Offensive für Sport und Pädagogik
Beim 41. Nikolauslehrgang beschäftigen sich die 170 Teilnehmer der Regionalkonferenz des Deutschen und Württembergischen Leichtathletik-Verbandes (DLV und WLV) in der Großsporthalle von Schwäbisch Gmünd mit erzieherischen Elementen. Denn die zentrale Frage lautete: Pädagogik im Sport, in der Schule und gar im Verein? Das Interesse an der Veranstaltung war einmal mehr riesengroß und die Fachreferenten hatten klare Antworten – denn: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nur schwer.“
DLV-Vizepräsident Fred Eberle freute sich über die anschauliche Zahl an Interessenten, die sich für den Nikolauslehrgang in der Gmünder Großsporthalle angemeldet hatten. Denn nachdem im letzten Jahr der Schwerpunkt auf dem Speerwerfen gelegen hatte,ging es dieses Mal um die pädagogische Offensive der Leichtathletik. Erfreulich war auch, dass viele Lehrgangsteilnehmer auch aus anderen Sportarten anwesend waren.Fred Eberle betonte in seinem Impulsreferat zum Start des Nikolauslehrganges, dass sich die Leichtathletik im Aufbruch befinde. Dies habe auch der DLV-Kongress in Kienbaum unter dem Motto „Pädagogische Offensive“ deutlich gemacht. „Wir müssen neue Spuren finden und nicht alte Wege austreten“, so Fred Eberle. Es gelte Leistungen zu fördern, aber auch Misserfolge zu bewältigen. Dies seien die Aufgaben der Pädagogik, der Lehre und Wissenschaft von Bildung und Erziehung, auch im Sport.
Zehn-Punkte-Programm für die Sportentwicklung
In zehn Zukunftsaspekten stellte der DLV-Vizepräsident Bildung und Wissenschaft die Leichtathletik vor. Der Gmünder Sportpionier hob hervor, dass die Leichtathletik eine besondere Sportart für Kinder und Jugendliche und damit auch die Sportart für die Schule ist. In Anbetracht des demographischen Wandels und des Wandels in der Schullandschaft wurde aber auch erkannt, dass die Leichtathletik dringend neue Kooperationsformen und neue Formen der Mitgliedschaft benötigt.
Neben den theoretischen Lehrgangsinhalten kamen auch die praktischen Anwendungen und Umsetzungen nicht zu kurz. Dr. Wolfgang Killing, der Leiter der DLV-Trainerakademie und der Bundestrainer Sprint im weiblichen Nachwuchsbereich, Alexander Seeger, hatten wie schon in einigen Jahren zuvor ansprechende Übungsparcours vorbereitet, in denen wichtige Inhalte in neuen methodischen Formen vorgestellt wurden
Vernachlässigte Bewegungsabläufe wieder erwecken
Ein reicher Schatz an Hüpferfahrung ermöglicht es dem Kind, optimale Körperpositionen in die einzelnen Sprungphasen mitzunehmen. Hier gilt es auch, oftmals vernachlässigte, natürliche Bewegungsabläufe wieder beim jungen Sportler zu erwecken, denn technisch gutes Springen stellt hohe Anforderungen an die Koordination. Für die Lehr- und Trainerkräfte solle gelten: Sprungerlebnis statt Sprungergebnis, hoch springen statt Hochsprung, in die Weit springen statt Weitsprung.
Ein besonderer Höhepunkt war das Praxisreferat „Koordinatives Laufen“ mit Christian Weber. Das Mitglied des DLV/WLV-Lehrteams um Fred Eberle überzeugt stets mit einer besonderen Darstellungsform des theoretischen und praktischen Stoffes zu einem Thema.
Praxisbeispiele für koordinatives Laufen
Anhand von Praxisbeispielen mit jungen Sportlern und Lehrgangsteilnehmern zeigten Christian Weber und Fred Eberle Spiel-, Übungs- und Handlungsformen einer
Talentförderung in den Handlungsfeldern Gehen, Schreiten, Traben, ausdauerndes und schnelles Laufen vor. Dabei wurde deutlich, dass die gleichmäßige Schrittfolge, Bewegungssteuerung, der Ballenlauf und andere wichtige Punkte wie die akustische Aufnahme von Rhythmus und die Übertragung in die Bewegung zu einem koordinativen Laufen führen.
Professor Dr. Axel Horn, Sportwissenschaftler der PH Schwäbisch Gmünd, stellte die erfolgreiche Gestaltung von Lehr-Lern-Prozessen vor. Engagement und Motivationsqualitäten der Lehrer, Trainer oder Übungsleiter stehen hier im Vordergrund. „Nur wer selbst brennt, kann andere entzünden“, so der Sportwissenschaftler zu den Anwesenden.
Individuelle und differenzierte Ausrichtung als Herausforderung
„Eine klare Struktur, ein hoher Anteil an echter Lern- und Trainingszeit, eine inhaltliche Klarheit sowie ein lernförderndes Klima sind unabdingbar, um Lerninhalte zu vermitteln“, referierte Axel Horn. „Das pädagogische Arbeiten ist das Ausbalancieren und Aushalten von Widersprüchen.“ So müsse ein Trainer ein Fachmann sein, kein Kumpel oder Freund. Er müsse aber auch in allen Lebenslagen kommunizieren können, im sportlichen und im alltäglichen Privaten des Sportlers, so Dr. Horn.
Mit dem Bundestrainer Sprint, Alexander Seeger, konnten die mitgereisten
Sportler unter den Lehrgangsteilnehmern praktische Ausschnitte des Jugendtrainings verfolgen. Der Trainer erläuterte die Methodik des Staffellaufens als Grundlage zur Verbesserung der Koordination, der Schnelligkeit und Abstimmung.
Zum Abschluss waren sich alle Teilnehmer einig: Der Nikolauslehrgang hat viele Impulse für eine erfolgreiche Kinder- und Jugendarbeit, sowohl für die Schule als auch für den Verein, gegeben. Das Team um Fred Eberle wird sich nun mit Blick auf das nächste
Jahr überlegen, wie es mit der Vermittlung von theoretischen und praktischen Erfahrungen in der Leichtathletik weitergehen wird.
Mit freundlicher Genehmigung der Rems-Zeitung