Noch nichts Neues im Kölner Leichtathletik-Westen
Im Westen Kölns wird es auch in der kommenden Saison zwei Leichtathletik-Vereine geben, die weder ein gemeinsames Trikot haben, noch ein gemeinsames Logo. Der Plan, eine Startgemeinschaft von ASV Köln und dem Leichtathletik-Team der Deutschen Sporthochschule Köln (LT DSHS) zu gründen, ist vorerst auf Eis gelegt.
Hürdensprinter Claude Edorh ist einer der Top-Athleten des LT DSHS Köln.
Dabei hatte es seit diesem Sommer immer wieder vielversprechende Gespräche gegeben. Doch zuletzt sorgten Äußerungen von ASV-Präsident Helmut Breuer beim LT für Verwirrung: "Unsere Zielstellung ist eine Fusion mit dem LT DSHS Köln unter dem Label des ASV. Auf dem Weg dahin sind Zwischenlösungen wie eine Startgemeinschaft möglich", hatte Breuer bei der ASV-Mitgliederversammlung gesagt (wir berichteten). "Es ist und bleibt klar: Diesen Weg wird es mit uns nicht geben", betonte dagegen Wolfgang Ritzdorf, 2. Vorsitzender des LT DSHS, gestern Abend bei einer Informationsrunde für Athleten seines Vereins. "Der einzige Weg ist, dass beide Seiten gleichberechtigt sind. Sonst wird die Nummer scheitern."Startgemeinschaft ist vor 2004 nicht möglich
Man werde weiter mit dem ASV sprechen und verhandeln. Eine Lösung für die kommende Saison sei jedoch nicht mehr möglich. Die Zeit läuft davon, denn bis zum Ablauf der Wechselfrist am 30. November müssten alle Fragen geklärt sein. "Das ist nicht zu schaffen", so Ritzdorf. Zuerst seien nun die Irritationen aus dem Weg zu schaffen, für die ASV-Präsident Breuer mit seinen Äußerungen gesorgt hat, denn für die Verantwortlichen beim LT steht fest: "Egal wie wir es auch machen, es wird keine Komplettfusion geben", versichert Ritzdorf. Beide Restvereine müssten mit ihrer Identität unbedingt erhalten bleiben. Gebündelt werden sollen indes die Kräfte.
Kommt es im Laufe der nächsten Monate tatsächlich zu einer Einigung – die dann ab 2004 umgesetzt werden kann – muss aus dem ASV-Weinrot und dem LT-Blau-Weiß ein gemeinsames Trikot kreiert werden. Auch ein Name für die Startgemeinschaft ist zu suchen.
Keine Krise beim LT DSHS Köln
Bis es soweit ist, will das 322 Mitglieder zählende und 1995 gegründete Leichtathletik-Team der Sporthochschule weiter seinen eingeschlagenen Weg beschreiten. "Wir haben ein Schwerpunktkonzept", erläutert Sportwart Norbert Stein. Die Konzentration liege auf dem Sprint und den Hürden der Frauen und eingeschränkt auch der Männer, auf dem Mehrkampf der Frauen und Männer, auf der Mittel- und Langstrecke der Männer und Frauen sowie perspektivisch auf dem Sprung. Und natürlich widme man sich dem Jugendsport.
Gerüchten, der Club stehe vor der Pleite, widersprachen Stein, Ritzdorf und Schatzmeister Lars Gomann unisono. Die waren aufgekommen, weil sich die Firma Reebok, Ausrüster des LT, aus der Leichtathletik zurückziehen will, und weil die Hallen-EM-Zweite auf der Hürdenstrecke, Kirsten Bolm, dem Verein den Rücken gekehrt hat, um nach Mannheim zu wechseln. "Das war eine bewusste Entscheidung", erläutert Wolfgang Ritzdorf. Es gehe dem Club zukünftig darum, Athleten vor Ort zu binden und deshalb habe man nicht mit Macht an der in Mannheim wohnenden Bolm festgehalten, obwohl sie "gern hätte bleiben können".
Leichtathletik hat in der "Sportstadt Köln" einen schweren Stand
Gute Nachrichten gab es an diesem Abend auch in der Frage nach einem neuen Ausrüster: "Ich habe heute noch mal mit Reebok telefoniert. Die Firma ist und bleibt Kooperationspartner des LT", verkündete Norbert Stein. Allerdings werde man zumindest für die kommende Saison einen zweiten Ausrüster in Abstimmung mit Reebok suchen müssen, um Lücken im Bekleidungssortiment zu schließen, die wegen Reeboks Umorientierung auf die Bereiche Fitness und Running auftreten werden.
Abschließend unterstrich Wolfgang Ritzdorf nochmals, worum es bei der angedachten Kooperation zwischen LT und ASV geht: "Wir wollen ein Signal auch an Sponsoren senden, dass die Kölner Leichtathletik Gräben überwindet und sich zusammentut, um den Leistungssport zu fördern. Denn es ist an der Zeit, Geschlossenheit zu zeigen." Nur so könne man etwas für die Sportart erreichen. Für Leichtathletik war die Sportstadt Köln – so nennt sich die Metropole am Rhein gern selbst – einst national und international bekannt. Doch vom Glanz vergangener Tage ist wenig über. Das internationale ASV-Sportfest gibt es seit 1999 nicht mehr, das Domspringen der Stabhochspringer ist in diesem Jahr von der Stadt nicht genehmigt worden und das Müngersdorfer Stadion, einst Heimat des ASV-Sportfestes, wird gerade umgebaut und seiner Laufbahn beraubt. Zudem hat die Sporthochschule, immerhin Europas größte Sport-Uni, keine komplette Leichtathletik-Freianlage – und das alles in der Sportstadt Köln.