Olympia-Vorschau - Speerwurf Frauen
Die Olympischen Spiele in Peking (China) rücken unaufhaltsam näher. Über das Vorbereitungscamp in Shibetsu und Ashibetsu (Japan) nehmen die deutschen Leichtathleten Anlauf auf das Großereignis. leichtathletik.de blickt mit einer umfassenden Analyse auf jene Disziplinen voraus, in denen Vertreter des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) berechtigte Medaillenchancen hegen.
SPEERWURF FRAUEN Die stärksten Kontrahentinnen:
(Tschechische Republik) Weltmeisterin (Foto: Chai) |
(LG Offenburg)
Vize-Weltmeisterin
(Foto: Chai)
(TSV Bayer 04 Leverkusen)
Europameisterin
(Foto: Chai)
(Kuba)
Weltrekordhalterin
(Foto: Chai)
Rund um den Frauen-Speerwurf:
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Ausgangslage:
Die 70 Meter sind in diesem Olympiasommer noch nicht übertroffen worden. Vielleicht haben sich das die Speerwerferinnen für die Olympischen Spiele aufgehoben.
Am nächsten dran war Weltmeisterin Barbora Spotakova. Die Tschechin erzielte am 31. Mai in Saragossa (Spanien) bereits 69,15 Meter. Bestätigen konnte sie diese Leistung Mitte Juni im heimischen Prag (68,81 m), danach blieb sie aber in fünf Wettkämpfen unter 65 Meter, ein jüngster Test fiel sogar als völlig missglückte Generalprobe aus. In Bilina warf sie nur 59,83 Meter. Ob das etwas zu bedeuten hat?
Ganz anders sieht die Formkurve bei Christina Obergföll aus. Die Vize-Weltmeisterin von der LG Offenburg hat sich in den letzten fünf Wettkämpfen aus einem Tal herausgeworfen, zuletzt in Leverkusen wurden 66,92 Meter gemessen. Weiter hinaus war es Mitte Juni in Ostrava (Tschechische Republik) gegangen. Beim Sieg gegen Barbora Spotakova warf die Blondine 67,72 Meter.
Ebenfalls stark in Form gekommen ist die Russische Meisterin Mariya Abakumova. Die 22-Jährige markierte vor einer Woche in Irkutsk (Russland) mit 67,25 Metern einen neuen Landesrekord.
Europameisterin Steffi Nerius tat sich, an ihren Möglichkeiten gemessen, eher schwer. Die Leverkusenerin bestritt wenige Wettkämpfe, nur in Ostrava übertraf sie als Drittplatzierte die 65 Meter (65,71 m), ansonsten lag sie immer bei rund 62 Metern.
Die Weltrekordhalterin Osleidis Menéndez zeigte sich solide, jedoch fehlt ihr mit einer Saisonbestweite von 64,02 Metern noch der 65-Meter-Wurf. Allerdings ist die Kubanerin nicht nur aufgrund ihrer Erfahrung eine Medaillenkandidatin.
Die Liste der weiteren Anwärterinnen auf einen Platz unter den ersten Fünf wird von der Britin Goldie Sayers, die konstant an die 64 Meter heran (Saisonbestweite: 63,96 m) werfen kann, angeführt.
Der Kampf um die zwölf Finalplätze wird hart sein. 16 Athletinnen haben in diesem Jahr die 62 Meter übertroffen.
Deutsche Medaillenhoffnungen:
Christina Obergföll (LG Offenburg)
Die Europarekordhalterin will ihre Erwartungen ins rechte Licht gerückt wissen und sich auch über Silber freuen können. Das holte sie bei den letzten beiden Weltmeisterschaften. Inzwischen hat die 26-Jährige wichtige Erfahrungen gesammelt, 2006 bei der EM an den Medaillen vorbeigezielt, im letzten Jahr bei der WM eine Zitterpartie in der Qualifikation zu überstehen gehabt. Davon kann Christina Obergföll nur profitieren.
Steffi Nerius (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Die routinierte Athletin, immer wieder von Wehwehchen geplagt, dämpfte bereits die Erwartungen. Seit 2002 hat sie bei jedem Großereignis eine Medaille geholt. Doch ob es auch diesmal wieder zu einem Podestplatz reicht, ist fraglich. Zweifelsohne kann die 36-Jährige aber auf ihre Erfahrung bauen, auf ein Nervenflattern bei den Favoritinnen und auf einen Ausreißer ihrerseits hoffen. Dass sie ihr Handwerk beherrscht, steht außer Frage. Und ein weiteres Edelmetall im Herbst ihrer Karriere wäre ein verdientes i-Tüpfelchen.
Weitere deutsche Starterin:
Katharina Molitor (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Bereits früh, mit einer neuen Bestweite von 61,74 Metern im Mai in Halle, empfahl sich die 24-Jährige für die Olympischen Spiele und eroberte sich mit etwas Glück im Kampf mit ihrer Vereinskollegin Linda Stahl den dritten Startplatz. Für die auch im Volleyball bewanderte Athletin gilt es nun, im Nationalstadion ihre Möglichkeiten auszuschöpfen und die Qualifikation zu meistern.
Einschätzung:
Wahrscheinlich ist ein spannendes Duell zwischen Barbora Spotakova und Christina Obergföll, wenn sie beide fit in Peking eintreffen. Interessant: 20 Duelle sind zwischen den beiden aus den letzten Jahren bei größeren Wettkämpfen notiert, zwölfmal setzte sich die Tschechin, die immer auf einen guten ersten Wurf aus ist, durch. Allerdings: Im direkten Vergleich aus dem letzten und diesem Jahr liegt die Deutsche mit 5:3 vorne.
Ein schwarz-rot-goldener Triumph ist also durchaus machbar und Christina Obergföll verweist nicht zu unrecht darauf, dass sie den Speer im Gegensatz zu ihrer Rivalin schon auf mehr als 70 Meter segeln ließ. Bewiesen hat sie in diesem Jahr auch, dass sie sich in einen Wettkampf beissen und kontern kann.
Die weiteren Speerwerferinnen werden hart mit sich selbst und verbittert gegeneinander kämpfen. Wenn Mariya Abakumova ihr gezeigtes Niveau bestätigt, ist sie ein ganz heißer Medaillentipp.
Gelingt ihr das nicht, dann werden Steffi Nerius, Osleidis Menendez und Goldie Sayers ihre Chance suchen und vermutlich auch zu nutzen wissen.
Ob eine weitere Athletin in diesen Kreis vordringen kann und die Hackordnung durcheinander bringt, bleibt abzuwarten.
Zeitplan:
Qualifikation - 19. August (9:00 / 10:30 Uhr Ortszeit; 3:00 / 4:30 Uhr MESZ)
Finale - 21. August (19:20 Uhr Ortszeit; 13:20 Uhr MESZ)
Weltjahresbestenliste:
1 | 69.15 | Barbora Špotáková | CZE |
2 | 67.72 | Christina Obergföll | GER |
3 | 67.25 | Mariya Abakumova | RUS |
4 | 66.06 | Linda Stahl | GER |
5 | 65.71 | Steffi Nerius | GER |
6 | 64.02 | Osleidis Menéndez | CUB |
7 | 63.96 | Goldie Sayers | GBR |
8 | 63.49 | Justine Robbeson | RSA |
9 | 63.44 | Martina Ratej | SLO |
10 | 63.24 | Natallia Shymchuk | BLR |