Neue Serie: Fit in jedem Alter
Läufer leben länger – wenn sie richtig trainieren. Wir zeigen Ihnen, wie es geht. Und wie Sie ganz nebenbei auch noch effektiver trainieren. Wir beginnen unsere Serie mit den jüngsten Läufern zwischen neun und 17 Jahren.
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Dieser Spruch stimmt zwar in seiner Absolutheit nicht, denn auch Erwachsene können glücklicherweise noch komplexe Bewegungsabläufe erlernen. Kinder und Jugendliche sind in dieser Hinsicht aber viel lernfähiger. Man hat zudem herausgefunden, dass Kinder, deren Motorik gefordert und gefördert wird, einen höheren Intelligenzquotienten aufweisen.Insofern sollte beim Training von Kindern und Jugendlichen ein Schwerpunkt auf dem spielerischen Erlernen verschiedener Bewegungsabläufe liegen. Das pure Abspulen von Laufkilometern ist nicht sinnvoll!
Empfehlenswert: Der Leichtathletik-Verein
Empfehlenswert ist für diese Altersgruppe ein Leichtathletik-Verein. Hier wird nicht nur gelaufen, sondern den Heranwachsenden werden auch andere leichtathletische Disziplinen nähergebracht. Die hierbei erlernte Körperbeherrschung wird im späteren (Sportler-)Leben Gold wert sein.
Dabei war es jahrelang verpönt, Kinder längere Strecken schnell laufen zu lassen. Angeblich sei es nicht gut für ihre Entwicklung, so richtig außer Atem zu kommen. Kinder sollten beim Sport nicht in eine Sauerstoffschuld geraten - die gängige Lehrmeinung findet sich immer noch in vielen Sportbüchern. An der Deutschen Sporthochschule in Köln haben Wissenschaftler herausgefunden, dass diese Ansicht nicht zu halten ist. „Kinder können sehr wohl anaerob trainieren, solange das spielerisch erfolgt“, sagt Dr. Billy Sperlich. Er ergründet für Momentum, das deutsche Forschungszentrum für Leistungssport, wie Ausdauertalente sportlich gefördert werden müssen, um sich optimal zu entfalten.
Pulswerte über 190 Schläge pro Minute sind okay
Fangspiele und Wettrennen seien ideal geeignet, um bei Kindern Laufbegeisterung zu erzeugen. „Dabei kann der Puls locker 190 Schläge pro Minute oder mehr erreichen“, sagt der Wissenschaftler, „die Belastung der Kinder entspricht dann der eines Erwachsenen beim Dauerlauf.“
Das Training im Leichathletik-Verein hat aber weitere Vorteile: Beim Training in der Gruppe kommt keine Monotonie auf, und das Kind bleibt motiviert.Viele Aspekte des „späteren Lebens“, wie das Einhalten von Terminen, Sozialverhalten in einer Gruppe, zielgerichtetes Arbeiten bei der Vorbereitung auf einen Wettkampf und der Umgang mit Leistungsdruck beim Wettkampf, werden im Verein erlernt.
Vorschlag für eine sinnvolle Sportwoche
Montag | Sportpause |
Dienstag | Leichtathletiktraining: Dauerlauf und Technik (Lauf oder andere Disziplin) |
Mittwoch | Ausdauer: Radfahren oder Lauf in der Gruppe oder allein |
Donnerstag | Sportpause |
Freitag | Leichtathletiktraining: Dauerlauf und Technik (Lauf oder andere Disziplin) |
Samstag | Alternativsportart: Ballspiele, BMX, Schwimmen, ... je nach Interesse |
Sonntag | Ausdauer: Radfahren oder Lauf in der Gruppe |
Darauf müssen Eltern achten
Unsere Gesellschaft bewegt sich im Durchschnitt immer weniger, die Zahl übergewichtiger Kinder und Jugendlicher ist hoch wie nie. Heranwachsenden wird heutzutage ein riesiges Spektrum an Freizeitaktivitäten - auch „nicht-sportlicher“ Art - geboten. Ein schon übergewichtiges Kind wird schwer den Zugang zum Laufen finden.
Die Zeit bei Jugendlichen ist knapp bemessen: Schule, Hausaufgaben, Mithilfe in der Familie und nicht-sportliche Freizeitaktivitäten, Nebenjobs lassen oft wenig Spielraum für ein regelmäßiges Training.
Hier sind besonders die Eltern gefragt: Unterstützen Sie Ihr Kind, motivieren Sie es früh zu körperlicher Aktivität, wirken Sie Übergewicht entgegen. So wird das Kind eher Gefallen am Sport finden. Bieten Sie Ihrem Kind einen Verein an, organisieren Sie möglicherweise Fahrdienste mit Nachbarskindern, so senken Sie die Hemmschwelle für das Kind, etwas Neues anzufangen. Zeigen Sie Interesse am Fortschritt Ihres Kindes im Verein, begleiten Sie es zu Wettkämpfen.
Apropos Wettkampf: Ein Marathon ist für ein Kind nicht sinnvoll (in Deutschland ohnehin erst ab 18 möglich), denn für einen Marathon-Wettkampf müssen viele Kilometer gelaufen werden. Diese Art von Training ist absolut nicht kindgerecht, da körperlich und geistig viel zu einseitig. Auch wenn Kinder und Jugendliche motiviert zum Training gehen – es können immer wieder Phasen auftreten, in denen gern das sprichwörtliche „Handtuch“ geworfen wird.
Besonders in der Pubertät, wenn wachstumsbedingte Verletzungen wie Sehnenansatzreizungen eine vorübergehende „Null-Bock-Stimmung“ und Schulprobleme dem Sport im Weg stehen. Dem allen beugt abwechslungsreiches Training in einer netten Trainingsgruppe unter Anleitung eines kompetenten Trainers vor.