Neue Nominierungskriterien als Herausforderung
Eine kleine oder eine große Mannschaft? Für DLV-Generalsekretär und Sportdirektor Frank Hensel ist diese Frage im Hinblick auf die Weltmeisterschaften 2005 in Helsinki nur von untergeordneter Bedeutung.
Die deutsche WM-Mannschaft 2005 soll sich vor allem durch Leistungsstärke auszeichnen (Foto: Kiefner)
"Wenn viele Athletinnen und Athleten die Norm erfüllen, dann werden wir eventuell mit einer 65- bis 70-köpfigen Mannschaft fahren. Wenn es nur 40 Normerfüller sind, werden wir nur 40 mitnehmen. Es gibt von unserer Seite kein Bestreben, eine bestimmte Größe zu erreichen. Wir haben vielmehr den Anspruch, mit einer leistungsstarken Mannschaft zur WM zu fahren", betonte Frank Hensel in dieser Woche in Dortmund.Der Spitzenfunktionär in Personalunion geht davon aus, dass die Athletinnen und Athleten im Hinblick auf die WM 2005 den erhöhten Leistungsanspruch annehmen und die verschärften Nominierungsrichtlinien als Herausforderung betrachten.
Frage der Leistungsstabilität
Frank Hensel erinnerte daran, dass der DLV bei internationalen Großereignissen auch schon große Mannschaften hatte, die recht erfolgreich waren, denn die Anzahl der Medaillen bildet seiner Meinung nach nicht den alleinigen Bewertungsmaßstab für ein Team: "Entscheidend ist auch, wer mit welcher Leistung bereits in den Vorläufen ausscheidet. Dies ist vor allem eine Frage der Leistungsstabilität."
Als Sportdirektor forderte er in diesem Zusammenhang eine noch größere Vorbereitung im mentalen Bereich: "Dies ist ein Thema, dem wir uns in Zukunft weiter nähern müssen. Die amerikanische Olympiamannschaft hatte beispielsweise zwanzig Psychologen mit, die Stimmungen innerhalb des Teams auffingen und sofort einsprangen, falls es Probleme gab."
Bewährte Normen für Hallen-EM
Die strengen Maßstäbe, die der DLV im Hinblick auf die WM in Helsinki anlegen wird, gelten nicht für die Hallen-Europameisterschaften in Madrid. "Wir haben im Hinblick auf die anderen internationalen Titelkämpfe wie die Nachwuchs-Welt- und Europameisterschaften auf die Normen zurückgegriffen, die wir schon vor zwei Jahren hatten", erläuterte Frank Hensel.
Eine Hallen-EM hat seiner Meinung nach immer eine andere Bedeutung als eine WM. Diese Meisterschaft kann als ideales Sprungbrett für junge aufstrebende Athletinnen und Athleten dienen, weil dort die Konkurrenzsituation nicht so groß ist wie bei Olympischen Spielen oder einer Weltmeisterschaft. Der DLV möchte daher vom 4. bis 6. März mit einer jungen und leistungsstarken Mannschaft an der Hallen-EM in Madrid teilnehmen. Dies würde auch die Zielsetzung des DLV unterstreichen, der Hallensaison in Zukunft eine noch größere Bedeutung beizumessen.
Dualer Ansatz
Mit dem Perspektiv-Kader 2008 (wir berichteten) hofft der DLV, eine Gruppe von jungen Athletinnen und Athleten benannt zu haben, die aufgrund ihrer bisherigen Leistungsentwicklung und Rahmenbedingungen eine sportliche Perspektive bei den zukünftigen sportlichen Höhepunkten hat. "Wir haben das Vertrauen in unsere jungen Leute und ihre Trainer, dass sie diesen Weg schaffen können. Unsere Hilfe wird sich nicht nur auf den sportlichen Bereich beziehen, sondern im Sinne eines dualen Ansatzes auch Schule und Ausbildung mit einbeziehen", sagte Frank Hensel.
Die Planungen des DLV gehen über 2008 hinaus, denn bei den Weltmeisterschaften 2009 im eigenen Land möchte man im Berliner Olympiastadion besonders glänzen. Auch kommen einige Athletinnen und Athleten des Perspektiv-Kaders 2008 aufgrund ihres Alters noch für die Olympischen Spiele 2012 in Frage.