| EM- und Olympia-Qualifikation

Normenjagd: Es wird heiß auf der Straße

In den kommenden Wochen geht es für die deutschen Straßenläufer richtig zur Sache. Bei der Qualifikation für die EM in Amsterdam (Niederlande) und die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro (Brasilien) werden die Karten noch einmal gemischt.
Christian Fuchs

Dabei ist die Motivation in diesem Olympiajahr besonders hoch. Die Olympia-Normen im Marathon wurden auf 2:14:00 bzw. 2:30:30 Stunden gesenkt und damit entschärft. Mit dem Halbmarathon bei der Europameisterschaft gibt es völlig neues und lohnenswertes Ziel für die Straßenläufer. Hier liegen die Einzelnormen bei 1:03:45 bzw. 1:13:00 Stunden und es gibt eine weitere Mannschaftsnorm, die eine Minute langsamer ist.

Wenn Anfang Mai nominiert wird, dann würde Bundestrainerin Katrin Dörre-Heinig gerne für beide Großereignisse einen kompletten Kader vorschlagen. „Ich denke, dass wir eine volle Mannschaft an den Start bringen können“, sagt sie mit dem Blick nach Rio. Für Amsterdam ist sie nicht weniger optimistisch und geht davon aus, dass sie bei Männern wie Frauen eine komplette, fünfköpfige Mannschaft entsenden kann.

Lisa Hahner bereits so gut wie durch für Rio

Auch die meisten der Athletinnen und Athleten, die zuletzt von Verletzungssorgen geplagt wurden, stehen wieder im Training und planen jetzt im Frühjahr ihre Starts. Es wird also auf einer breiten Front angegriffen!

Einige Lauf-Asse haben schon gute Karten. Die im Januar neu definierten Olympia-Normen im Marathon konnten bereits der deutsche Marathonrekordler Arne Gabius (LT Haspa Marathon Hamburg; 2:08:33 h), der Regensburger Philipp Pflieger (2:12:50 h) und Julian Flügel (Asics Team Memmert; 2:13:57 h) sowie die Hahner-Twins Lisa und Anna (run2sky.com) in 2:28:39 bzw. 2:30:19 Stunden erfüllen.

Zum Teil sind noch Leistungsbestätigungen erforderlich, diese stellen sich für Rio aber mit Halbmarathonzeiten von 1:06:30 Stunden bzw. 1:15:00 Stunden relativ human dar. <link news:46465>Lisa Hahner, als Deutsche Meisterin mit einem Nominierungsbonus ausgestattet, hakte diese Zeit auch schon ab. „Sie kann ihre Olympia-Vorbereitung bereits in aller Ruhe angehen“, sagt Katrin Dörre-Heinig.

Viele Kandidaten für Amsterdam

Für die Halbmarathon-EM in Amsterdam haben die Regensburgerinnen Anja Schneider-Scherl und Franziska Reng sowie Katharina Heinig (LG Eintracht Frankfurt) die Nominierungsvoraussetzungen bereits komplett erfüllt. Bei den Männern müssen Arne Gabius und der Wattenscheider Hendrik Pfeiffer noch mit einem Leistungsnachweis die Einzelnorm aus dem Vorjahr bestätigen.

Darüber hinaus sind auch noch Mannschaftsstartplätze frei und gerade da könnte es zu einem heißen Konkurrenzkampf kommen. Das gilt vor allem für die Frauen. Anna und Lisa Hahner, Mona Stockhecke (LT Haspa Marathon Hamburg), die Karlsruherin Melina Tränkle oder vielleicht auch Isabell Teegen (SC Rönnau 74) könnten noch den Zug nach Amsterdam erreichen.

Heißer Konkurrenzkampf verspricht Schub

Das verspricht heiße Rennen und eine spannende Jagd nach Normzeiten und Startplätzen. „Es ist eine Rivalität entstanden, die ich als Bundestrainerin begrüße“, stellt Katrin Dörre-Heinig fest. Viele Athletinnen und Athleten würden sich jetzt mit den Normen beschäftigen: „Das kann einen Schub nach vorne geben. Die Läufer können sich jetzt ganz anders damit identifizieren. Die Motivation ist riesengroß.“

Ein gutes Beispiel ist Hendrik Pfeiffer: Er wittert jetzt plötzlich auch seine Olympiachance im Marathon. „Er wird durch die veränderte Norm versuchen, noch auf den Zug aufzuspringen. Ich rechne stark mit ihm“, sagt Katrin Dörre-Heinig.

Daneben gibt es auch noch Kandidaten wie André Pollmächer (rhein-marathon Düsseldorf) und Manuel Stöckert (SC Ostheim/Rhön), die nach zwischenzeitlichen Verletzungssorgen ebenfalls noch einmal angreifen wollen. Der Showdown ist beim Düsseldorf-Marathon (24. April) geplant.

Arne Gabius nimmt Kurs auf Rekorde

Das bedeutet vor allem für Julian Flügel, dass er nichts dem Zufall überlassen kann und vielleicht noch einmal nachlegen muss. Dafür hat er den Marathon in Hamburg (17. April) im Visier.

Der deutsche Marathonrekordhalter Arne Gabius wird währenddessen seinen eigenen Weg gehen. Mit Rekordversuchen beim Paderborner Osterlauf (10 km) und beim Berliner Halbmarathon schlägt er den Weg zum Marathon in London (Großbritannien; 24. April) ein. „Er ist gut drauf und hat sehr gut trainiert“, weiß Katrin Dörre-Heinig, die bei ihm bei den anstehenden Rennen auch eine Chance auf eine erfolgreiche Rekordjagd sieht.

Bei den Frauen ist Anna Hahner in einer ähnlichen Position wie Julian Flügel. Zwar hat sie die Olympianorm mit 2:30:19 Stunden erfüllt, sie kann sich aber ihrer Sache noch nicht zu sicher sein. Deshalb ist ein Marathonstart in Hannover vorgesehen.

Jagd auf die für Rio geforderte Zeit von 2:30:30 Stunden wollen auch noch die Regensburgerin Anja Schneider-Scherl und Katharina Heinig  mit den geplanten Starts in Hamburg bzw. Zürich (Schweiz; 24. April) unternehmen.

Starke Felder beim Berliner Halbmarathon

Abzuwarten bleibt, wie sich EM-Teilnehmerin Mona Stockhecke (LT Haspa Marathon Hamburg) in diesem Frühjahr präsentieren wird. Sie ist momentan intensiv in ein berufliches Projekt in Mexiko eingebunden und findet damit keine idealen Trainingsbedingungen vor. Die Halbmarathon-EM in Amsterdam könnte für sie aber ein Ziel sein.

Sie ist deshalb für den Berliner Halbmarathon (3. April) gemeldet und wird sich dort unter anderem mit Melina Tränkle und Isabell Teegen sowie Annett Horna (LC Rehlingen) messen.

Noch stärker ist das Berliner Rennen aus deutscher Sicht bei den Männern besetzt. Dort werden Arne Gabius, André Pollmächer, Hendrik Pfeiffer, Philipp Pflieger, Julian Flügel, Manuel Stöckert, Simon Stützel (Asics Team Memmert) und der aufstrebende Bielefelder Amanal Petros versuchen, ihre noch offenen Leistungsnachweise zu erbringen bzw. sich noch für die Halbmarathon-EM zu qualifizieren.

Eine zweite Chance bietet sich dafür dann bei den Deutschen Halbmarathon-Meisterschaften in Bad Liebenzell (23. April). Ob dort auch Sabrina Mockenhaupt in Erscheinung treten wird, lässt Katrin Dörre-Heinig auf sich zukommen. Die Siegerländerin hat auch EM- und Olympia-Ambitionen auf der Bahn.

Klappt die Einbürgerung von Fate Tola?

Die gebürtige Äthioperin Fate Tola ist ebenfalls eine Anwärterin für einen Einsatz im DLV-Trikot. Die Braunschweigerin wartet aber momentan noch auf ihre Einbürgerung. „Der Antrag läuft, es kann natürlich passieren, dass sie jetzt im Frühjahr noch Deutsche wird“, weiß Katrin Dörre-Heinig. Dann hätte sie gute Karten auf eine Nominierung, denn die Normen bringt sie bereits mit.

Nach ihrem <link news:46540>tragischen Unglück zählt Simret Restle-Apel (LAZ Puma Rhein-Sieg) hingegen nicht mehr zum Kreis der EM- und Olympia-Kandidatinnen. Eine Hiobsbotschaft kam auch von Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen / Kieler TB). Der frühere Hindernisläufer wurde im März von Problemen mit der Gesäß- und Oberschenkelmuskulatur aus der Bahn geworfen und muss seine Verletzung erst einmal auskurieren.

Fest steht: Die kommenden Wochen bis zur Nominierung Anfang Mai versprechen einiges im Kampf um die Olympia- und EM-Qualifikation im Marathon und Halbmarathon. Während die Top-Asse bereits gute Karten haben, sucht eine ganze Reihe von hungrigen Athletinnen und Athleten aus der zweiten Reihe noch ihre Chance.

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