Neue Wege und zentrale Aussagen
Das Drehwerfen und die Entwicklung der Sprungfähigkeit standen am vergangenen Samstag beim 35. Nikolaus-Lehrgang in Schwäbisch Gmünd im Mittelpunkt. Die Veranstaltung, erstmals auch Regionalkonferenz des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), lockte 180 Teilnehmer an. „Wir sind stets auf der Suche nach neuen Wegen“, sagte ein zufriedener Organisator und WLV Lehrwart Fred Eberle.
So still ist es selten bei Veranstaltungen in der Schwäbisch Gmünder Großsporthalle. Eine Stimme erklingt, sie erklärt die Übungen, die gerade vorgeführt werden. Auf der Tribüne sitzen Leichtathletik-Übungsleiter und Trainer. Sie lauschen, sie schreiben mit, sie schauen zu. Es hat fast etwas von einer Predigt, so andächtig ist die Stimmung. Die Stimme gehört zu Fred Eberle, dem Gmünder Leichtathletik-Experten. Wenige Minuten später ist Mittagspause, ein Teilnehmer gibt Fred Eberle die Hand. „Fred, wo bekommst du immer die Leute her?“ Die Antwort: „Ach, die kommen von alleine.“Man darf behaupten, dass der von Fred Eberle jährlich organisierte Nikolaus-Lehrgang zum Selbstläufer geworden ist. Die Qualität der Vorträge ist kein Geheimnis, weshalb der DLV den Lehrgang erstmals als Regionalkonferenz ankündigte – was wiederum 180 Gäste anzog. Und auch hochkarätige Referenten wie Jürgen Schult. Der amtierende Diskus-Weltrekordler (74,08 Meter), heute DLV-Blocktrainer Wurf und Disziplintrainer Diskus, war ebenso in Schwäbisch Gmünd wie Dr. Frank Lehmann vom Institut für angewandte Trainingswissenschaften in Leipzig. Eckhard Hutt (Disziplintrainer Nachwuchs Sprung) war da, Peter Salzer (Landestrainer und Leiter des Wurfteams Baden-Württembergs) auch, Jutta Bryxi, Christian Weber (beide vom WLV Lehrstab) und Fred Eberle sowieso.
Fred Eberle hatte wieder ein Programm zusammengestellt und ein Lehrseminar organisiert, das sich sehen lassen konnte. Und das in sich schlüssig war: Erst gab es eine theoretische Einführung. Dabei wurde über die Perspektiven der Leichtathletik und über den langfristigen Leistungsaufbau referiert. Im Anschluss folgte ein Praxisteil für Schüler der Vereine im Ostalbkreis unter dem Motto: „Gut gedreht und weit hinaus – vom Laufen, Hüpfen und Springen zum Werfen“.
Mit neuen Ideen gegen den Mangel an Zeit und Geduld
Daran wurde eine Praxisdemonstration für Jugendliche angeschlossen (Motto: „Den Drehwurf lernen – Methodische Reihe zum Diskuswurf“). Neben dem Drehwerfen ging’s zudem später um den Sprungbereich. Eckhard Hutt vermittelte mit einer Trainingsgruppe der LG Staufen die Sprungfähigkeit als Grundvoraussetzung für die Leichtathletik.
„Die Themen variieren jährlich“, sagte Fred Eberle. „Und entsprechend kommen Leute, die sich dafür interessieren. Entscheidend ist, dass wir vom Lehrstab immer nach neuen Wegen suchen, um die Schlüsselelemente in der technischen und koordinativ-konditionellen Ausbildung vorzustellen. Denn oft nimmt man sich im Trainingsalltag nicht genügend Zeit oder hat zu wenig Geduld.“
Die sechs „Thesen zur Leichtathletik“
Speziell um die Vermittlungsmethodik und den stufigen Aufbau der Lernschritte war der Lehrgang bemüht. So wurden in einer Diskussionsrunde die „Thesen zur Leichtathletik“ zusammengefasst. Sechs wichtige Thesen erarbeiteten die Trainer, Lehrer und Betreuer gemeinsam mit den Referenten. Sie sollen nun allen als Orientierungshilfe für ihr Training mit Kindern und Jugendlichen dienen und sind die Kernaussagen einer leichathletischen Nachwuchsförderung:
- Nachwuchstraining ist Voraussetzungstraining, die Leistungsentwicklung läuft langfristig und behutsam
- Laufen, Springen und Werfen sind Basiselemente des Sports
- Eine hochgradige Spezialisierung ist erst ab dem späten Jugendalter effektiv
- Der kompetente Trainer ist der Zentralpunkt in einem qualifizierten Training
- Leichtathletik hat einerseits wichtige tradierte Werte, andererseits ist sie eine hochaktuelle Sportart
- Die Leichtathletik muss einen zentralen Platz im Schulsport einnehmen
Quelle: Gmünder Tagespost/Rems Zeitung