie dabei auch den Nachwuchs, der von leichtathletikbegeisterten Lehrern angesteckt werden könnte.
Claudia Wehrsen ist dafür genau der richtige Motivator. Sport und speziell die Leichtathletik prägen ihren Alltag. "Von meinem Brüo aus, wo ich Formalitäten rund ums Studium regele, kann ich das Stadion sehen." Dort bringt sie nicht nur ihren Studenten die Leichtathletik näher, sondern trainiert auch eine Gruppe von Nachwuchsathleten rund um die Siebte der U23-EM über 400 Meter Hürden Frederike Hogrebe (LT DSHS Köln). Dazu gehören weitere Langhürdler, 400-Meter- und 800-Meter Spezialisten auf verschiedenen Niveaus.
"Jeder kann sich am nächst schnelleren Athleten orientieren. Das funktioniert sehr gut", erklärt die Trainerin, persönlich an ihr können sich ihre Athleten bei Sprints und Tempoläufen ebenfalls orientieren. Das motiviert nicht nur die Gruppe sondern ist auch ein großer Faktor, warum Claudia Wehrsen selbst noch aktiv im Sport dabei ist.
Ein Jahr wird das auf jeden Fall noch so bleiben. "Ich möchte noch die Schallmauer von 57 Sekunden durchbrechen." Dafür hofft die Kölnerin auf einen verletztungsfreien Winter, den sie in den vergangenen drei Jahren nicht hatte. Zuletzt kostete ein doppelter Bänderriss und Kahnbeinbruch kurz vor Weihnachten rund vier Monate Training. Bleiben solche Probleme in den kommenden Monaten aus muss die Konkurrenz spätestens bei den Deutschen Meisterschaften 2014 wieder mit einer starken Claudia Wehrsen rechnen.
Das sagt Bundestrainer Edgar Eisenkolb: Claudia ist schon seit vielen Jahren in den Disziplinen 400, 400 Hürden und 800 Meter zu Hause. Insofern ist sie eine sehr erfahrene Athletin, die die Gunst der Stunde genutzt hat, um sich den Traum vom Deutschen Meistertitel zu erfüllen. Claudia ist, wie man gemeinhin sagt, ein "Steh auf Männchen". Auch in diesem Jahr hatte sie wieder mit einer erheblichen Verletzung zu kämpfen. Trotzdem ist es ihr gelungen, bei den Deutschen erfolgreich an den Start zu gehen. Sie arbeitet auch als Trainerin sehr zielorientiert und ist in der Lage, die Athletinnen und Athleten ihrer Trainingsgruppe zu motivieren. Sie entscheidet von Jahr zu Jahr, ob sie die Spikes an den Nagel hängen wird, um sich ausschließlich ihrer beruflichen Laufbahn zu widmen. So lange sie dabei bleibt, werden wir sie sicher auf dem bekannten Niveau bei den Wettkämpfen erleben. |