Olusoji Fasuba - Die Gene stimmen
Wenn in rund einer Woche bei den Hallen-Weltmeisterschaften im spanischen Valencia (7. bis 9. März) die Entscheidung über 60 Meter bei den Männern fällt, gehört Olusoji Fasuba aus Nigeria zu den Mitfavoriten auf Gold. Mit 6,51 Sekunden führt der 23-Jährige die aktuelle Weltbestenliste an. Eine Rolle bei seiner Stärke spielen dabei auch die „richtigen Gene“.

Mit 17 Jahren lief er 2002 die 100 Meter in 10,52 Sekunden und wurde für die Junioren-WM in Jamaika nominiert, dem Heimatland seiner Mutter. Gesundheitliche Probleme bremsten ihn jedoch aus. Ein Jahr später bei den Weltmeisterschaften in Paris (Frankreich) wurde er mit der 4x100 Meter-Staffel seines Landes Vierter.
Die Veranstalter der Hallen-Meetings wurden auf ihn aufmerksam und er bekam Einladungen nach Karlsruhe und Chemnitz. 6,50 Sekunden lief der 1,76 Meter große Sprinter in Sachsen und für manchen schon in die Rolle eines Medaillenanwärters bei der Hallen-WM 2004. Doch beim Meeting im französischen Liévin verletzte er sich und quälte sich in 6,78 Sekunden chancenlos durch den Vorlauf der Hallen-WM.
Trainerwechsel zur Pierre-Jean Vazel
Nach dem Gewinn der Bronzemedaille mit der Sprintstaffel bei den Olympischen Spielen in Athen (Griechenland) 2004 wechselte er zu einem neuen Coach, dem damals gerade mal 23 Jahre alten Pierre-Jean Vazel, der heute als einer der besten Trainer Frankreichs gilt und auch den französischen 100 Meter-Rekordler Ronald Pognon betreut.
Durch mangelnde Erfahrung verpasste er 2005 bei den Weltmeisterschaften in Helsinki (Finnland) das Finale über 100 Meter um einen Platz. Das Jahr 2006 begann dann mit einem Reisemarathon für den Nigerianer. Bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Moskau (Russland) wurde er Fünfter über 60 Meter, eine Woche später startete er im australischen Melbourne bei den Commonwealth Games. Unter den Augen von Don Quarrie schnappte er sich hinter Asafa Powell (Jamaika) in 10,11 Sekunden Silber.
Nationenwechsel stand im Raum
Kurz darauf begann eine Auseinandersetzungen mit seinem heimischen Leichtathletik-Verband. „Die Situation in unserem Land ist nicht gerade gut für Athleten, um sich auf Wettkämpfe vorzubereiten. Es gibt für uns keine Unterstützung, um im Ausland zu trainieren. Und wenn es mal etwas gibt, fällt es sehr mager aus“, sagte er damals und fügte hinzu, dass er sich einen Nationenwechsel vorstellen könne - mit vielleicht noch offenem Ausgang. Der Streit dauerte aber zunächst bis zum letzten Jahr an, bis eine Bank mit 10.000 US-Dollar Unterstützung für Olusoji Fasuba eingriff.
Unbeeindruckt von diesen Querelen präsentierte er sich beim Meeting in Doha (Katar) am 12. Mai 2006. Schon im Vorlauf forderte er mit 9,92 Sekunden Justin Gatlin heraus. Im Finale lag er bei 60 Metern in Front, am Ende siegte der inzwischen wegen Dopings gesperrte US-Amerikaner in der Weltrekordzeit von 9,76 Sekunden. Doch die 9,85 Sekunden von Olusoji Fasuba bedeuteten einen neuen Afrikarekord. Zehn Jahre war der Namibier Frankie Fredericks Inhaber dieser Marke gewesen. „Es fühlt sich großartig an, aber ich glaube, dass ich noch schneller sein kann“, kommentierte ein selbstbewusster Olusoji Fasuba seine Leistung.
Platz vier in Osaka
Schneller war er seitdem noch nicht über 100 Meter. Doch bei den Weltmeisterschaften in Osaka (Japan) bewies er als frischgebackener Afrikameister, dass er an Reife gewonnen hat. Er belegte Platz vier in 10,07 Sekunden hinter dem Trio Tyson Gay (USA), Derrick Atkins (Bahamas) und Weltrekordler Asafa Powell. Alle drei werden bei der Hallen-WM in Valencia nicht antreten.
So kann er, auch wenn er sich in den letzten Rennen nicht immer in absoluter Topform präsentierte, in die Fußstapfen von 400 Meter-Läufer Sunday Bada treten, der 1997 die bisher einzige Goldmedaille für Nigeria bei Hallen-Weltmeisterschaften gewann. Don Quarrie würde es mit Sicherheit freuen.