Olympiakur - Erholung für Geist und Körper
Für Luminita Zaituc waren die letzten Tage alles andere als einfach. Die Braunschweiger Marathonläuferin musste nach ihrem bitteren Ausstieg in Düsseldorf ihre Olympia-Hoffnungen erst einmal begraben. „Sie erholt sich jetzt gerade im Königlich-Sächsischen Staatsbad Bad Elster, das zu den ältesten Moor- und Mineralheilbädern Deutschlands gehört“, berichtet Steffi Schlosser von den Sächsischen Staatsbädern. Dahinter steckt das ambitionierte Projekt der „Olympiakur“.
Dieses Programm des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) und des Verbandes Deutscher Heilbäder wurde vor noch nicht ganz drei Jahren vorgestellt und seither von einigen deutschen Top-Athleten genutzt. In knapp drei Monaten sollen diese auch deshalb bei den Olympischen Spielen in Peking (China) gesund durchstarten.Bad Elster wurde zu einer zentralen Anlaufstelle des ganzen Projekts, gerade für die Langstreckler. Schöne, ebene Wege, ein einladendes Waldstadion und ein Kurpark, der zu den schönsten Deutschlands gehört, locken.
Beliebt bei Ausdauersportlern
Den Erfolg versprechenden Anfang hatte dort der Potsdamer Geher Andreas Erm gemacht. Die ehemalige Mittelstreckenläuferin Claudia Meier-Gesell (zuletzt LAV Asics Tübingen) konnte sich nach ihrem Aufenthalt nicht mehr von Bad Elster trennen. Die Diplom-Sportwissenschaftlerin hat dort ihre neue Berufung gefunden und leitet das medizinische Trainings- und Bewegungszentrum „mobilixx“, in dem die Sportler während der Kur betreut werden.
Dass Bad Elster ein Magnet für Ausdauersportler ist, bestätigt auch Marathon-Europameisterin Ulrike Maisch (1. LAV Rostock), die im September vergangenen Jahres die Olympiakur nutzte. Sie genoss die Ausnahmestellung im Kurort, in dem sie in Form von Aqua-Jogging beispielsweise vor der regulären Bade-Öffnungszeit ihre Bahnen ziehen durfte.
Luminita Zaituc bereit für den Fall der Fälle
Durch Mund-zu-Mund-Propaganda erfuhr die Braunschweigerin Luminita Zaituc von dem Kurort. Seit dem 6. Mai befindet sich die Marathonläuferin in den Händen des Herz- und Kreislaufspezialisten Dr. Klaus Hofmann.
Nach den ersten Tagen ist ihr Eindruck durchweg positiv. So wohnt die Sportlerin in einem komfortablen Hotel mit Vollpension und kann dort ihr Essen persönlich und nach Absprache mit dem Trainer zusammenstellen. Außerdem habe sie, wie Steffi Schlosser feststellt, von den Therapeuten schon viel über ihre eigene Fitness lernen können. Allen voran, wie sie ihren Körper am besten entspannen kann. Gerade das scheint nach dem Marathon-Aus in Düsseldorf sehr wichtig.
Obwohl die 39-Jährige momentan schlechte Karten hat, will sie für eine mögliche Olympia-Nachnominierung bereit sein. Deswegen stehen in Bad Elster nicht nur Entspannungseinheiten in den Bade- und Saunalandschaften auf dem Programm, sondern auch Trainingselemente im Hinblick auf die nächsten Aufgaben.
Kur vielfältig nutzen
Die Olympiakur kann sehr vielfältig genutzt werden, so war sie auch von Prof. Dr. Manfred Steinbach angedacht. Der Präsident des Deutschen Heilbäderverbandes ist selbst ehemaliger Spitzensportler und war in den Fünfziger und Sechziger Jahren Olympia-Teilnehmer im Weitsprung.
Er weiß aus eigener Erfahrung, dass der Bewegungsapparat der Athleten hochgradig beansprucht wird und eine besondere Pflege zwischendurch angebracht ist. Typische Symptome für die Notwendigkeit einer Kur sind Leistungsstillstand, Leistungsrückgang, nachlassende Spannkraft oder mangelnde Motivation beim Training.
„Schicke Sache“
Angesichts dessen war der Grundstein für die Zusammenarbeit mit den Leichtathleten schnell gelegt. „Es gab parallele Überlegungen. Als wir damals mit dem DLV zusammengetroffen sind, waren wir uns sofort einig, dass es eine schicke Sache ist“, erinnert sich Prof. Dr. Manfred Steinbach. „Wir haben hier das Wiederaufrichten strapazierter Menschen zu unserer Aufgabe gemacht. Das schließt aber nicht aus, das Reha-Möglichkeiten am Kurort wahrgenommen werden.“ Ein Programm für Geist und Körper also.
Im letzten Jahr zählte sein Verband elf Athleten an acht verschiedenen Orten. Prof. Dr. Manfred Steinbach weiß auch von einer langen Warteliste. „Diejenigen, die für das nächste Jahr mit der WM in Berlin anstehen, sind schon vor der Tür. Noch sprechen wir aber von Olympia.“
Olympiakur an mehreren deutschen Kurorten
Neben Bad Elster luden eben auch andere deutsche Kurorte zur Olympiakur, wie zum Beispiel die MediClin Schlüsselbad Klinik in Bad Peterstal, wo unter anderem Kugelstoßer Peter Sack (LAZ Leipzig), die frühere Fürther und Regensburger Siebenkämpferin Karin Ertl oder Diskuswerfer Michael Möllenbeck (TV Wattenscheid 01) waren.
Besonders Michael Möllenbeck ist von dem Projekt begeistert und wurde bereits dreimal in der Schlüsselbad Klinik betreut. „Ich werde diese tolle Serviceleistung der Olympiakur bis zu meinem Karriere-Ende nutzen“, erklärt der Weitenjäger.
Diese Möglichkeit wird der Hüne auch noch weiterhin haben, denn nach den Olympischen Spielen im Sommer wird das Projekt weitergeführt. Ein nächstes Etappenziel ist die Weltmeisterschaft 2009 im eigenen Land, wo der Deutsche Leichtathletik-Verband viele gesunde und leistungsbereite Athleten präsentieren will.