New York – Tesfaye Jifar trägt die Startnummer 1
Der mit 475.000 Dollar Preisgeld dotierte New York-Marathon ist eins der größten Sport-Events in der Welt. Knapp zweieinhalb Millionen Menschen säumen den Kurs quer durch alle fünf Stadtteile der US-Metropole. Mehrere Millionen sitzen am kommenden Sonntag auch wieder gebannt vorm Fernseher (live ab 16.30 Uhr auf Eurosport) und schauen zu, wenn 30.000 Läufer und Läuferinnen auf der Verrazano Narrows-Bridge die 42,195 Kilometer in Angriff nehmen. Vorne stehen wie immer die Elite-Felder bei Männern und Frauen, wobei Vorjahressieger Tesfaye Jifar aus Äthiopien bei der 33. Auflage die Startnummer 1 tragen wird.

Der Franzosen Mohamed Ouaadi ist einer der Mitfavoriten. (Foto: Hörnemann)
Schon in jungen Jahren wagte er sich auf die klassische Distanz. Tesfaye Jifar war gerade mal 22, als er 1998 in Bahr Dar debütierte. 1999 gewann der Äthiopier bereits Bronze bei der Halbmarathon-WM, dann steigerte er den Uralt-Landesrekord von Belayneh Dinsamo (2:06:51 h in Rotterdam 1988) in Amsterdam um eine Sekunde auf 2:06:50 Stunden. 2000 folgte eine weitere Bronzemedaille bei der Halbmarathon-WM, doch die Olympischen Spiele, wo sein Landsmann Gezahegne Abera triumphierte, verpasste er aus gesundheitlichen Gründen. 2001 wurde Jifar Zweiter bei der Halbmarathon-WM hinter seinem Freud und Trainingspartner Haile Gebrselassie und dann auch noch Siebter bei der WM in Marathon, bevor er in New York seinen ersten Marathon-Sieg feierte.Im Vorjahr fiel der Streckenrekord
Nach den Terroranschlägen am 11. September, als das World Trade Center mitten in New York zerstört wurde, wussten viele nicht, ob sie starten sollten oder nicht. Tesfaye Jifar, ein gläubiger Christ, war sich hundertprozentig sicher, dass er mitmachen würde. "Das ist mein Job", sagte Jifar, "ich muss laufen." Drei Monate nach der Weltmeisterschaft in Edmonton ("So viel Pause brauch' ich zwischen zwei Rennen") war er in Topform und steigerte in seinem vierten Saisonrennen (Tokio, London, Edmonton und New York) den zwölf Jahre alten Streckenrekord des Tansaniers Juma Ikangaa (2:08:01 h) auf 2:07:43 Stunden. Als Belohnung gab es 80.000 Dollar Siegprämie, weitere 50.000 Dollar für den Rekord und einen Wagen von Pontiac.
Lufthansa macht Jifar nachträglich zum VIP
Tesfaye Jifar ist in der Gegend von Lencha nahe der Stadt Ambo geboren, wo seine Eltern mit Ackerbau und Viehzucht ihren Lebensunterhalt verdienten. Er hat noch sechs Brüder, zu denen auch Habte Jifar, ein 10.000-Meter-Spezialist mit einer Bestzeit von 27:06,45 Minuten (1989) gehört, und eine Schwester. "Ich habe eigentlich nie ans Laufen gedacht, bis ich vor sieben Jahren in Addis Abeba war, um Habte bei einem Wettkampf zu sehen", erinnerte sich Tesfaye Jifar, "anschließend haben wir gemeinsam trainiert." Mittlerweile ist er der Erfolgreichere von beiden und erhielt nach seinem Triumph in New York sogar eine Einladung in die TV-Show von David Letterman. Terefe, sein Bruder, der in Boston lebt, begleitete ihn und erzählte von einem lustigen Erlebnis. "Als wir mit der Lufthansa geflogen sind, saß Tesfaye in der Economy-Class", berichtete er und fügte mit breitem Grinsen hinzu, "aber als sie hörten, dass er den New York-Marathon gewonnen hatte, setzten sie ihn in die First-Class." Auf einen Schlag beförderten sie ihn zu den VIPs, den "Very Important Persons", zu denen Tesfaye Jifar in Läuferkreisen längst zählt.
Der New York Road Runners Club (NYRRC) hat ihn als Titelverteidiger an die Spitze des Elitefeldes gesetzt. Tesfaye Jifar hat standesgemäß die Startnummer 1 erhalten. Auf ihn müssen die Zuschauer live an der Strecke oder am Fernsehen besonders achten, wenn das Männer-Rennen mit lauten Kanonenknall gestartet wird.
Hier die aussichtsreichsten Teilnehmer:
Elite Männer (Start: 11.10 Uhr Ortszeit):
1. Tesfaye Jifar (Jahrgang 1976), ETH, 2:06:49 Amsterdam 1999
2. Japhet Kosgei (Jg. 1968), KEN, 2:07:09 Rotterdam 1999
3. Stefano Baldini (Jg. 1971), ITA, 2:07:29 London 2002
4. Mohamed Ouaadi (Jg. 1969), FRA, 2:07:55 Fukuoka 1999
5. Rodgers Rop (Jg. 1976), KEN, 2:09:02 Boston 2002
6. Christopher Cheboiboch (Jg. 1977), KEN, 2:09:55 Boston 2002
7. Hendrik Ramaala (Jg. 1972), RSA, 2:09:43 London 2000
8. Jon Brown (Jg. 1971), GBR, 2:09:44 London 1999
9. Silvio Guerra (Jg. 1968), ECU, 2:09:49 Chicago 1999
10. Meb Keflezighi (Jg. 1975), USA, Marathon-Debüt
11. Mark Carroll (Jg. 1972), IRL, Marathon-Debüt
12. Rachid Ziar (Jg. 1972), ALG, 2:09:53 Paris 2002
14. Stephen Ndungu (Jg. 1967), KEN, 2:10:27 Los Angeles 2002
15. Luis Novo (Jg. 1970), POR, 2:10:28 Wien 2001
16. Gert Thys (Jg. 1971), RSA, 2:06:33 Tokio 1999
17. Shaun Creighton (Jg. 1967), AUS, 2:11:54 Chicago 2001
18. Hirayama Mitsuhori (Jg. 1976), JAP, 2:12:25 Chicago 2001
19. Jeff Schiebler (Jg. 1973), CAN, Marathon-Debüt
20. Sreten Ninkovic (Jg. 1972), YUG, 2:12:39 Austin 2002
21. Laban Kipkemboi (Jg. 1977), KEN, Marathon-Debüt
22. Shem Kororia (Jg. 1972), KEN, 2:09:32 New York 1999
23. Simon Mpholo (Jg. 1975), RSA, 2:13:13 Port Elizabeth 2001
24. Gabriel Muchiri (Jg. 1980), KEN, Marathon-Debüt
Elite Frauen (Start: 10:35 Uhr Ortszeit):
F1. Margaret Okayo (Jg. 1976), KEN, 2:20:53 Boston 2002
F2. Ludmila Petrova (Jg. 1968), RUS, 2:22:33 London 2002
F4. Lornah Kiplagat (Jg. 1974), KEN, 2:22:36 Chicago 2000
F5. Soia O'Sullivan (Jg. 1969), IRL, 2:35:42 Dublin 2000
F6. Joyce Chepchumba (Jg. 1970), KEN, 2:23:22 London 1999
F7. Esther Kiplagat (Jg. 1966), KEN, 2:25:32 Paris 2002
F8. Maria Guida (Jg. 1966), ITA, 2:25:57 Carpi 1999
F9. Kerryn McCann (Jg. 1967), AUS, 2:25:59 London 2000
F10. Marla Runyan (Jg. 1969), USA, Marathon-Debüt
F11. Olivera Jevtic (Jg. 1977), YUG, Marathon-Debüt
F12. Zinaida Semyonova (Jg. 1962), RUS, 2:26:51 St. Paul 2001
F13. Jane Salumäe (Jg. 1968), EST, 2:27:04 Turin 1997
F14. Lyubov Denisova (Jg. 1971), RUS, 2:28:49 Los Angeles 2002
F16. Milena Glusac (Jg. 1975), USA, 2:34:46 New York 2001
F17. Lyudmila Biktasheva (Jg. 1974), RUS, 2:34:49 Osaka 2002
F18. Sylvia Mosqueda (Jg. 1966), USA, 2:36:36 los Angeles 2002
F19. Kim Fitchen (Jg. 1968), USA, Marathon-Debüt
F20. Tina Maria Ramos (Jg. 1971), ESP, 2:34:05 Rotterdam 2002
F23. Carol Howe (Jg. 1965), CAN, Marathon-Debüt
F24. Yamna Belkacem (Jg. 1974), FRA, Marathon-Debüt
F25. Janina Malska (Jg. 1970), POL, 2:42:37 Odense 2001