Nils Winter - "Kartons mit Wehmut gepackt"
Nach sieben Jahren in Leverkusen ist Nils Winter in der vergangenen Woche wieder zu seinem Heimatverein, dem Buxtehuder SV, zurückgekehrt, wo er 1987 im Alter von zehn Jahren seine Leichtathletikkarriere begonnen hatte. Im Interview mit leichtathletik.de spricht der 32 Jahre alte Weitspringer über seinen Umzug von Leverkusen nach Hamburg, die Trainingssituation und seinen neuen Verein.
Nils Winter, nach langer Vereinssuche sind Sie nun beim Buxtehuder SV gelandet. Wie kam es dazu?Nils Winter:
Ich bin im Herbst zurück nach Hamburg gezogen und habe nach einem neuen Verein gesucht, nachdem sich mein bisheriger Verein (Anm. der Redaktion: Team Referenznetzwerk Leverkusen) aufgelöst hat. Jetzt hat Hamburg ja ganz gute Förderprogramme, so dass alle Vereine, die ihm angehören einen guten Vorsprung haben und nicht alles alleine tragen müssen. In Hamburg gibt es nicht gerade eine große Auswahl an Vereinen. Eigentlich kamen für mich nur zwei in Frage. Der HSV wäre sicher auch eine Möglichkeit gewesen, aber die haben, glaube ich, gerade andere Interessen. So fiel mir die Entscheidung für Buxtehude nicht schwer. Man hat sich dort wirklich um mich bemüht, hat viel gemacht und Einsatz gezeigt, um mich dort wieder hinzukriegen. Zusammen haben wir jetzt ein sehr zufriedenstellendes Paket zusammengestellt.
Die Vereinssuche hat doch etwas länger gedauert. Sind Sie am Ende etwas nervös geworden - schließlich stehen bald die ersten Hallen-Wettkämpfe an?
Nils Winter:
Nein, eigentlich gar nicht. Es ist ja auch ein bisschen Zeit vergangen, bis wir den Wechsel veröffentlich haben und bis die Entscheidung innerlich für mich gefallen ist. Dennoch bin ich froh, dass ich nicht an die Wechselfrist gebunden war, die meiner Meinung nach sehr athletenunfreundlich ist. Man könnte sie zumindest einen Monat nach hinten verlegen. Von Vereinsseite wird oft auf Zeit gespielt und die Athleten unterschreiben dann einfach. Oft werden dann leere Versprechungen gemacht, die dann nicht gehalten werden. Die habe ich auch alle bekommen, aber ich konnte abwarten, weil ich nicht an den 30. November gebunden war. Das war letztendlich doch eine ganz gute Situation für mich. So hatte ich genügend Zeit etwas Vernünftiges auf die Beine zu stellen.
Sie haben Ihre Karriere in Buxtehude begonnen. Welche Rolle hat dies bei Ihrer Entscheidung gespielt?
Nils Winter:
Ich bin in Buxtehude geboren und habe mit zehn Jahren 1987 dort mit der Leichtathletik angefangen. Ich bin dann elf Jahre lang bis einschließlich 1997 für den Verein gestartet. Da freut man sich dann natürlich, wenn man als gebürtiger Buxtehuder wieder in die Heimat zurückkommt.
Wie lange geht Ihr Vertag in Buxtehude?
Nils Winter:
Auf unbestimmte Zeit. Ich plane von Jahr zu Jahr. Ich bin 32 Jahre und kann nicht mehr sagen, dass ich definitiv bis 2014 Leistungssport mache. So lange ich aber im August oder September feststelle, dass ich noch Spaß am Weitspringen und noch Ziele habe, werde ich auch weitermachen.
Sie wohnen in Hamburg, wäre ein Wechsel zum Hamburger SV da nicht naheliegend gewesen?
Nils Winter:
Doch natürlich. Es fanden auch Gespräche statt, aber man sieht ja, wen der Hamburger SV jetzt alles so verpflichtet hat. Da bekommt man dann schon auch zu spüren, woran die Verantwortlichen Interesse haben und woran nicht. Letztendlich kamen eigentlich keine konstruktiven Gespräche zustande.
Sebastian Bayer startet nun im Gegensatz zu Ihnen für den Hamburger SV. Trainieren Sie denn hin und wieder mal zusammen?
Nils Winter:
Nein. Ich habe Sebastian bislang noch nicht in Hamburg gesehen. Er war wohl einmal da, aber da war ich gerade im Trainingslager.
Werden Sie zum Training immer die etwa 40 Kilometer nach Buxtehude fahren oder werden Sie in Hamburg trainieren?
Nils Winter:
Ich lebe in Hamburg und werde auch dort trainieren. Im Winter in der Leichtathletik Halle hier in Hamburg und im Sommer dann aller Voraussicht nach auf der Hamburger Jahnkampfbahn.
Sie waren insgesamt sieben Jahre lang in Leverkusen. Ist Ihnen der Abschied schwer gefallen?
Nils Winter:
Ach ja, ein bisschen Wehmut war natürlich dabei, vor allem als ich die Kartons gepackt habe. Es war einfach ein aufregender Lebensabschnitt, den ich in Leverkusen hatte. Ich bin vor sieben Jahren nach Leverkusen gefahren mit dem Ziel einmal in meinem Leben acht Meter zu springen. Das hat geklappt und es hat sogar eine ganze Menge Zugaben gegeben. Man muss jetzt nach vorne schauen und eine neue Herausforderung hier in Hamburg suchen. Seit ich in Hamburg bin, ist alles okay und ich fühle mich wohl.
Sie wohnen und trainieren in Hamburg, starten für Buxtehude, bekommen Trainingspläne von Sebastian Hess, der mittlerweile im Schwarzwald wohnt, und werden teilweise auch vom Weitsprung-Disziplintrainer Uwe Florczak vor Ort in Hamburg betreut. Wie funktioniert das?
Nils Winter:
Das klappt eigentlich sehr gut. Mit 32 Jahren hat man eine Menge Erfahrung gesammelt und weiß, was einem gut tut und was nicht. Nichtsdestotrotz kann man einen Trainer, der von außen drauf schaut, natürlich nie ersetzen. Da hilft auch alle Erfahrung nicht. Irgendeiner muss da sein. Momentan trainiere ich ein Drittel der Einheiten alleine, ein Drittel bei Uwe Florczak und ein Drittel bei meinem alten Trainer Sebastian Hess, was vor allem in Trainingslagern der Fall ist. Ich war jetzt erst drei Wochen in Südafrika, für den März habe ich auch schon wieder ein Trainingslager gebucht und Sebastian Hess war in der letzten Woche drei Tage in Hamburg, so dass das alles ganz gut funktioniert.
Wie sieht das dann bei Wettkämpfen aus?
Nils Winter:
In Sachen Wettkampfbetreuung sieht es in diesem Winter ganz gut aus. Dadurch, dass ich bei den Hallen-Meetings in Karlsruhe und Stuttgart starte, ist dort die Betreuung durch Sebastian Hess auf jeden Fall auch gesichert und Uwe Florczak wird sicherlich auch bei den Wettkämpfen sein. Ich denke, dass dies nach wie vor eine sehr gute Betreuungssituation für mich ist.
Die Hallensaison steht vor der Tür. Wie sieht Ihre derzeitige Form aus?
Nils Winter:
Ich habe jetzt viel trainiert. Da ist es immer schwer abzuschätzen, wie die Form ist. Das wird sich in den nächsten drei Wochen entscheiden, wenn man wieder etwas frischer wird. Ich habe bislang auf jeden Fall sehr gut trainiert, die Trainingswerte stimmen alle und die Tests, die wir absolviert haben, waren auch gut. Ich bin guter Dinge, dass ich eine gute Hallensaison absolvieren werde.
Wo können die Zuschauer Sie denn springen sehen?
Nils Winter:
Auf jeden Fall in Karlsruhe und Stuttgart, wo glücklicherweise dieses Mal der Weitsprung im Programm ist. Dann natürlich bei den Deutschen Meisterschaften und eventuell auch bei der Hallen-WM. Die restlichen Termine sind noch offen. Das hängt dann auch davon ab, wie die ersten Wettkämpfe verlaufen.