Niklas Rothes: "War nie der typische Sprinter"
Ab sofort läuft er ohne Hürden: Niklas Rothes (TSV Bayer 04 Leverkusen) verlässt die Hürdenstrecke und konzentriert sich nur noch auf die flache Sprintdistanz - mit Erfolg. Im Interview spricht er über die überraschende Erfüllung der U23-EM-Norm über 100 Meter, sein Autokennzeichen und warum er eigentlich kein Sprinter ist.
Niklas Rothes, wann ist die Entscheidung gefallen, dass Sie dem Hürdensprint den Rücken kehren und sich künftig ganz auf die flachen Sprintstrecken konzentrieren werden?Niklas Rothes:
Das haben wir im vergangenen Winter entschieden. In den letzten Jahren hatte ich immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Auslöser dafür war in der Regel die Hüftverdrehung im Moment der Hürdenüberquerung. Somit musste ich mir am Ende eingestehen, dass es besser ist, von den Hürden Abstand zu nehmen.
Klingt, als sei es Ihnen schwer gefallen...
Niklas Rothes:
...nein. Eigentlich nicht. Vor allem, weil wir sehr schnell gemerkt haben, dass es mit der Flachstrecke sehr gut klappt. Von daher freue ich mich auf meine neue Aufgabe.
In Weinheim sind Sie Ende Mai 10,40 Sekunden über 100 Meter gelaufen. Hat Sie diese Zeit selbst überrascht?
Niklas Rothes:
Ja, ein bisschen schon, zumal ich meine Bestzeit erst zwei Wochen zuvor schon um zwei Zehntel auf 10,65 Sekunden gesteigert hatte. Und dann gleich eine 10,40 – damit hätte ich nie gerechnet.
Mit dieser Zeit haben Sie die Norm für die U23-EM in Tampere geknackt. Das wäre Ihre erste internationale Meisterschaft...
Niklas Rothes:
...das stimmt. Davon hätte ich im Vorfeld der Saison niemals zu träumen gewagt. 2008 habe ich ja schon einmal bei einem Länderkampf gegen Polen mitgemacht. Seitdem war es immer mein Ziel, das Nationaltrikot noch einmal tragen zu dürfen. Und mit der Normerfüllung bin ich jetzt auf einem guten Weg, dass das in diesem Jahr klappen wird.
Sie sind 22 Jahre alt. Warum haben Sie den Umstieg denn nicht früher gewagt?
Niklas Rothes:
Ich war irgendwie nie der typische Sprinter. Und da die Hürden eigentlich auch ganz gut geklappt haben – bei der Jugend-DM 2010 bin ich immerhin 13,75 Sekunden gelaufen – haben wir gedacht, dass ich mich über diese Strecke weiter gut entwickeln werde. Aber dann kamen immer wieder Verletzungen, die mich ausgebremst haben.
Betrachten Sie denn den Hürdensprint als eine „gute Schule“ für die flachen Strecken?
Niklas Rothes:
Nein, das denke ich nicht. Allein von der Schrittlänge her sind das zwei ganz unterschiedliche Sachen. Zwischen den Hürden tritt man ja sehr kurz, bei der flachen Distanz versucht man hingegen einen möglichst langen Schritt zu machen.
Hand aufs Herz: Fehlen die Hürden Ihnen manchmal?
Niklas Rothes:
Nein, im Moment überhaupt nicht (lacht). Das ist natürlich leicht zu sagen, wenn der Erfolg da ist. Von daher finde ich gerade alles gut, so wie es ist.
Woran müssen Sie noch arbeiten, um noch schneller zu werden?
Niklas Rothes:
Zu allererst kann ich meine Kraftwerte noch entscheidend verbessern. Und technisch ist natürlich auch noch nicht alles ausgereift. Aber das kann man in der kurzen Zeit wohl auch nicht erwarten.
Sie studieren an der Deutschen Sporthochschule in Köln den Schwerpunkt „Management“. Lässt sich das gut mit Ihrem Sport vereinbaren?
Niklas Rothes:
Eigentlich schon. Sicher ist es manchmal ziemlich anstrengend, Studium und Training unter einen Hut zu bekommen, aber ein zweites Standbein neben dem Leistungssport ist mir sehr wichtig.
Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?
Niklas Rothes:
Am liebsten auch mit Sport, im Sommer gern Beachvolleyball oder Surfen. Natürlich treffe ich mich aber auch gern einfach nur so mit meinen Freunden und wir unternehmen etwas zusammen.
Was sind Ihre Ziele für 2013?
Niklas Rothes:
Mit der Normerfüllung für die U23-EM habe ich meine Zielsetzung eigentlich schon übertroffen. Wenn ich wirklich in Tampere dabei sein dürfte, wäre das schon ein Traum. Alles Weitere wäre dann nur das i-Tüpfelchen auf diese Saison.
Haben Sie einen sportlichen Traum?
Niklas Rothes:
Das verrät ein Blick auf mein Autokennzeichen (lacht). Da stehen die Ziffern „2016“. Das habe ich ganz bewusst so ausgesucht. Und ich werde alles daran setzten, bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro tatsächlich dabei zu sein. Das hängt natürlich von vielen Faktoren, besonders von meiner Gesundheit, ab. Aber träumen ist ja erlaubt.
Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift