Olympia Tag 2 - Die Leichtigkeit der Fabelzeit
Jamaikas neuer Wundersprinter Usain Bolt hat am Samstagabend in Peking (China) in einem der spektakulärsten 100-Meter-Finals der Olympia-Geschichte seinen Weltrekord auf fast unglaublich anmutende 9,69 Sekunden verbessert. Das Sensationellste am erst achten ernsthaften 100-Meter-Rennen des 21-Jährigen war, dass Usain Bolt seinen 77 Tage alte Bestmarke von 9,72 Sekunden noch deutlich stärker hätte verbessern können.
Doch im Gefühl des sicheren Triumphes drosselte er unter dem Beifallssturm der 91.000 Zuschauer im ausverkauften Vogelnest 20 Meter vor dem Ziel das Tempo.„Ich wusste, dass das so passieren würde. Es waren gute Leute dabei, die mithalten konnten. Ich musste Einiges bringen, um gegen sie zu siegen“, meinte Jamaikas einstiges Wunderkind, dessen eigentliche Stärke bisher immer die 200 Meter waren. Der 1,96 Meter lange Athlet griff mitten auf seiner Ehrenrunde nach Jamaikas Fahne, die ihm ein Fan über die Barrikade reichte, dann tanzte er ausgelassen Reggae auf der roten Kunststoffbahn, die seinen unaufhaltsamen Aufstieg zur Nummer eins möglich gemacht hatte.
Silber hinter dem neuen Sprinterkönig sicherte sich in 9,89 Sekunden Richard Thompson (Trinidad & Tobago) vor Walter Dix (9,91 sec), der nach dem überraschenden Halbfinal-Aus von Dreifach-Weltmeister Tyson Gay die Ehre der großen Sprintnation USA rettete.
Asafa Powell enttäuscht wieder
Keine Rolle spielte einmal mehr Ex-Weltrekordler Asafa Powell (Jamaika), der bisher bei allen großen Medaillenrennen mehr oder minder versagte. In 9,95 Sekunden wurde der 25-Jährige, dessen Bestmarke von 9,74 Sekunden von Usain Bolt am 31. Mai in New York (USA) verbessert worden war, nur Fünfter.
Weil allerdings auch der Verdacht immer mitläuft, hatte es in der vergangenen Woche 32 Urin- und Bluttests bei den Jamaikanern gegeben. Vier Proben musste dabei Asafa Powell abgeben, die Anzahl der Kontrollen bei Usain Bolt ist bislang nicht bekannt.
Frühes Scheitern von Tyson Gay
Tyson Gays Aus als Halbfinal-Fünfter in 10,05 Sekunden hatte viele überrascht. „Ich bin enttäuscht. Aber es gibt keine Ausrede. Meine Verletzung von den US-Trials ist verheilt. Jetzt bleibt mir nur noch die 4x100-Meter-Staffel“, meinte der WM-Star des letzten Jahres.
Die anderen Sieger am zweiten WM-Tag neben Usain Bolt waren Nataliya Dobrynska (Ukraine) mit 6.733 Punkten als Nachfolgerin der zum Weit- und Dreisprung gewechselten Siebenkampf-Queen Carolina Klüft (Schweden), Kugelstoß-Weltmeisterin Valerie Vili (Neuseeland), die ihre Konkurrenz zum Auftakt mit der Steigerung auf 20,56 Meter schockte, sowie im 20 Kilometer Gehen der bis 2006 ein Jahr wegen Dopings gesperrte Russe Valeriy Borchin in 1:19:01 Stunden.
Deutsche Medaillenhoffnungen unerfüllt
In allen drei Disziplinen erfüllten sich die deutschen Medaillenhoffnungen nicht. Vier Jahre nach ihrem Athen-Silber fehlten der WM-Dritten Nadine Kleinert (Magdeburg) im Kugelstoßen mit etwas enttäuschenden 19,01 Metern vier Ränge und 85 Zentimeter zu Bronze. Nur Elfte wurde Christina Schwanitz (SV Neckarsulm; 18,27 m), die am Morgen in der Qualifikation noch 19,09 Meter geboten hatte.
Die bisherige Jahresfünfte Lilli Schwarzkopf (LC Paderborn) wurde nach verpatztem Weitsprung (5,96 m) mit 6.379 Punkten nur Neunte im Siebenkampf. Auf Rang zwölf landete die EM-Vierte Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen; 6.360), 17. wurde die Athen-Sechste Sonja Kesselschläger (SC Neubrandenburg; 6.140). Im 20 Kilometer Gehen spielte der Berliner André Höhne als 25. mit dreieinhalb Minuten Rückstand zu Bronze keine Rolle.
Robert Harting zuversichtlich
Zuversichtlich gab sich nach der Diskus-Qualifikation der WM-Zweite Robert Harting. „Eine Medaille ist am Dienstag drin“, meinte der Berliner, der nach 64,19 Metern (Platz 8) noch ums Weiterkommen gebangt hatte. Als einziger Mitfavorit auf der Strecke blieb der Iraner Ehsan Hadadi (61,34 m), der in diesem Jahr zweimal 69 Meter geworfen und alle Medaillenaspiranten geschlagen hatte. Weiter kam dagegen Robert Fazekas (Ungarn; 62,64 m), 2004 in Athen (Griechenland) als Olympiasieger wegen Manipulation der Dopingprobe disqualifiziert und gesperrt.
Fünf Deutsche blieben bisher in Runde eins auf der Strecke. Am Samstag als 16. die Wattenscheider Kugelstoßerin Denise Hinrichs (18,36 m), im Stabhochsprung Anastasija Reiberger (ABC Ludwigshafen; 4,40 m) und im Weitsprung Sebastian Bayer (TSV Bayer 04 Leverkusen), mit 7,77 Metern nur auf Rang 23.
Quelle: Sport-Informations-Dienst
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