Olympisches Dorf: Matratzen am wichtigsten
Eigentlich geht es nur um die Matratzen. Das Olympische Dorf im Osten Londons bietet 2.818 Apartments, 5.000 Bäder, 11.000 Sofas, Räume für Gottesdienste, Wellness-Anlagen, Internet-Cafés und eine Bank - das Wichtigste sind aber die 16.000 Betten, in denen die Athleten von Medaillen träumen. "Es kommt vor allem darauf an, wie gut die Matratze ist. Wir haben deshalb auf acht verschiedenen Modellen zur Probe geschlafen", sagte Dreisprung-Olympiasieger Jonathan Edwards.
Der Vorsitzende der Athletenkommission darf seit Anfang der Woche die ersten Team-Offiziellen in "seinem" 1,32 Milliarden Euro teuren Dorf im Stadtteil Stratford begrüßen. Die ersten der rund 10.000 Athleten, die vom 27. Juli bis zum 12. August um die Medaillen kämpfen, beziehen am Montag die 250.000 Quadratmeter Wohnfläche. "Wir haben alles getan, damit die Athleten all das haben, was sie brauchen, um sich auf ihren Karriere-Höhepunkt vorzubereiten", sagte Olympiachef Sebastian Coe, der die Unterkunft der Sportler kürzlich der Öffentlichkeit präsentierte.Dreieinhalb Jahre wurde gebaut, nun steht den Sportlern und ihren 6.000 Betreuern eine kleine Stadt zur Verfügung, in der es an nichts fehlt - nicht einmal an einem Bürgermeister, für den die Spiele bereits begonnen haben. "Mit der Ankunft der Offiziellen geht es für uns schon los", sagte Charles Allen, auf dessen "Grund und Boden" vor dem Bauprojekt Müllhalden und Schrottplätze zu finden waren.
Elf Wohnblocks
Auf dem Brachland ist eine moderne Siedlung entstanden, die aus elf Wohnblocks besteht. Jede Wohneinheit besteht aus zwei Doppelzimmern und einem Bad. Zur Ausstattung gehören Fernseher und Internet. Die Bewohner können im Village Plaza rund um die Uhr essen gehen, einen Spaziergang im Victory-Park oder eine Runde Billard in der Globe-Bar genießen. Wer Beistand benötigt, kann das interreligiöse Seelsorgezentrum aufsuchen. Dort sind rund 200 Seelsorger der fünf großen Glaubensrichtungen anzutreffen.
Was die Einrichtung angeht, kommen die Unterkünfte äußerst farbenfroh daher - türkisfarbene Sofas, beige Möblierung und pinkfarbene Kopfkissen. Dazu blaue Bettwäsche, versehen mit den Piktogrammen der 26 olympischen Sommersportarten. "Ob die Wände grün oder orange sind, ist doch unwichtig", sagte Jonathan Edwards: "Unser Fokus lag darauf, eine moderne und komfortable Unterkunft zu bieten. Es ist uns gelungen, ein perfektes Quartier für alle Olympioniken aufzubauen."
Studenten-Test
Zu einer perfekten Unterkunft gehört nach Ansicht der Organisatoren, die zu Testzwecken Studenten einquartiert hatten, auch ein perfektes Sicherheitssystem. Das Dorf ist von einem bewachten Zaun umgeben, die Kontrollen an den Eingängen sollen so lückenlos sein, dass im Dorf selbst eine entspannte Atmosphäre entstehen kann. "Es wird aussehen wie in einer normalen Stadt. Er werden ein paar Polizisten unterwegs sein, deren Hauptaufgabe es vermutlich sein wird, Erinnerungsfotos für die Sportler zu schießen", sagte Tony Sainsbury, der Planungs-Chef des Dorfes.
Die Athleten selbst haben auch schon Pläne. "Bei den letzten Spielen haben wir uns einen Beamer mit ins Dorf genommen. Wir waren schon eine Attraktion, es haben sich viele bei uns versammelt und wichtige Entscheidungen im Fernsehen verfolgt. Das werden wir bestimmt wieder machen", sagte Tischtennis-As Timo Boll. Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann freut sich dagegen auf das Essen: "Mein Lieblingsort ist die Mensa."
Nach den Spielen soll das komplette Dorf zu einem Lieblingsort der Londoner werden - das ist jedenfalls die Hoffnung der Organisatoren. Der einst marode Stadtteil soll zu einem angesagten Bezirk entwickelt werden. Es sollen weitere Wohnungen, Büroflächen, Schulen, Bahnhöfe und Grünanlagen entstehen. Die Hälfte der Unterkünfte des Olympischen Dorfes werden dann Sozialwohnungen sein.
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)