Öfter mal aufs Laufband?
Ist das Laufband im Winter eine gute Alternative zu den Läufen in freier Wildbahn? Und wo läuft man effektiver? Die Unterschiede für den Bewegungsablauf sind geringer als oft behauptet.
Die einen zählen zum harten Kern der Allwetterläufer. Andere können Minusgraden, gefrorenen Böden und einer von dichtem Schneetreiben eingetrübten Sicht keinen Reiz abgewinnen.
Wenn der Herbst kommt, wird es wieder vermehrt Läufer ins Studio auf das Laufband ziehen. Atmosphärisch ist es eine reine Geschmacksfrage, ob man den Indoor-Gerätepark dem Stadtpark vorzieht. Aber wie steht es um die Effektivität beider Laufuntergründe?
Gibt es wesentliche Unterschiede zwischen dem Training auf dem Laufband und dem Joggen im Freien? Dies ist eine Frage für die Wissenschaft, für Biomechaniker, Physiologen und Leistungsdiagnostiker. Das den Orthopäden interessierende mechanische Verletzungsrisiko, das auf unebenen, mit natürlichen Fallen übersäten Waldböden zweifelsohne erhöht ist, soll hier außer Acht gelassen werden. Es geht um den physikalischen Vergleich, um Kraftentwicklung, Vortrieb und Energieverbrauch.
Um vergleichbare Daten zu erhalten, ist für jeden Läufer eine genaue Bewegungsanalyse erforderlich. Anhand der gewonnenen Daten erfolgt dann die Laufbandeinstellung. Nach ihrem subjektiven Empfinden befragt, zeigt sich eine deutliche Tendenz. Den fehlenden Körpervortrieb auf einem sich nach hinten bewegenden Untergrund beschreiben die an das Vorwärtsabstoßen vom festen Untergrund adaptierten Athleten als gewöhnungsbedürftig. Nach der gefühlten Belastungshöhe befragt, empfindet das Gros der Probanden das Indoorlaufen auf dem Band als schweißtreibender und daher anstrengender.
Mehr Schweiß, mehr Kalorien?
Die objektiven Daten enthüllen anderes. Der Kalorienverbrauch ist beim Laufen im Freien höher. Die Gründe liegen auf der Hand beziehungsweise an der gesamten Körperfrontpartie. Um Vortrieb zu erlangen, muss der Luftwiderstand überwunden werden, auch bei völliger Windstille.
Auf dem Laufband entfällt dieser Faktor, da die Ortsveränderung hier auf den Untergrund übertragen wurde, der Körper aber statisch trainiert. Das Laufen auf unebenen Naturböden erfordert zudem verstärkten Muskeleinsatz zur Fußstabilisierung, Ähnlich verhält es sich bei Wetterbedingungen, die größere Abdruckkräfte erfordern (tiefer Boden, Schnee). All das verbraucht zusätzlich Energie.
Fehlende Kühlfunktion
Das stärkere Schwitzen auf dem Laufband, das in erster Linie für das Gefühl der größeren Anstrengung verantwortlich ist, wird von den Athleten selbst nur allzu oft als Index für die Höhe des Energieverbrauchs gedeutet – eine weit verbreitete Fehleinschätzung.
Der Grund für die vermehrte Schweißproduktion beim Laufen „auf der Stelle“ ist die fehlende Kühlfunktion der beim normalen Laufen an der Körperoberfläche vorbeiströmenden Luft. Um seine Körpertemperatur konstant zu halten, muss der Organismus mehr Schweiß produzieren. Dessen Verdunstung verbraucht Energie, die der Körper nur allzu gern in Form von überschüssiger Stoffwechselwärme bereitstellt. Der angenehme Kühleffekt beugt der Überhitzung vor.
Mehr Schritte für gleiches Tempo
Auch biomechanisch zeigen die meisten Läufer beim Umstieg auf die statische Variante ein verändertes Laufmuster. Wiederum gehen die Tendenzen dabei in die gleiche Richtung. Typischerweise werden die Füße etwas flacher aufgesetzt und die Schrittlänge nimmt bei gleichzeitiger Frequenzerhöhung ab. Es werden also kleinere, schnellere Schritte gemacht, um das gleiche Tempo zu laufen. Eine objektive Erklärung für dieses Verhalten gibt es nicht. Hier spielen wohl eher psychische Faktoren eine Rolle. Der an das Laufen auf festem Untergrund gewöhnte Sportler fühlt sich anfangs etwas unsicher auf dem unter seinen Füßen hinweg gleitenden Belag.
Durch den Anstieg der Schrittfrequenz nimmt die Zahl und Dauer der Bodenkontakte zu. Dies erhöht das Sicherheitsgefühl. Darüber hinaus steigt bei kleinerer Schrittfolge auch das Geschwindigkeitsempfinden, was auf dem Laufband zusätzlich durch das Abrollgeräusch verstärkt wird und von der ehrgeizigen Läuferseele wohlwollend registriert wird. Mit zunehmender Trainingserfahrung nehmen diese Effekte allerdings ab und der Laufstil nähert sich wieder dem Freiluftmuster an.
Letztlich bleibt es somit eine Frage des Geschmacks beziehungsweise von Licht, Luft und Sonne, ob man lieber der Gesellschaft lebendiger Waldbewohner, der sportlichen Atmosphäre auf der Tartanbahn oder aber dem Technoflair der „Muckibude“ der Vorzug gibt.
Der Vergleich
Vorteil Laufband
- Training bei jeder Witterung uneingeschränkt möglich
- Training nach vorgegebenem Tempo möglich
- Geringere Erkältungsgefahr im Winter
- Der Läufer fühlt sich schneller
Vorteil Natur
- Training wird als weniger anstrengend empfunden
- Höherer Kalorienverbrauch
- Fußmuskulatur wird besser trainiert
- Geringeres Schwitzen