Neue Nachweismethoden für Anabolika entwickelt
Durchbruch im Anti-Doping-Kampf: Die Analyselabore in Köln und Moskau haben Nachweismethoden entwickelt, mit denen Anabolika-Missbrauch ein halbes Jahr zurückverfolgt werden kann.
Den Doping-Fahndern ist ein spektakulärer Durchbruch beim Aufspüren von Sportbetrügern gelungen. Die Kontrolllabore in Köln und Moskau haben nach einem ARD-Bericht verbesserte Nachweismethoden für verbotene Substanzen entwickelt. Konkret können demnach das aus DDR-Zeiten bekannte Anabolikum Oral-Turinabol und die Substanz Stanozolol, mit der Ben Johnson 1988 bei Olympia überführt worden war, noch nach einem halben Jahr rückwirkend nachgewiesen werden.In diesem Jahr seien "Hunderte von Athletenproben" positiv auf die beiden Präparate getestet worden. Noch 2012 wären all diese Proben nach Auskunft der Labore unentdeckt geblieben, weil die "Nachweisfenster" kleiner waren. Dies berichtete die Dopingredaktion der ARD am Wochenende.
Nachtests gefordert
Anabolika gehören nach wie vor zu den am meisten zur Leistungsmanipulation genutzten verbotenen Mitteln der Welt. Bisher konnte zum Beispiel Stanozolol nur einige Wochen nach der Einnahme noch nachgewiesen werden. Da anabole Wirkstoffe nicht speziell zur Wettkampfvorbereitung genutzt, sondern in den Trainingsphasen zur Verbesserung der Kraft und Schnellkraft angewendet werden, macht eine Vergrößerung der Nachweiszeit auf ein halbes Jahr den Anabolika-Missbrauch für Athleten zu einem größeren Vabanquespiel.
Zittern müssen nun auch noch Anabolika-Betrüger, die bisher unentdeckt geblieben sind. IOC-Chefmediziner Arne Ljungqvist forderte, eingefrorene Dopingproben von Olympischen Spielen erneut zu untersuchen. "Dieser Fall ist ein gutes Beispiel für die Notwendigkeit, Nachtests der olympischen Dopingproben durchzuführen. Hier würde ich sicher Nachtests durchführen. Dafür haben wir ja das Mandat", sagte er der ARD.
"Nachweisfenster" sechs Monate und mehr
Aufgrund der bis Ende 2014 geltenden Verjährungsfrist von acht Jahren kämen für Nachkontrollen alle Dopingproben der Olympischen Spiele seit 2006 in Betracht. "Wir können die Nachtests nur empfehlen und nicht anordnen", sagte WADA-Generaldirektor David Howman. "Ich denke, dass unserer Empfehlung angesichts solcher sensibler Fakten auch gefolgt wird."
Das "Nachweisfenster" für die Entdeckung nach der Verabreichung von Oral-Turinabol beträgt nach Schätzungen des Moskauer Laborchefs Grigori Rodchenko jetzt sechs Monate und mehr. Das trifft nach ARD-Informationen auch auf die Substanz Stanozolol zu, die im Kölner Labor dank der neuen Nachweismethode entdeckt wurde. "Wir haben nach meiner Schätzung Hunderte von positiven Fällen, die wir sonst nicht hätten", erklärte der Kölner Doping-Analytiker Hans Geyer. "Mit diesen verbesserten Verfahren ist es bestimmt möglich, positive Fälle in Risikosportarten zu finden."
Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)