Schafft Olympia Frieden?
Im Rahmen des ersten Internationalen Olympia-Forums in der Frankfurter Paulskirche diskutierten am Dienstag zum Thema "Schafft Olympia Frieden?" der Publizist und Theologe Prof. Dr. Hans Küng, die zweimalige Weitsprung-Olympiasiegerin Heike Drechlser, IOC-Präsident Jacques Rogge sowie Klaus-Peter Müller, Sprecher des Vorstandes der Commerzbank AG.

Heike Drechsler war beim Olympia-Forum mit dabei (Foto: Chai)
Moderiert wurde das Forum von Michael Steinbrecher (ZDF). "Man kann vom Sport nicht mehr verlangen als von der Gesellschaft selbst", sagte Prof. Dr. Hans Küng vor 750 Zuhörern aus Sport, Wirtschaft und Politik. Der Gesellschaft würde es gut tun, wenn sie sich wie im Sport besser an die Regeln hält. Olympische Spiele allein garantierten sicher noch keinen Frieden, doch Olympia stehe für eine friedlichere Welt. Das Vermitteln der richtigen Werte sei entscheidend.
Werte vermitteln
"Ich weiß, wie schwer es ist, Werte zu vermitteln", sagte Heike Drechsler. "Durch meine Besuche in den Schulen schaue ich oft in Kinderaugen. Sport bietet aber zumindest die Chance, Werte zu vermitteln." In Bezug auf ihre eigene Vergangenheit sagte sie: "Wir konnten im System der DDR Sport und Politik nicht auseinanderhalten. Wir waren Diplomaten im Trainingsanzug."
Sport werde laut Jacques Rogge immer mit Politik verbunden sein und von Regierungen bewusst eingesetzt, allerdings hat sich seit dem Fall des eisernen Vorhanges auch viel zum Positiven verändert. Immer wieder unterstrich der IOC-Präsident die große Bedeutung von Fair-Play im Sport. "Man ist Gewinner, wenn man als Erster über die Ziellinie kommt, doch deswegen ist man noch längst kein Champion. Da gehört mehr dazu. Ein Athlet hat auch Vorbildfunktion."
Brauchen auch gute Verlierer
Letztlich müsse man im auch Sport lernen, ein guter Verlierer zu sein. "Ich fand es beeindruckend wie Michael Schumacher dem neuen Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso gratuliert hat. In der Niederlage zeigt sich wahre Größe", sagte Prof. Dr. Hans Küng.
Für Klaus-Peter Müller ist die sich immer weiter nach oben drehende Preisspirale ein Faktor, der auf Dauer so nicht hingenommen werden dürfe. "Bezüge im zweistelligen Millionen-Bereich halte ich im Sport für ebenso unangemessen wie in der Wirtschaft. Wir müssen aufpassen, dass die Kommerzialisierung nicht in einen Bereich kommt, den wir nicht mehr verantworten können."
Dem stimmte Jacques Rogge zu: "Die Unterstützung der kommerziellen Welt hilft dem Sport, doch wir müssen aufpassen, dass der Geist der Spiele dadurch nicht zu sehr beeinflusst wird."
Auch ungeschriebene Regeln beachten
Neben den geschriebenen gelte es auch die ungeschriebenen Regeln zu beachten, forderte Prof. Dr. Hans Küng. "Ich bin froh, dass ethische Regeln im IOC-Code festgelegt sind, aber was sind die Gesetze ohne Sitten." Es gehe um Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit, Erfurcht vor dem Leben. "Es geht um allgemeine ethische Regeln, um eine Bürger-Ethik, die für alle gilt, auch für den Sport. Ethos ist eine Dimension des menschlichen Lebens, die man reflektieren muss. Staat und Gesellschaft leben davon, dass es eine bestimmte Grundmoral gibt."