Neue Regeln umstritten - Reform der Reform?
Athleten forderten angesichts des Regelchaos die Abschaffung einiger Neuerungen, doch Hansjörg Wirz zeigte sich als Präsident des Europäischen Leichtathletik-Verbandes EA mit der Premiere der Team-EM am Wochenende im portugiesischen Leiria zufrieden.
„Ich bin überzeugt, dass wir in die richtige Richtung gehen. Wir wollen die Leichtathletik damit nicht zerstören, sondern in eine sichere Zukunft führen“, meinte der Schweizer zum Abschluss des zweitägigen Nachfolge-Wettbewerbs für den traditionsreichen Europacup. Deutschland feierte dabei den Premierensieg vor Russland und Großbritannien.Während die Athleten für die neuen Regeln mit weniger Fehlversuchen in Würfen und Sprüngen sowie Ausscheidungsrennen in den Langstreckenläufen wenig Verständnis hatten und mehrheitlich ihre umgehende Abschaffung forderten, will Hansjörg Wirz nicht aufgeben: „Wenn man im Sport Bestehendes ändert, gibt es immer Widerstand. Denn Veränderung bringt Unsicherheit. Aber keine Änderung heißt, wir existieren bald nicht mehr.“
Analysieren und modifizieren
Der Verband werde nun genau analysieren und dann über die Modifikation einiger Regeln entscheiden. Eine komplette Aufgabe des Reformpakets sei jedoch ausgeschlossen. „Das sind sicher Wettkampfformen, die wir weiter im Teambereich einsetzen werden.“
Auch das Format Team-EM mit nur noch einem Titel, für den Männer und Frauen der zwölf besten Mannschaften des Kontinents Punkte sammeln, hat aus Sicht von Hansjörg Wirz eingeschlagen. „Es war viel spannender als früher.“
Diese Erkenntnis, begründet auch auf den Neuerungen, ist allerdings kaum wahrgenommen worden. So schlussfolgerte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ online schon Stunden bevor der zweite Tag mit dem Sieg der deutschen Mannschaft überhaupt über die Bühne gegangen war: „Experiment gescheitert.“
Bestzeiten verhindert
Etwas wehmütig wertete die Potsdamer Hindernisläuferin Antje Möldner trotz ihres Erfolgs das Eliminationsprinzip: „Es hätten viele Bestzeit laufen können. Deshalb finde ich es ein bisschen schade.“
Für Stabhochspringerin Silke Spiegelburg, der insgesamt nur noch vier Fehlversuche zur Verfügung standen, war es „ganz schön anstrengend, weil wir mitrechnen mussten, was die anderen für Fehlversuche gemacht haben“. Die Leverkusenerin meinte auch: „Ich glaube, für die Zuschauer macht es überhaupt keinen Spaß, denn kein Zuschauer macht sich die Mühle, die Fehlversuche mitzuzählen.“
Null-Fehlstartregel akzeptiert
Während sich Rüdiger Harksen auf der Welle der Euphorie über einen historischen Erfolg freute, merkte der Cheftrainer Track des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) auch an: „Als gelungen würde ich die neue Null-Fehlstartregel werten. Damit können wir im Sprint leben. Die Ausscheidungsrennen im Lauf führen dagegen zu Spielereien. Da müssen wir uns mit den Kollegen noch austauschen.“ Als „guten Weg“ bezeichnete Rüdiger Harksen seinerseits die gemeinsame Wertung von Frauen und Männern als Team.
Insgesamt scheint die Europacup-Reform zumindest in Ansätzen sinnvoll, eine Reform der Reform ist allerdings nach den Eindrücken und Problemen von Leiria bis zum nächsten Jahr auch ziemlich wahrscheinlich.
mit Material des Sport-Informations-Dienstes (sid)
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