Norm-Doppel von Nadine Hentschke in Erfurt
Es war der Abend der Duelle. Beim 11. TEAG Indoor Meeting in Erfurt konnten 2.000 Zuschauer den Sieg von Claudia Marx (Erfurter LAC) über Grit Breuer (SC Potsdam) bejubeln und sich mit Lokalmatadorin Annika Becker über ihre persönliche Bestweite von 6,45 Metern im Weitsprung freuen. Nadine Hentschke (MTG Mannheim) schaffte das Kunststück, an einem Tag gleich in zwei Disziplinen (60m/60m Hürden) die Norm für die Hallen-EM zu knacken.
Nadine Hentschke glänzte in Erfurt mit zwei Normen (Foto: Chai)
Das erste spannende Duell des Abends lieferte sich die Mannheimerin Kirsten Bolm mit US-Girl Lolo Jones über die 60 Meter Hürden. Mit einem starken Finish sicherte sich Kirsten Bolm in 8,02 Sekunden den Sieg. In ihrem Sog lief ihre Trainingskameradin Nadine Hentschke (MTG Mannheim) 8,10 Sekunden und somit nicht nur auf Platz drei, sondern auch zur Hallen-EM Norm. Doch dies sollte nicht die einzige Normerfüllung der Nadine Hentschke gewesen sein. Mit 7,25 Sekunden über 60 Meter musste sie sich zwar der Österreicherin Karin Mayr-Krifka geschlagen geben, blieb aber drei Hundertstel unter der geforderten Zeit von 7,28 Sekunden.
Elmar Lichtenegger immer schneller
Der Olympia-Vierte von Athen, Maurice Wignall (Jamaika), freute sich im 60 Meter Hürdenlauf über 7,54 Sekunden. Wie schon im Vorjahr kam an dem Mann aus der Karibik keiner vorbei. Der Österreicher Elmar Lichtenegger läuft indes zu immer besserer Form auf. Nach Ablauf seiner Dopingsperre im vergangenen November steigerte er sich, nachdem er im Vorlauf bereits 7,61 Sekunden auf die Bahn gebracht hatte, auf 7,56 Sekunden im Endlauf. In dieser Form ist er sicherlich ein heißer Kandidat für die Hallen-Europameisterschaft, die vom 4. bis 6. März in Madrid (Spanien) stattfindet.
Gänsehautfeeling bot der 400-Meter- Lauf der Frauen. Es war der Zweikampf zwischen Grit Breuer (SC Potsdam) und Claudia Marx (Erfurter LAC), der die Zuschauer begeisterte. Im Ziel hatte Claudia Marx mit 52,47 Sekunden hauchdünn die Nase vorn und brachte Grit Breuer in ihrem ersten 400-Meter-Rennen unter'm Hallendach in dieser Saison eine Niederlage bei. Es war erst der zweite Sieg, den Claudia Marx über Grit Breuer feiern konnte.
Schnellster Mann über 400 Meter war der US-Amerikaner Jerry Harris in 46,32 Sekunden vor dem Jamaikaner Davian Clarke, der 46,38 Sekunden benötigte.
Jolanda Ceplak triumphiert erneut
Schwabenpfeil Tobias Unger war über 60 Meter nicht zu schlagen. Im Vorlauf musste sich der Sprinter der LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg noch Marc Blume (TV Wattenscheid 01), der 6,61 Sekunden ablieferte, geschlagen geben. Doch im Endlauf lief keiner schneller als 6,65 Sekunden.
Im letzten Jahr konnte Jolanda Ceplak (Slowenien) die Konkurrenz noch um vier Sekunden distanzieren. Dieses Mal war es vor allem Sandra Stals aus Belgien, die der Hallen-Weltrekordlerin das Rennen über 800 Meter etwas schwerer machte. Jedoch nicht schwer genug, denn am Ende der vier Hallenrunden setzte sich die Slowenin in 2:00,62 Minuten durch. Die nationalen Highlights in diesem Rennen setzten Monika Gradzki (TV Wattenscheid 01; 2:02,27 min) und Claudia Gesell (TSV Bayer 04 Leverkusen; 2:02,38 min) mit der Normerfüllung für die Hallen-EM.
Annika Becker springt immer weiter
Im Rennen der Männer über 800 Meter gelang James McIlroy ein Start-Ziel-Sieg. Mit 1:46,68 Minuten distanzierte er nicht nur Wolfram Müller (LAV Asics Tübingen), der 1:47,58 Minuten ablieferte, sondern der Brite lief vor fast ausverkauften Rängen einen neuen Meetingrekord.
Stimmungsgeladen war der Weitsprung vor der Haupttribüne. Annika Becker (Team Erfurt) scheint sich in der Sandgrube immer wohler zu fühlen und steigerte sich heimischen Publikum auf starke 6,45 Meter. Als Zweitplatzierte konnte eine weitere Thüringerin, Silvia Otto (Erfurter LAC), mit persönlicher Bestleistung von 6,33 Metern überzeugen.
James Beckford gewinnt nicht nur eine Wette
Dass Sportwetten, allerdings legaler Art, auch in der Leichtathletik stattfinden, bewiesen der Jamaikaner James Beckford und Wojtek Czyz (TV Wattenscheid 01). Der dreifache Goldmedaillengewinner der Paralympics wettete, dass er weniger als zwei Meter unter der Weite des Olympia-Vierten aus Athen bleiben würde. Als Sieger aus der Grube ging jedoch der Jamaikaner hervor, der nicht nur die Wette gegen Wojtek Czyz gewinnen konnte, sondern auch mit 8,01 Metern die Konkurrenz um Nils Winter (TSV Bayer 04 Leverkusen) in Schach hielt.
Im letzten Jahr konnte Stabhochspringer Ruslan Yeremenko (Ukraine) nur durch einen Salto Nullo unterm Erfurter Hallendach auf sich aufmerksam machen. Dieses Jahr machte er seine Sache besser und übersprang, ebenso wie der US-Amerikaner Brad Walker, 5,71 Meter. Am Meetingrekord von 5,86 Metern versuchten sich beide noch vergeblich. Der Kölner Tim Lobinger scheitert hauchdünn an der Qualifikationsnorm für die Hallen-EM und blieb schließlich als Vierter hinter dem höhengleichen Leverkusener Danny Ecker bei 5,61 Metern hängen.
Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...
Stimmen aus Erfurt
Claudia Marx (Siegerin 400 Meter):
"Die Zeit war dieses Mal nicht ganz so toll. Ich hätte nach 200 Meter schon nach vorne gehen können, aber ich wollte noch abwarten. Im Ziel habe ich dann schon gemerkt, dass ich vorne sein könnte. Allerdings habe ich die offizielle Bestätigung noch gebraucht. Ich war wegen des Duells mit Grit Breuer nervöser als noch letzte Woche in Stuttgart. Die Leistung dort kam schon noch überraschend. Nach Verletzungsproblemen im Vorfeld war nicht abzusehen, dass ich so schnell laufen kann. Ich würde diese Hallensaison noch gerne unter 52 Sekunden laufen, aber die Hallen-EM in Madrid ist noch kein großes Thema."
Grit Breuer (Zweite über 400 Meter):
"Ich bin nicht unzufrieden. Man muss das erstmal wieder machen. Ich hatte mir keine Zeit zum Ziel gesetzt. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich als Erste in die zweite Runde gehe. Hinten raus ging es noch nicht ganz so gut, aber für mich ist erstmal wichtig, dass ich wieder eine Saison laufe. Ich bin gesund und stehe wieder auf der Bahn. Mein Saisonziel ist es, bei den Meetings konstant mitzulaufen. Die Hallen-EM ist nicht geplant."
Nils Winter (Dritter im Weitsprung):
"Ich weiß nicht was los war. Ich hatte null Spannung. Das sind Weiten, die springe ich im Training. Aber ich weiß, es war nicht mehr drin. Ich hoffe nur, dass ich übe die Wettkämpfe wieder zu meiner Spannung finde."
Jolanda Ceplak (Siegerin 800 Meter):
"Ich freue mich über diese Zeit, vor allem weil ich bei der Anreise ein paar Stunden in München Aufenthalt hatte. Jetzt mache ich erstmal ein paar Wochen Pause und starte dann am 25. Februar in Chemnitz. Das ist dann der letzte Start vor der Hallen-EM."
Monika Gradzki (Dritte über 800 Meter):
"Ich wusste, dass es schnell werden würde. Ich hatte dann eine Lücke gesehen, die ich wieder schließen konnte. Insgesamt war es ein super Rennen. Ich fahre jetzt gerne zur Hallen-EM nach Madrid.Im letzten Jahr habe ich bei der Hallen-WM in Budapest noch gelernt. Jetzt will ich es besser machen. Ich kann noch zulegen. Ich denke, eine neue Hallenbestzeit ist drin."
Annika Becker (Siegerin Weitsprung):
"Es hat Spaß gemacht, ich war vor dem eigenen Publikum sehr motiviert. Von der Weite bin ich überrascht. Aber ich kann nicht so richtig einschätzen, was noch möglich ist. Das Training läuft sehr gut. Ich bin sehr schnell und fit."
Nadine Hentschke (Hallen-EM-Norm 60m/60m Hürden):
"Die 8,10 Sekunden über die Hürden waren schon längst fällig. Es ist aber noch ausbaufähig. Durch den Wert im Sprint hat sich der Trainingsaufbau voll bestätigt."