Olympiastadion nicht gemacht für Regenwetter
Im Mutterland des Regens wurde für 625 Millionen Euro eine moderne Arena aus dem Boden gestampft, doch wenn der Himmel die Schleusen öffnet, werden im Londoner Olympiastadion alle klatschnass. Es regnet dem Fernsehen in die empfindliche Technik, den Journalisten in die Computer und den Zuschauern auf den Kopf.
In bemerkenswerter Offenheit sagte Stadionarchitekt Rod Sheard bei der Pressekonferenz des Organisationskomitees LOCOG und des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) am Dienstag: "Wir haben das Stadion nicht so sehr für die Zuschauer geplant, sondern für die Athleten. Es soll den Sportlern durch die Thermik optimale Bedingungen schaffen, auch was mögliche Weltrekorde angeht, der Wind soll ihnen dabei nicht im Weg stehen. Aber die Zuschauer vor dem Regen zu schützen, war unser geringstes Problem."
Das Dach schützt nicht einmal die Hälfte der Zuschauer- und Medienplätze in den oberen Rängen. Treibt der Wind den Regen unter die Tribüne, wird bis auf die höchsten hinteren Ränge praktisch jeder nass. "Was soll ich dazu sagen: Leichtathletik ist eine Open-Air-Sportart, das weiß man ja. Damit müssen sich auch die Medien abfinden", hatte LOCOG-Chef Sebastian Coe bereits zuvor erklärt.
Journalisten verwundert
"Es wäre schön gewesen, wenn man beim Stadiondach auch an die Zuschauer und Medien gedacht hätte. Aber dann hätte das Stadion statt 625 vielleicht 760 Millionen gekostet", sagte Walter Johannsen (NDR).
ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz ergänzte auf SID-Anfrage: "Wir sind schon ein bisschen verwundert. Die Technik soll durch Planen geschützt werden, aber leider ist es hier nicht einmal möglich, in Eigenregie für eine adäquate Überdachung unserer aktuell arbeitenden Kollegen zu sorgen."
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)