Olympia Tag 7 - Endlich Edelmetall für DLV-Team
Deutschlands Leichtathleten konnten am Donnerstag bei den Olympischen Spielen in Peking (China) mit Bronze für Speerwerferin Christina Obergföll (LG Offenburg) die erste Medaille verbuchen, doch es droht das dritte sieglose Olympia seit 1956.
„Dass es so kommen könnte, war nach dem Ausfall von Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch nicht ausgeschlossen. Jetzt müssen wir Ariane Friedrich die Daumen drücken“, meinte Dr. Clemens Prokop als Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) zum Ernst der Lage und im Blick voraus auf das Hochsprung-Finale mit der Frankfurterin am Samstag (23. August).Er hatte schon vor Peking nicht ausgeschlossen, dass es wie 2004 in Athen (Griechenland) nur zwei Medaillen geben könnte. Steffi Nerius (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Kugelstoßerin Nadine Kleinert (SC Magdeburg) hatten damals Silber geholt.
Noch zwei Stärkere
Christina Obergföll scheiterte wenige Stunden vor ihrem 27. Geburtstag mit 66,13 Metern an zwei noch Größeren: Erst nahm ihr die Russin Mariya Abukumova mit 70,78 Metern den Europarekord (70,20 m) ab, dann verlor ihn diese an die tschechische Weltmeisterin Barbora Spotakova, deren letzter Versuch (71,42 m) nur 28 Zentimeter hinter der Weltrekordmarke der Kubanerin Osleidis Menendez landete. Europameisterin Steffi Nerius blieb als Fünfte mit 65,29 Metern nach sechs Medaillen seit 2002 in Serie erstmals wieder ohne Edelmetall.
„Bei diesen Ergebnissen vorne muss ich zufrieden sein. 70 Meter habe ich nicht alle Tage drauf. Im ersten Moment war ich auch wegen des Verlusts des Europarekordes enttäuscht. Aber ich habe die Medaille, die ich mir vorgenommen hatte“, meinte Christina Obergföll, die am Abend mit ihren Eltern im Deutschen Haus in den Geburtstag hineinfeiern wollte.
Steffi Nerius zufrieden
„Ich bin absolut zufrieden mit meiner Leistung, ich muss mir nichts vorwerfen“, meinte Steffi Nerius, die 2007 hinter Barbora Spotakova und Christina Obergföll WM-Bronze gewonnen hatte. Die 36-Jährige wird ihre Karriere wahrscheinlich nach der WM 2009 in Berlin beenden. Im wohl einzigen Finale mit drei Deutschen wurde ihre Leverkusener Teamkameradin Katharina Molitor mit 59,64 Metern Achte.
Den USA droht nach dem Vorlauf-Aus ihrer 4x100-Meter-Staffeln durch Wechselfehler die schlechteste Bilanz seit 1976, als die DDR im kanadischen Montreal (11 gegenüber 6 Gold) triumphiert hatte. Immerhin holte LaShawn Merritt in Jahres-Weltbestzeit (43,75 sec) beim US-Dreifachsieg über 400 Meter und der großen Demütigung für Jeremy Wariner (Silber in 44,74 sec) das vierte Gold.
Jamaika und Russland mit fünf Titeln
Fünf sind es schon bei Jamaika nach dem 200-Meter-Triumph von Veronica Campbell-Brown in Jahres-Weltbestzeit von 21,74 Sekunden. Hinzu kommen können normalerweise nur noch die Triumphe in den beiden 4x100-Meter-Staffeln. Dabei will Usain Bolt am Freitag nach Gold- und Weltrekord-Double (9,69 und 19,30 sec) nach den US-Stars Jesse Owens (1936), Bobby Morrow (1956) und Carl Lewis (1984) zum vierten Sprinter werden, der inklusive 4x100 Meter dreifach triumphiert.
Russland hatte zum Auftakt des siebten Leichtathletik-Tages im 20 Kilometer Gehen der Frauen durch Weltmeisterin Olga Kaniskina den fünften Sieg im Vogelnest gefeiert. Das erste Gold in Peking und das vierte für Portugal bei Olympia in der Leichtathletik gewann im hochkarätigen Dreisprung Nelson Evora mit 17,67 Metern.
Dayron Robles triumphiert
Kubas ersten Triumph in Vogelnest, der nach dem Wunsch von 1,3 Milliarden Chinesen der erste für das Gastgeberland hätte werden sollen, feierte in 12,94 Sekunden ganz souverän Weltrekordler Dayron Robles über 110 Meter Hürden. Athen-Olympiasieger Liu Xiang war am Montag direkt vor dem Vorlauf wegen Achillessehnenproblemen ausgestiegen und hatte damit das Reich der Mitte in einen Schock versetzt.
Der ehemalige Weltmeister Bryan Clay geht auf 8.900-Punkte-Kurs als Führender in den zweiten Tag des Zehnkampfes. Der US-Amerikaner hat nach fünf Disziplinen 4.521 Zähler gesammelt und strebt einem klaren Sieg entgegen. Er führt vor Andrei Krauchanka (Weißrussland; 4.521) und Landsmann Trey Hardee (4.428). Roman Sebrle, der tschechische Weltrekordler und Olympiasieger ist Fünfter (4.312).
Michael Schrader Achter
Aus dem deutschen Trio wurde vor dem 400-Meter-Lauf ein Duo. Der Ulmer Arthur Abele erlitt eine Muskelverletzung im Oberschenkel und gab nach vier Disziplinen (2.989) auf. Achter ist Newcomer Michael Schrader (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen; 4279). Er befindet sich auf Bestleistungs-Kurs. Nur 16. ist der ehemalige Hallen-Weltmeister Andre Niklaus aus Berlin mit 4.079 Punkten.
Für Deutschland gab es neben Ariane Friedrichs Sprung ins Finale (1,93 m) und dem Frauen-Speerwurf noch eine erfreuliche Notiz von den Sprintern: Beide 4x100-Meter-Staffel rannten ins Finale, haben jedoch am Freitag so gut wie keine reelle Medaillenchance. Im 20 Kilometer Gehen blieben nur die Ränge 15 für Sabine Zimmer (TV Wattenscheid 01) in 1:30:19 Stunden und 23 für die Potsdamerin Melanie Seeger in 1:31:56 Stunden.
Neun Erstrunden-Ausfälle
Fest steht nun, dass in Runde eins neun der 27 angetretenen deutschen Athleten ausgefallen sind. Die beiden Letzten scheiterten mit Pauken und Trompeten im Speerwurf: Stephan Steding (Hannover 96) als 32. der Qualifikation mit 70,05 Metern, Alexander Vieweg (SV schlau.com Saar 05) mit noch blamableren 67,49 Metern und Rang 35.
Quelle: Sport-Informations-Dienst
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