Nur der Zielspringer flog weiter als Friedek
Der Schwede war unantastbar. Aber Charles Friedek zeigte den starken Briten und dem ausverkauften Stadion, dass bei einer großen Meisterschaft immer mit ihm gerechnet werden muss. Christian Olsson holte sich seinen ersten Europameistertitel, der Leverkusener holte mit 17,33 Metern überraschend Silber und verwies damit den "Lord of Triple Jump" um einen Zentimeter auf den Bronzerang.
Der Löwe setzt zum Sprung an (Foto: Kiefner)
Kurz zucken vor dem Balken die Unterarme, der Hop katapultiert den untersetzten Körper auf seine dreiteilige Reise, der Step ist kraftvoll, der Jump unwiderstehlich. Christian Olsson präsentierte sich vor der farbenfrohen Kulisse der Gegengerade als der stärkste Springer des 12-köpfigen Felds. 17,53 Meter weit war sein bester, nur elf Zentimeter kürzer sein schlechtester Versuch, wenn man von seinem ersten Probeversuch (17,16 m) und seinem letzen Sprung, den er einer schwedischen Ehrenrunde mit seinen medaillendekorierten Hochsprung-Kollegen opferte, absieht. Nach seinem Zielspringen beschäftigte sich der 22-Jährige bereits mit der Zukunft: "Vielleicht bin ich der nächste 18-Meter-Springer, heute jedenfalls noch nicht. Meiner Meinung nach war das Meeting in Monaco der Wendepunkt. Von da an hatte ich das nötige Selbstvertrauen."Trotz Hadern der Kampf eines Löwen
Charles Friedek zeigte sich, wie man ihn kennt und manche vielleicht auch lieben. Er fluchte und stampfte, aber kämpfte eben auch wie ein Löwe. "Für mich ging es in diesem verrückten Wettkampf vor allem um Selbstbestätigung", so Charles Friedek endlich entspannt nach dem Wettkampf. Er musste aber auch eingestehen, "dass ich nicht damit gerechnet hätte, mit 17,33 Meter eine Medaille zu gewinnen."
Jonathan Edwards und Charles Friedek duellierten sich dabei nicht nur in der Sandgrube, auch im Abbrechen der Versuche schenkten sie sich nichts. Der Titelverteidiger verzeichnete letztlich lediglich einen gültigen Versuch. Der Trainer des Leverkuseners, Bernd Knut, rechnete deshalb auch noch vor dem Endkampf mit "wesentlich weiteren Sprüngen" der Konkurrenz. Er sollte sich täuschen.
Jonathan Edwards lässt die Ränge raunen
Weder der Italiener Fabrizio Donato (17,15 m) noch Jonathan Edwards (17,33 m) konnten den Trainerfuchs bestätigen. Erst als Edwards seinen Hintern zum letzten Mal in die glattgebügelte Sandgrube setzte, ging ein letztes Raunen durch das vollbesetzte Stadion. Der Pastorensohn sprang weit, aber der große Zeh seines rechten Fußes touchierte des Schwarze des Absprungbalkens. Der Gentleman zog sich höflich zurück, Friedek und Olsson konnten sich feiern lassen.
Der zweite Brite des Finales, Philips Idowu, der Jonathan Edwards vor einer Woche noch zum Commonwealth-Sieg trieb, blieb hinter den hohen Erwartungen zurück. In der Qualifikation überzeugte der 23-Jährige noch mit einer Bestweite von 17,54 Meter – im Endkampf blieb ihm lediglich der fünfte Rang.