| ISTAF 3.0

Neues Konzept überzeugt Robert Harting und Kollegen

Pyrotechnik, ein LED-Podest und verbesserte Akustik. Die Veranstalter des ISTAF sind am Sonntag neue Wege in der Präsentation der Leichtathletik gegangen und wurden mit toller Stimmung und zufriedenen Athleten belohnt.
Jan-Henner Reitze

"Es war ein höherer Genussanteil." So fasste Robert Harting das Erlebnis ISTAF 2014 zusammen. Der Olympiasieger im Diskuswerfen war wieder einmal die Galionsfigur des Meetings und gehört zu denen, die medienwirksam Änderungen in der Präsentation der Leichtathletik fordern.

Mit dem ISTAF Indoor haben die Veranstalter in dieser Beziehung im Winter neue Maßstäbe gesetzt und auch einige Ideen und Impulse von Robert Harting umgesetzt. Die Leichtathletik mit mehr Showelementen in einem 74.000-Zuschauer-fassenden Stadion zu inszenieren, ist noch einmal eine ganz andere Herausforderung als in einer Hightech-Mehrzweckhalle wie der O2-World.

Flammende Athleten-Präsentation

Die ISTAF-Macher nahmen sich der Aufgabe an und zum Beispiel Robert Harting haben die Neuerungen überzeugt. Wie alle Teilnehmer der technischen Disziplinen wurden auch die Diskuswerfer einzeln vorgestellt. Dabei kamen sie aus einem vernebelten Tunnel, vorbei an Feuerfackeln und betraten ein LED-Podest. "So fing der Wettkampf nicht irgendwo an und die Zuschauer kannten die Gesichter der Athleten", meinte Robert Harting, der es auch gut fand, dass Pyrotechnik aufflammte wenn ein Diskus später im Wettkampf jenseits der 65 Meter einschlug. "Das dient der Übersetzung der Leistung. Die Zuschauer wissen: Das war ein guter Wurf."

Mit seinen 68,21 Metern und insgesamt vier Versuchen mit aufflammenden Fackeln versetzte der Europameister die Zuschauer in Begeisterung - und nutzte seinen "Wohnzimmer-Effekt" für Weltklasse-Weiten. "Ich würde am liebsten alle Zuschauer mit nach Rio nehmen, ich stehe hier so stramm. Ich kann plötzlich auf Fähigkeiten zugreifen, die ich oft gesucht habe dieses Jahr", erneuerte Robert Harting seine Liebeserklärung an sein Heimstadion.

Christina Schwanitz fühlt sich mehr im Mittelpunkt

Mehr Musik, präsentere Stadionsprecher und ein gekürztes Programm sollten das ISTAF nicht nur für die Zuschauer attraktiver machen, die Aufmerksamkeit sollte auch besser gelenkt werden, um den Athleten und ihren Leistungen noch mehr gerecht zu werden.

Das gelang zum Beispiel im Kugelstoßen der Frauen. "Mir hat das Meeting wesentlich mehr Spaß gemacht als im letzten Jahr. Unser Wettkampf stand mehr im Augenmerk. Alle haben mitgefiebert.", erklärte Europameisterin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge), die sich mit 19,53 Metern im sechsten Versuch zurück an die Spitze gekontert hatte.

Antje Möldner-Schmidt lässt sich nicht ablenken

Für Hindernis-Europameisterin Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus) war der Auftritt beim ISTAF ein Fest zum Genießen. Da machte es auch nichts, dass im Rennen ein wenig die Kraft fehlte. Nach dem EM-Coup waren ungewohnt viele Aufgaben abseits der Laufbahn angefallen. Trotzdem kam auf Rang fünf (9:34,49 min) die zweitschnellste Zeit des Jahres raus.

Die zur Verstärkung des Lautstärkepegels ausgerufene "ISTAF-Runde" am Ende jedes Rennens und den ein oder andere Feuerkegel am Rande der Laufbahn bekam Antje Möldner-Schmidt kaum mit - so konzentriert ist die 30-Jährige, wenn sie läuft. Etwas anders empfand das Sanaa Koubaa (LG Stadtwerke Hilden; 9:52,10 min), die Achte wurde. "Ich lasse mich im Rennen sowieso leicht ablenken", erklärte die EM-Finalistin von 2010.

Das zeigt: Auch die Athleten müssen mit Neuerungen erst einmal umgehen lernen - zum Beispiel auch mit Interviews während des Wettkampfes, wie sie bei der Übertragung von "Berlin fliegt!" am Samstag gemacht wurden.

Kommen wieder mehr Zuschauer?

Letzten Endes endscheidet auch jeder einzelne Zuschauer, ob die neue Präsentation beim ISTAF ein Erfolg wird - indem er im nächsten Jahr wiederkommt. Mit 45.322 Zuschauern kamen diesmal etwas weniger Leichtathletik-Fans als in den vergangenen Jahren. Die Veranstalter erklären das mit gedämpften Verkaufszahlen während der Fußball-WM, einem ausgebliebenen Schub durch die EM und dem durch einen verregneten Morgen geringen Absatz an den Tageskassen.

Die Zuschauerzahlen am Fernsehschirm der ARD-Übertragung mit 2,2 Millionen in der Spitze stellten Meeting-Direktor Martin Seeber schon mehr zufrieden. Und auch die Stimmung im Stadion nährt seine Zuversicht, dass im nächsten Jahr wieder mehr als 50.000 Zuschauer kommen. "Wir haben einen großen Schritt gemacht. Ich gehe davon aus, dass die Leute weitererzählen, dass es ihnen gefallen hat."

Sicher sein kann er sich schon, dass die Athleten wiederkommen werden, die durchweg ein positives Feedback gaben. Der Termin für 2015 steht auch schon fest: Am 6. September 2015 geht das ISTAF in seine 74. Auflage.

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