Neue Meister - Linda Stahl
Die Sommersaison 2013 hat wieder einigen Athleten ihren ersten Deutschen Einzeltitel bei den Erwachsenen beschert, die leichtathletik.de traditionell vorstellt. Diesmal sind gleich mehrere etablierte Athleten dabei. Gut, dass wir unsere Rubrik schon im Winter von "Neue Gesichter" in "Neue Meister" umgetauft haben.
Linda StahlTSV Bayer 04 Leverkusen
*02. Oktober 1985
Größe: 1,72 m
Gewicht: 63 kg
Speerwerfen:
Bestleistung: 66,81 m (2010)
Europameisterin 2010
Olympia- und EM-Dritte 2012
WM-Vierte 2013, Sechste 2009, Achte 2007
U23-Europameisterin 2007
Deutsche Meisterin 2013
Die Liste ihrer internationalen Erfolge ist lang. Dennoch musste Linda Stahl bis 2013 auf ihren ersten DM-Titel warten. Die Konkurrenz im eigenen Lager ist eben groß. "Unsere Trainer haben sehr große Erfahrung, technisch und in der Gestaltung der Trainingspläne", erklärt die WM-Vierte und lobt natürlich besonders die Qualitäten ihres eigenen Trainers Helge Zöllkau.
Der war es auch, der für Linda Stahl die ersten systematischen Trainingspläne schrieb als die Speerwerferin schon 20 war. "Vorher habe ich zwei- bis dreimal die Woche in meinem Dorf Blomberg trainiert." Ohne leistungsorientiertes Training reichte es 2004 mit 50,11 Metern zum Jugend-DM-Titel.
Nur die Umstände verhinderten in der Teenager-Zeit sogar, dass sich die heutige Leichtathletin einer anderen Sportart verschrieb. Ab dem fünften Lebensjahr hatte sie Handball gespielt, mit der C-Jugend aber aufgehört. "Mannschaftssport war nichts für mich." Tennis stand aber immer noch vor der Leichtathletik. "Mit 16 hatte ich ein Angebot, dass mit dem späteren aus Leverkusen in der Leichtathletik vergleichbar war", erinnert sich die 27-Jährige. Der Weg zum täglichen Training war aber zu weit, deshalb ließ die talentierte Tennisspielerin das Angebot sausen.
Einige Jahre später auf das Speerwerfen zu setzen, sollte sich auszahlen. Mit 21 knackte sie erstmals die 60 Meter, wurde U23-Europameisterin, Achte bei der WM in Osaka (Japan) und gehört seitdem zur Weltspitze. 2010 kam der erste große Titel mit EM-Gold etwas überraschend. Mit Olympia- und EM-Bronze erweiterte die Leverkusenerin 2012 ihre Medaillensammlung.
Dass es bei der WM in Moskau (Russland) mit Platz vier knapp nicht zu einer Medaille gereicht hat, ist kein Beinbruch. "Ich weiß, was ich dieses Jahr alles gemacht habe", erzählt die angehende Ärztin, die ihr praktisches Jahr im Klinikum Leverkusen absolviert. Zehn-Stunden-Dienste gehörten neben dem Training zum Alltag. Trotzdem gelangen ihr über die Saison gesehen konstant große Weiten. "Mein Fünferschnitt liegt über 65 Meter." So gut war Linda Stahl noch nie.
Ein Vorteil war allerdings, dass sie die Wintervorbereitung noch ohne die vielen Stunden im Klinikum absolvieren konnte, in den nächsten Monaten wird das anders sein. "Aber ich werde ins Training gehen und so tun, als wären die Stunden davor nichts gewesen."
Und wenn die Saison 2014 Fahrt aufnimmt, ist von der Olympia-Dritten hoffentlich eine große Last abgefallen: Nach dem praktischen Jahr steht gleich noch das Examen an - ein hartes Stück Arbeit. Für Mai bis Juni ist die letzte mündliche Prüfung angesetzt. Pünktlich, um sich dann intensiver auf die EM in Zürich (Schweiz) vorbereiten zu können. Wenn alles gut läuft, soll es dort wieder ein Medaille sein.
Die Weichen für den Berufseinstieg sind aber auch schon gestellt. "Damit möchte ich nicht bis nach Olympia 2016 warten." Eine Vier-Tage-Woche kann sich Linda Stahl vorstellen. Es gibt schon gute Aussichten auf eine Stelle.
Das ist aber noch Zukunftsmusik. Erst einmal freut sich die Speerwerferin auf eine kurze Verschnaufpause: Mit dem Wechsel von der Urologie in die Chirurgie in ihrem praktischen Jahr hat sie wieder ein paar Urlaubstage bekommen. Anfang Oktober verlängert sie sich damit ein Wochenende und wird auf Sylt Geburtstag feiern.
Das sagt Bundestrainerin Maria Ritschel: Linda ist sehr fleißig, sie weiß was sie will und sie ist unheimlich ehrgeizig. Sie verfolgt ohne Schnörkel ihre Ziele und man arbeitet gern mit ihr zusammen. Ich traue ihr in der Zukunft noch ganz viel zu, sie gehört zu den Besten der Welt und wird das auch zeigen. |