"Oldies" in Chemnitz – Leistungsnachweis erbracht!
Für seine hochkarätige Besetzung mit nationalen und internationalen Top-Leichtathleten ist das Chemnitzer Hallen-Meeting seit Jahren bekannt. Dass aber auch eine Zeit von 14,97 Sekunden über 60 Meter vom Publikum mit stehenden Ovationen bejubelt wird, war dann am gestrigen Freitag doch ein Novum.
Dr. Bernd Schubert holte die "Oldies" an die Startlinie (Foto: Chai)
Hintergrund der ganzen Geschichte: Die Veranstaltung unter'm Hallendach fand zum zehnten Mal statt und Meeting-Direktor Dr. Bernd Schubert hatte in Erinnerung an große Chemnitzer Leichtathletiktage fünf frühere Olympiasieger zum nicht ganz ernst gemeinten "Leistungsnachweis" eingeladen. Neben Heike Drechsler, Bärbel Wöckel, Renate Stecher und Marlies Göhr stellte sich als einziger noch Aktiver Diskuswerfer Lars Riedel, der extra aus dem Trainingslager in Portugal gekommen war, der Konkurrenz. "Ich dachte schon, die Einladung zu diesem Rennen wäre eine Aufforderung, dass ich nun auch bald aufhören soll", scherzte der fünfmalige Weltmeister.
Zu kalt für Vorbereitung
Mehr oder weniger gut vorbereitet waren die ehemaligen Sprinterinnen Bärbel Wöckel, Olympiasiegerin 1976 und 1980, Marlies Göhr, die 1977 als erste Frau der Welt die 100 Meter unter 11 Sekunden lief, und Renate Stecher, dreimalige Gold-Medaillengewinnerin bei Olympia, nach Sachsen gekommen.
"Eigentlich wollte ich in der vergangenen Woche noch ein bisschen was machen, aber dann war es mir immer zu kalt", bekannte Marlies Göhr, die sich aber durch Skifahren, Gymnastik und auf dem Rad fit hält. Bärbel Wöckel hatte sogar die Original-Spikes aus ihrer aktiven Zeit aus dem Schrank herausgesucht, obwohl sie dann im Rennen doch nicht zum Einsatz kamen. Das absolvierten die drei Olympiasiegerinnen bequem in normalen Laufschuhen.
Michael Hübner auf dem Rad
Ganz anders wollte der einzige Nicht-Leichtathlet im Feld, Radsprinter Michael Hübner, die 60-Meter-Strecke bewältigen. Er hatte sich sein Rennrad an den Start bringen lassen, denn "60 Meter bin ich noch nie zu Fuß gegangen, noch nicht mal zum Bäcker". Schließlich musste er sich aber doch dem strengen Regiment von Startordner Thomas Schönlebe beugen und joggte nach dem Startschuss von Ilke Wyludda – die Diskus-Olympiasiegerin von 1996 erlebte ihre Premiere an der Waffe – gemütlich der Ziellinie entgegen.
So glich der 60-Meter-"Sprint" eher einem Schaulaufen, es wurde ins Publikum gelächelt und gewunken, bis schließlich nach knapp 15 Sekunden alle Läufer gemeinsam den Zielstrich überquerten und von den Zuschauern bescheinigt bekamen: "Leistungsnachweis erbracht!"