Olympiasiegerin beflügelt Münchner Sprinter
Am Donnerstagabend jubelte ganz Deutschland über Olympia-Gold von Viktoria Rebensburg im Riesenslalom. Besonders gejubelt wurde aber von einer Gruppe Leichtathleten. Die Kreutherin trainiert in der Trainingsgruppe von Ingo Seibert, der auch den derzeit schnellsten deutschen Sprinter Christian Blum (LAC Erdgas Chemnitz) betreut.
„Wir haben uns den Wettkampf gestern alle zusammen angeschaut, das war der absolute Wahnsinn“, erzählt Ingo Seibert. „Wir haben uns alle überglücklich in den Armen gelegen.“ Als Sechste mit 35 Hundertstelsekunden Rückstand war Viktoria Rebensburg in den zweiten Durchgang gegangen und legte eine Bombenzeit hin, die keine der fünf nach dem ersten Durchgang führenden Skifahrerinnen mehr übertreffen konnte.Ein Weltcup-Sieg war der 20-Jährigen bislang noch nicht gelungen, nun stand sie bei Olympischen Spielen ganz oben auf dem Siegerpodest - als erste deutsche Frau im Riesenslalom seit Ossi Reichert 1956.
Gemeinsames Training mit den Leichtathleten
Auf dem Weg dorthin haben ihr viele Trainingsinhalte aus der Leichtathletik geholfen. Seit rund einem Jahr trainiert sie in der Trainingsgruppe von Ingo Seibert in München, der auch die Sprinter um Christian Blum, Korbinian Greding, Franziska Bertenbreiter (alle LAC Erdgas Chemnitz) und Judith Ritz (LG Karlstadt) angehören. „2007 habe ich als Konditionstrainer die ganze Nationalmannschaft der Skiläufer betreut. Das wurde dann allerdings zu viel“, erklärt Ingo Seibert. Der Kontakt zu Viktoria Rebensburg blieb, vor einem Jahr bat sie ihn darum, ihr Privattrainer zu werden.
Skiläuferin und Leichtathleten - bei Ingo Seibert absolvieren sie in vielen Teilen ein gemeinsames Training. „Auch mit den Leichtathleten führe ich ein sehr Athletik-betontes Training durch, mit wenigen Technik-Inhalten. Ich achte vor allem darauf, dass bei ihnen alles im Lot ist und keine muskulären Dysbalancen entstehen“, erklärt Ingo Seibert. „Wir arbeiten viel mit Gewichtheber-Techniken.“ Hier trainiert Viktoria Rebensburg viel mit Franziska Bertenbreiter zusammen - die ihr im Gewichtheben immer leicht voraus war.
Mehr Ausdauer als die Sprinter
„Bei Viktoria stehen natürlich mehr Ausdauer-Inhalte auf dem Trainingsplan als bei den Sprintern“, berichtet Ingo Seibert und verrät, dass die 20-Jährige es aber auch gerne flott mag. 30-Meter-Sprints, auch aus dem Startblock, gehören genauso zum Training.
Geschlafen hat Ingo Seibert in der Nacht nach dem Triumph seines Schützlings nur wenig. „Wir haben nachts um drei eine halbe Stunde telefoniert. Sie war ganz normal“, sagt er lachend und verrät aber auch: „Ein paar Tränen sind bei ihr auch geflossen. Sie war brutal fertig.“ Am nächsten Morgen rief er dann gleich seine Leichtathletik-Schützlinge an. „Ich hatte Angst, dass sie auch nicht geschlafen haben wie ich. Aber bei ihnen ging es zum Glück besser.“
Wichtig ist das kurz vor den Deutschen Hallen-Meisterschaften am kommenden Wochenende in Karlsruhe (27./28. Februar), die die Trainingsgruppe nun beflügelt angeht. Viktoria Rebensburg hat ihnen gezeigt, zu was das Training der Gruppe führen kann. Und eigentlich kann gar nichts schiefgehen, denn die Olympiasiegerin wird die Übertragung der Wettkämpfe ihrer Trainingskollegen verfolgen!