Nils Schumann - Von Erfolg zu Quälerei
Er war der Laufheld des gerade angebrochenen, neuen Jahrtausends: Nils Schumann schien nach seinem 800-Meter-Olympiasieg von Sydney (Australien) 2000 erst am Beginn einer großen Karriere zu stehen. Er war 22 und schon ganz oben. Dann stoppten ihn schwere Verletzungen. In einem Interview mit dem Bonner Generalanzeiger äußert er sich kritisch und nachdenklich über seine Laufbahn. Und spricht sehr offen über das Thema Doping.

An seinen steilen Aufstieg vom Europameister 1998 bis zum Olympiasieger 2000 erinnern sich viele. Was danach kam, haben die Meisten vergessen. Nils Schumann erzählt im Interview mit Berthold Mertes, wie er dreieinhalb Jahre lang in Krankenhäusern und Rehakliniken unterwegs war.
Dabei gibt sich Nils Schumann sehr selbstkritisch: „Ich hätte schon fünf oder sechs Jahre früher aufhören sollen, weil das eine Quälerei war. Immer wieder in Verletzungen reinzutrainieren - das macht keinen Spaß, das ist frustrierend. Und öffentlich hat man immer noch Erwartungen gehabt. (...) Von einem ehemaligen Olympiasieger erwartet man mehr“, so der Erfurter.
"Tanz auf Messers Schneide"
Erstaunlich offen redet Nils Schumann über das Thema Doping. Er selbst musste sich am Ende seiner Karriere mit Anschuldigungen auseinandersetzen, er habe Kontakt zum spanischen Arzt Eufemiano Fuentes gehabt. Nils Schumann bestreitet dies, räumt aber ein: „Ich war mehrmals in Madrid, aber ich habe einen Herrn Fuentes nie kennengelernt und nie mit ihm zusammengearbeitet. Es gibt in Spanien auch andere gute Ärzte (...).“
Dabei geißelt der Olympiasieger auch die Scheinheiligkeit vieler Funktionäre und der Medien: „Was ist Hochleistungssport? Das ist immer ein Tanz auf Messers Schneide. Ich glaube, dass Athleten verpflichtet sind, dieses Maß auszureizen. Ohne Sportmedizin wird vieles schwierig. Das fängt bei der Ernährung an und hört bei Infusionen auf, die ja mittlerweile verboten sind.“ Nils Schumann: „Ich persönlich habe die Grenze des Erlaubten nie überschritten. Obwohl es mir hier und da schmackhaft gemacht wurde.“
Zum Original-Interview
Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift