Olympia Tag 6 - Bolt, Blitz, Gold... Weltrekord
Olympisches Kontrastprogramm gab es am Mittwoch in Peking (China): Usain Bolt feierte vier Tage nach seinen phantastischen 9,69 Sekunden über 100 Meter in 19,30 Sekunden über 200 Meter sein zweites Gold und seinen zweiten Fabel-Weltrekord. Deutschlands Leichtathleten zählen nach Platz neun von Hammerwurf-Weltmeisterin Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt) nun sechs medaillenlose Tage.
Usain Bolt stürmte erneut wie entfesselt in Richtung Ziel, riss die Arme aber diesmal erst in den Abendhimmel, als er nach dem Sieg auch die Bedeutung seiner Zeit registrierte: Er hatte soeben den legendären Weltrekord von 19,32 Sekunden gelöscht, mit dem der große Michael Johnson (USA) 1996 beim Olympiasieg in Atlanta (USA) die Welt verblüfft hatte. Bei 0,9 Metern pro Sekunde Gegenwind stempelte der Jamaikaner am Tag vor seinem 22. Geburtstag die Konkurrenz zu Statisten.Auf Rang zwei lief zunächst der 100-Meter-Vierte Churandy Martina von den Niederländischen Antillen (19,82 sec), er wurde nach einem Protest des US-Teams aber wegen regelwidrigens Betretens der Laufbahnmarkierung zwei Stunden nach dem Rennen disqualifiziert. Silber ging somit an Athen-Olympiasieger Shawn Crawford (19,96 sec), Bronze an den 100-m-Dritten Walter Dix (beide USA; 19,98 sec).
Auf historischen Fährten
Usain Bolt ist damit der erste Sprinter seit seinem Landsmann Don Quarrie 1976, die zur gleichen Zeit die Weltrekorde über 100 und 200 Meter hält. Am Freitag kann er erneut in die Geschichtsbücher stürmen: Wenn Jamaikas schnelle Männer die USA über 4x100 Meter schlagen, ist er der vierte Sprinter, dem der Dreifach-Sieg gelingt. Bisher schafften dies nur die US-Amerikaner Jesse Owens 1936 in Berlin, Bobby Morrow 1956 in Helsinki (Finnland) und Carl Lewis 1984 in Los Angeles (USA).
„Er hat eine unglaubliche Geschwindigkeit und unglaubliches Stehvermögen. Jeder seiner Schritte ist damit größer als bei jedem anderen Läufer zuvor“, sagte der nun ehemalige Weltrekordler Michael Johnson über seinen Nachfolger. Der vierfache Olympiasieger war einst eher mit kurzen Schritten über die Bahn getrommelt, sein Laufstil glich dabei jenem der Filmfigur „Forrest Gump“.
Melaine Walker holt weiteres Jamaika-Gold
Eine Viertelstunde nach Usain Bolt triumphierte Favoritin Melaine Walker in Jahres-Weltbestzeit von 52,64 Sekunden über 400 Meter Hürden und machte die Karibik-Insel Jamaika vor den drei letzten Olympiatagen zur derzeit erfolgreichsten Leichtathletik-Nation.
Den Titel im Hammerwurf gewann die Weltranglisten-Erste Aksana Menkova (Weißrussland) mit hervorragenden 76,34 Metern vor Yipsi Moreno aus Kuba (75,20 m). Und Zhang Wenxiu gewann mit 74,32 Metern das zweite Leichtathletik-Bronze im Vogelnest für China.
Betty Heidler nicht so traurig
Gar nicht traurig war Betty Heidler, obwohl sie nach ihrem Ausscheiden im Finalvorkampf Grund dazu gehabt hätte. „Es bricht jetzt keine Welt zusammen. Es ist nicht so schlimm wie das Qualifikations-Aus bei der WM 2005 in Helsinki. Irgendwie hat sich das alles in der Saison schon angedeutet“, sagte sie nach ihrem Scheitern mit schwachen 70,06 Metern. Diese folgten im letzten Versuch zwei ungültigen Würfen. Ursache aus ihrer Sicht: „An den Nerven lag es nicht. Ich hatte technische Probleme.“
Die Verantwortlichen der deutschen Mannschaft blieben angesichts des bisher noch medaillenlosen Abschneidens eher gelassen. „Ich hatte ja schon vor Olympia gesagt, dass nicht auszuschließen ist, dass wir wie in Athen nur zwei Medaillen holen. Zumindest dieses Ergebnis ist noch möglich“, sagt Dr. Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV).
Quelle: Sport-Informations-Dienst
Alles rund um die Olympische Leichtathletik:
News | Ergebnisse | DLV-Team | Zeitplan | Tippspiel | Podcast