Nicht nur Blanka Vlasic im Ariane-Schatten
In Karlsruhe liebt man Zahlenspiele und trifft dabei auch noch gern ins Schwarze. Dass Ariane Friedrich beim Hallen-Meeting am Sonntag zum 25. Jubiläum der Veranstaltung die Nummer 205 ausgehändigt bekommen hatte und dann genau 2,05 Meter hoch sprang, konnte kein Zufall mehr sein, sondern eine Vorhersehung. Im letzten Jahr, als die Schwedin Susanna Kallur in Weltrekord-Zeit durch den Hürdenwald brauste, war es schon ähnlich gewesen.
Der gefeierte Star eines gelungenen Leichtathletik-Nachmittags war in vielerlei Hinsicht eine Aufsehen erregende Erscheinung. Strahlend hellblond und damit viel blonder als ihre große Rivalin, Weltmeisterin Blanka Vlasic aus Kroatien. Auch ihr rot und weiß längs gestreiftes Oberteil, das sie zwischen den Versuchen mitunter zur Schau trug, erregte die Aufmerksamkeit der 4.500 gebannten Zuschauer, zu denen auch die deutsche Noch-Rekordhalterin Heike Henkel gehörte.Diese applaudierten am Ende nach dreimal gerissenen 2,07 Metern auf Kommando mit einem Anflug von apathischer Bewunderung so brav, als könnten sie gar nicht glauben, dass es schon vorbei sein soll. Doch blonde Haare und karnevalstaugliche Klamotten alleine machen, so sehr sie auch in ihren Bann ziehen, noch lange keine Weltklasse-Athletin, die auftrumpft wie nie zuvor und mit ihrer Leistung zu einer der besten Hochspringerinnen, die diese Welt jemals hatte, aufsteigt.
Griff in die Trickkiste
Dafür bedarf es einer ganzen Menge Selbstvertrauen und daran, dass sie das hat, ließ Ariane Friedrich keinen Zweifel aufkommen. Die Frankfurterin griff in die psychologische Trickkiste, als sie nach übersprungenen 1,90 Metern die nächsten beiden Höhen ausließ, während die verdutzte Blanka Vlasic anfing sich abzumühen. Die Kroatin, überstrahlt von ihrer deutschen Rivalin, hielt aber wacker und mit allem, was sie aufbieten konnte, dagegen. Letzten Endes musste sie sich nur aufgrund von mehr Fehlversuchen geschlagen geben.
Eine Woche vor den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig (21./22. Februar), bei denen sie ihr Titel-Abonnement verlängern darf, feierte Ariane Friedrich damit in Baden eine Generalprobe, die selbsterklärenderweise nur noch der Papierform wegen diesen Namen benötigte.
Ihre nationalen Kollegen der anderen Disziplinen, für die das Wort Generalprobe weit bedeutender schien, stellte sie ob der Freude über eine schwarz-rot-goldene Weltklasse-Kraft in ihren Schatten.
Läufer auf Ehrenrunden
Diesem konnten sich die deutschen Läufer dann auch trotz Ehrenrunden nicht entziehen. Dort ließ sich der Tübinger Arne Gabius nach einem dritten Platz über 3.000 Meter für die Erfüllung der Hallen-EM-Norm mit sichtlichem Genuss feiern und das oder zumindest seine Leistung wollte er als das „richtige Signal an die deutsche Konkurrenz“ verstanden haben.
Wolfram Müller, ebenfalls Dritter, allerdings über 1.500 Meter, wählte zwar auch die Option einer Zusatzrunde, im Ausblick aber eine andere Strategie. Der Pirnaer lief so schnell wie erst einmal zuvor unter dem Dach, für die Hallen-DM schob er aber weitaus weniger beeindruckt von sich selbst dem Berliner Carsten Schlangen die Favoritenrolle zu.
Auf der bekannt schnellen Karlsruher 60 Meter-Bahn, egal ob mit oder ohne Hürden, mussten einige der deutschen Hoffnungen für die Hallen-EM in Turin (Italien; 6. bis 8. März) noch Lehrgeld bezahlen und anerkennen, dass ein Rennen auf einem guten Belag noch lange kein Selbstläufer ist, der europäischen Ansprüchen genügt.
Stabis funken
Die 60 Meter der Männer bestimmten zwei Italiener, die man nun auch für die Hallen-EM auf der Medaillenrechnung haben muss, Tobias Unger (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg; 6,67 sec) wurde als einziger Deutscher im Finale Siebter. Auf den 60 Meter Hürden zeigte zumindest Erik Balnuweit als Vierter, dass er auf einem guten Weg ist, um dann beim Heimspiel in Sachsen die Rolle des titelträchtigen Lokalmatadoren zu übernehmen.
Es gibt es also, das Licht im Schatten und das könnte in Leipzig wieder um einiges strahlender erscheinen, als es das bei dem internationalen Meeting möglich war.
Ähnliches dürfen auch die deutschen Stabhochspringer, die in Karlsruhe schon wieder unüberhörbar auf Signalfunk aus dem Ariane-Schatten sendeten, für sich in Anspruch nehmen. Der Filstaler Alexander Straub und der Kornwestheimer Fabian Schulze taten als Angehörige der „jungen Generation“ das Nötige, um ihre Position für die Titelkämpfe am nächsten Wochenende zu untermauern.
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