Olympia Tag 9 - Ariane Friedrich nur Siebte
Ariane Friedrich konnte das schwächste Olympia-Abschneiden der deutschen Leichtathleten seit 1904 nicht verhindern. Als die Frankfurter Hochspringerin am Samstag zum dritten Mal an 1,99 Metern scheiterte und auf Rang sieben endete, stand fest: Speerwurf-Bronze durch Christina Obergföll (LG Offenburg) bleibt die einzige Medaille des Teams.
Die deutsche Mannschaft hatte ein Jahr zuvor bei der WM in Osaka (Japan) noch je zweimal Gold und Silber sowie dreimal Bronze gewonnen. Vor vier Jahren in Athen (Griechenland) gab es zwei Olympia-Silbermedaillen.„Ich hatte fest mit einer zweiten Medaille gerechnet. Leider haben einige unserer Leistungsträger die Hoffnungen nicht erfüllt“, sagte Dr. Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), der fast zeitgleich mit dem Scheitern von Ariane Friedrich den letzten Platz der Frauen-Staffel über 4x400 Meter erlebte.
Dr. Clemens Prokop meinte weiter: „Nun steuern wir mit neuem Ansporn die WM 2009 in Berlin an. Ich bin überzeugt, dass wir mit der Begeisterung der Zuschauer im eigenen Land wieder das Niveau von Osaka erreichen können.“
Ariane Friedrich und Probleme mit dem Hintern
Ariane Friedrich wirkte nicht deprimiert: „Ich habe seit zwei Tagen Probleme mit meinem Hintern. Er war heute hart wie ein Stein, deshalb konnte ich nicht sauber springen.“ Ihre Saisonbestmarke von 2,03 Metern hätte in einem der größten Hochsprung-Finals der Geschichte auch nur dann zu Bronze gereicht, wenn sie die Höhe im ersten Versuch geschafft hätte.
Am Ende wurde die seit dem 15. Juni 2007 in 34 Wettkämpfen hintereinander ungeschlagene Weltmeisterin Blanka Vlasic von Tia Hellebaut bezwungen. Belgiens Europameisterin sprang die 2,05 Meter bereits im ersten, die Kroatin erst im zweiten Versuch. 2,07 Meter waren dann für beide zu hoch.
Vier erfolgreiche Titelverteidiger
Am Tag vor dem abschließenden Männer-Marathon im erneut mit 91.000 Zuschauern ausverkauften „Vogelnest“ erhöhte sich die Zahl der in Peking erfolgreichen Athen-Olympiasieger auf vier. Der Norweger Andreas Thorkildsen triumphierte mit Jahresweltbestweite im Speerwurf (90,72 m), Kenenisa Bekele holte in 12:57,82 Minuten über 5.000 Meter Äthiopiens viertes Gold der Spiele. Sechs Tage nach seinem 10.000-Meter-Sieg schaffte der Läuferstar das gleiche Double wie zuvor Teamkollegin Tirunesh Dibaba.
Olympias großer Star Usain Bolt (Jamaika) sorgte zwar mit Gold und Weltrekorden über 100 Meter (9,69 sec), 200 Meter (19,30 sec) und 4x100 Meter (37,10 sec) dafür, dass die USA - Ausnahme Boykott 1980 - bei Olympia erstmals seit 1960 kein Sprinter-Gold gewannen. Doch die Amerikaner wurden mit sieben Goldmedaillen vor Russland und Jamaika (je 6) doch noch das erfolgreichste Team.
Starke Sanya Richards
Entscheidend dafür war, dass Sanya Richards nach ihrem enttäuschenden 400-Meter-Bronze in der Staffel ein gigantisches Rennen lief und ihr 4x400-Meter-Quartett in 3:18,54 Minuten zum Sieg über Russland führte. Ebenfalls in Jahresweltbestzeit (2:55,39 min) triumphierten die US-Männer auf dieser Distanz. So kam Weltmeister Jeremy Wariner nach seiner 400-Meter-Niederlage doch noch zu Gold, und LaShawn Merritt komplettierte den kleinen Kreis von drei Zweifach-Siegern in 47 Wettbewerben.
Auch Kenias Läufer gewannen Gold Nummer drei und vier. Erst durch Wilfried Bungei in 1:44,65 Minuten beim 800-Meter-Sieg, dann durch Nancy Jebet Lagat in 4:00,24 Minuten über 1.500 Meter.
Fünf Weltrekorde
Neben Usain Bolt stellten im Nationalstadion auch Russlands Stabhochsprung-Siegerin Yelena Isinbayeva mit 5,05 Metern und ihre Teamkameradin Gulnara Galkina-Samitova in 8:58,81 Minuten über 3.000 Meter Hindernis Weltrekorde auf. 2004 in Athen hatte es nur zwei Bestmarken gegeben: durch Yelena Isinbayeva (4,91 m) und Hürdensprinter Liu Xiang, der durch seinen verletzungsbedingten Startverzicht in Peking zu Chinas tragischem Helden wurde. Fünf Weltrekorde wurden zuletzt 1988 in Seoul (Südkorea) registriert.
An der Doping-Front blieb es drei Jahre nach der Disqualifikation von drei Olympiasiegern in Athen relativ ruhig. Vor dem Schlusstag musste nur Siebenkämpferin Lyudmila Blonska (Ukraine) ihr Silber abgeben. Die Proben bleiben bis zum Jahr 2016 eingefroren, um später neue Substanzen nachweisen zu können.
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