Neue Meister - Silvio Schirrmeister
Die Sommersaison 2013 hat wieder einigen Athleten ihren ersten Deutschen Einzeltitel bei den Erwachsenen beschert, die leichtathletik.de traditionell vorstellt. Diesmal sind gleich mehrere etablierte Athleten dabei. Gut, dass wir unsere Rubrik schon im Winter von "Neue Gesichter" in "Neue Meister" umgetauft haben.
Silvio SchirrmeisterLAC Erdgas Chemnitz
*07. Dezember 1988
Größe: 1,92 m
Gewicht: 79 kg
400 Meter Hürden:
Bestleistung: 49,15 sec (2013)
Deutscher Meister 2013
U20-Europameister 2007
Das Jahr 2013 lief wie am Schnürchen. Sieg, WM-Norm, Bestzeit und noch den Weltmeister David Greene (Großbritannien) bei der Team-EM geschlagen (49,15 sec). Drei Wochen später bestätigte Silvio Schirrmeister beim ersten DM-Titel in Ulm diese Zeit bestätigt (49,24 sec), insgesamt konnte er fünf Rennen klar unter 50 Sekunden verbuchen. Doch dann kam bei der WM in Moskau (Russland) - wie schon so oft in den letzten Jahren - etwas dazwischen. Beim Aufwärmen verletzte sich Silvio Schirrmeister an der Wade und musste zum Arzt statt in den Call-Room.
"Ich habe in den letzten Jahren einen Vertrag mit Herrn Pech gehabt", erklärt der 24-Jährige, der im vergangenen Jahr bei Olympia nicht zeigen konnte, was er drauf hat, weil eine Erkältung und ein Sturz in der unmittelbaren Vorbereitung auf London (Großbritannien) das Training behinderten. Ein Jahr vorher hatte bei den Deutschen Meisterschaften beim Aufwärmen der Kreislauf schlapp gemacht.
Die verpassten Rennen bei der WM sind inzwischen abgehakt, was den Dresdner nach wie vor wurmt, ist dass er um die Chance gebracht wurde, eine 48er Zeit zu laufen. Die Form dafür war in Moskau da.
Aber Silvio Schirrmeister wäre nicht er selbst, wenn er sich von Rückschlägen unterkriegen lassen würde. "Ich bin immer noch stärker aus Problemen herausgegangen." Diese kämpferische Einstellung ist genau das Richtige für eine harte Strecke wie die 400-Meter-Hürden. „Der Mix aus Technik, Rhythmus und an seine Grenzen gehen fasziniert mich“ berichtet der U20-Europameister von 2007. Stück für Stück versucht er, alle Störfaktoren zu minimieren.
Zum Beispiel zog der Langhürdler noch näher an seine Sparkassen-Filiale heran, in der er 30 Stunden die Woche arbeitet, auch der Weg zum Training ist kürzer geworden. So bleibt im Alltag mal eine halbe Stunde mehr, um durchzuatmen. "Ich habe das System Arbeit und Sport optimiert."
Eine große Stütze sind unter anderem Arbeitgeber und Kollegen. "Ich habe sehr viele Freunde und Fans auf der Arbeit, die mitfiebern."
Die Wadenverletzung von der WM ist zwar noch nicht ganz ausgeheilt, woran er im Winter arbeiten möchte, weiß der Deutsche Meister aber schon genau. "Wir Deutschen haben auf den Langhürden alle das gleiche Problem", meint er. "Wir setzten das Nachziehbein zu langsam und verlieren dadurch Geschwindigkeit."
Das ist neben dem Rhythmuswechsel am Ausgang der zweiten Kurve das, woran Silvio Schirrmeister feilen wird. Wenn es Anfang Oktober wieder richtig losgeht im Training, ist bestimmt auch die Wade wieder voll belastbar.
Auf dem Weg zum großen Ziel Olympia 2016 ist die EM in Zürich (Schweiz) im nächsten Jahr eine wichtige Durchgangsstation. Endlich will der großgewachsene Athlet auch bei einem internationalen Jahreshöhepunkt sein Leistungsvermögen beweisen. "Eine 48er Zeit bin ich noch schuldig - vor allem mir selbst."
In den vergangenen beiden Jahren lag er mit seiner Bestzeit jeweils unter den besten Sechs in Europa - das lässt Träume vom EM-Finale zu und wer meint, dass der Vertrag mit dem Pech wieder dazwischen kommen könnte, irrt sich. "Den habe ich gekündigt", so Silvio Schirrmeister zuversichtlich.
Das sagt Bundestrainer Volker Beck: Silvio Schirrmeister hat sich weiter stabilisiert. Nach der Olympianorm für London 2012 konnte er sich 2013 in diesem Bereich etablieren und hatte gute Aussichten für die WM. Dann kam leider die Verletzung an der Wade dazwischen. Aber auch mit dem Sieg bei der Team-EM über den dort noch amtierenden Weltmeister kann er ein positives Fazit der Saison ziehen. Silvio arbeitet sowohl im Beruf als auch im Sport sehr zielstrebig, bewusst und zuverlässig. Er hat sich ein gutes Netzwerk aufgebaut. Mit Ulf Müller hat er seit vielen Jahren einen Trainer an seiner Seite, mit dem er sich blind versteht. Ich wünsche ihm, dass er seine Leistungsstärke auch beim Saisonhöhepunkt abrufen kann. Der erste Schritt dafür ist gemacht. |