Olympiastadion Helsinki - Museum mit Kultstatus
Wind, Kälte, Regen. Das Olympiastadion in Helsinki ist zwar an solches Wetter gewöhnt, aber eigentlich hat es keine solche WM verdient. Die Arena, die in diesen Tagen Schauplatz der Leichtathletik-Titelkämpfe ist, blickt auf eine lange und erlebnisreiche Geschichte zurück.
Der Turm ist das Wahrzeichen des Olympiastadions in Helsinki (Foto: Stadt Helsinki/Tirri)
1927 wurde eine Stadionstiftung gegründet, die sich in den Kopf gesetzt hatte, im sportbegeisterten Finnland ein olympiataugliches Stadion zu bauen. Sieben Jahre später erfolgte der erste Spatenstich, am 12. Juni 1938 die Einweihung. 1952 ging mit der Austragung der Olympischen Spiele der Traum in Erfüllung, nachdem wegen dem Zweiten Weltkrieg die Anstrengungen für 1940 vergebens waren. 70.000 Plätze bot damals das Stadion, nach einer späteren Renovierung wurde das Fassungsvermögen auf nunmehr 40.000 Zuschauer zurückgefahren. Das Olympiastadion, dessen Wahrzeichen der 72 Meter hohe Turm ist, bot im Laufe der Jahre nicht nur 23 Sportarten, dabei vor allem dem Fußball und der Leichtathletik, sondern auch Musikstars wie U2, Metallica oder Bruce Springsteen bei ihren Konzerten ein Zuhause. Nach wie vor finden Jahr für Jahr über 30 Veranstaltungen statt. 700.000 Besucher kommen in das Stadion, 400.000 zu den Events.
Museum in Gebrauch
Die Finnen pflegen ihr "Museum", das nach wie vor im Gebrauch ist und nun nach der ersten mit der zehnten Leichtathletik-WM ein neuerliches Großereignis beheimatet, obwohl es nicht mehr den Ansprüchen einer modernen Arena genügt. Deshalb ist finnischen Offiziellen und Funktionären auch klar, dass Helsinki ohne ein völlig neues Stadion keine Chance mehr auf ein internationales Top-Event haben wird.
Die Vergabe der WM nach Helsinki war ein Glücksfall, nachdem London, das zuerst den Zuschlag bekommen hatte, in der Stadionfrage den eigenen Versprechungen keine Taten folgen lassen und die finnische Hauptstadt im April 2002 in der Neuauflage der IAAF-Abstimmung beim neuen Bewerbungsverfahren unter anderem Berlin als härtesten Konkurrenten überraschend ausstechen konnte.
Dreimonatige Bahninstallation
Mit dem Zuschlag begannen die Arbeiten. Im letzten Jahr wurde eine Mondo-Bahn installiert. Wegen des unsicheren Wetters hatte das Auftragen alleine drei Monate in Anspruch genommen. Für die Medienvertreter wurde vorübergehend in der Zielkurve ein Dach errichtet, das nach der WM wieder abgetragen wird, da es ansonsten das Gesamtbild des Olympiastadions entscheidend stören würde.
Überhaupt legen die Finnen Wert darauf, dass das Stadion im alten Stil gehegt und gepflegt wird. Als der Welt-Fußballverband forderte, die traditionellen Holzbänke gegen Einzelsitze auszutauschen, höhlte man einfach die Holzlatten, die die Rückenlehnen bilden, aus, so dass dann damit auch die einzelnen Plätze erkennbar waren.
Vor Fernsehzeit gebaut
Doch das Festhalten an den traditionellen Maßstäben brachte gerade für die Leichtathletik-WM einige Herausforderungen mit sich. "Das Stadion wurde lange vor der Fernsehzeit erbaut", berichtet Marketingleiter Pekka Hurme, "unser großes Problem war, die ganze Technik zu installieren." Doch diese Aufgabe haben die WM-Organisatoren bestens bewältigt.
In diesen Tagen dürfte ihnen vor allem das nass-kalte und einer WM unwürdige Wetter gehörig die Laune verdorben haben. Dadurch fehlte für die Besucher der Titelkämpfe die Muse, um das Ambiente des Olympiastadions wirklich zu genießen. Denn eigentlich hätte diese WM in Helsinki Kultstatus erlangen können.
Klein und überschaubar, stimmungsvoll, strahlend in weiß und blau. So hätte die Weltmeisterschaft 2005 in Erinnerung bleiben können. Bereits jetzt steht aber fest, dass die Veranstaltung vor allem als bitterlich kalte und verregnete WM mit hartgesottenen finnischen Zuschauern in die Geschichte eingehen wird. Das hätte das Olympiastadion in Helsinki aber wirklich nicht verdient gehabt.
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