Osaka - Stadt der Kabarettisten
Konnichiwa, guten Tag im Land der aufgehenden Sonne. Am 25. August beginnen die Weltmeisterschaften im japanischen Osaka. In einer asiatischen Stadt, die einst das Zentrum des japanischen Geschäftshandels war und in der heute zahlreiche Kabarettisten ihr Geld verdienen. Die Bochumerin Kanako Handa-Graf kennt die Stadt und ihre Eigenheiten gut, schließlich wurde sie in Osaka geboren, lebte 23 Jahre in dieser Stadt.

Kanako Handa-Graf lebte 23 Jahre in Osaka (Foto: Städter)
Mittlerweile arbeitet sie an der Ruhr-Universität Bochum am Institut für Ostasienwissenschaften. Für leichtathletik.de stand sie als Gesprächspartnerin zur Verfügung.Die vergangenen fünf Jahrhunderte sind nicht spurlos an Osaka vorbei gegangen. Im 16. Jahrhundert war die Stadt das Zentrum des Geschäftshandels, bevor sich die Hauptaktivitäten nach Tokio verlagerten: "Die Händlermentalität hat sich Osaka aber bewahrt", sagt Kanako Handa-Graf. "Es geht alles sehr schnell und sehr lustig zu." Heute ist die Stadt im Westen der japanischen Hauptinsel Honshu die drittgrößte Metropole Japans.
Dass es lustig zugeht, dafür sorgt eine breite Kabarett- und Komikerkultur. Diese komödiantische Unterhaltungskunst, Manzai genannt, ist heute das wichtigste Merkmal der Stadt und sorgt für einen unverwechselbaren Charakter: "Die Komiker werden immer beliebter und machen auch den Dialekt der Region Osaka im ganzen Land bekannt", betont die Japanerin. Einen Dialekt, den Japaner wohl verstehen, doch der ausländischen Studierenden oft große Kopfschmerzen bereitet. Mit der Manzai-Kultur hat Osaka für sich eine ganz besondere Nische gesucht und gefunden, um touristisch ansprechend zu sein.
Stadt der vielen Brücken
Die Industrie hat sich seit dem 16. Jahrhundert klar gewandelt und angepasst. Es ist ein Wechsel von der Textilindustrie hin zur Produktion von pharmazeutischen Produkten. Athleten wie Ingo Schultz (TSV Bayer 04 Leverkusen), die in Leverkusen unter dem Bayer-Kreuz trainieren, werden – Qualifikation vorausgesetzt – in Osaka Bekanntes wiedererkennen können: "Bayer ist groß in Osaka vertreten", sagt sie. Aus ökonomischer Sicht bleibt Osaka aber hinter Tokio zurück, viele Unternehmen sind in die Hauptstadt abgewandert.
Die Stadt der vielen Brücken wird Osaka oft genannt: Die Komikerhochburg liegt an der Mündung des Flusses Yodo und ist von zahlreichen Kanälen durchzogen und geben der Stadt einen Hauch von Venedig. Aber nehmen Osakas Bürger die Schönheit der Brücken überhaupt wahr? "Für die Bewohner ist das gar nicht mehr auffällig. Sie sind es gewöhnt und sehen es gar nicht als besondere Sehenswürdigkeit", schränkt Kanako Handa-Graf ein. Osaka hat touristisch darüber hinaus aber noch einiges zu bieten: Ein Schloss aus dem 16. Jahrhundert steht noch. Doch es ist eines der wenigen historischen Gebäude, die der Stadt geblieben sind. Ansonsten beherrschen Unterhaltungsparks das Bild: "Es ist einfach zu viel durch den Krieg zerstört worden", bedauert Kanako Handa-Graf.
Westliche Kultur ist sichtbar
In der Stadt ist die westliche Kultur überall zu finden: Egal, ob es um Kleidung, Essen oder Musik geht. Die traditionelle japanische Küche hat aber im Schatten der westlichen Einflüsse dennoch überlebt. Reis mit Sojabohnen und Fisch gehören dazu, ebenso Pfannkuchen mit Gemüse und verschiedenen Fischsorten. Insbesondere der Kugelfisch genießt hohes Ansehen: "Osaka ist für eine ganz bestimmte Soße bekannt, mit der der Pfannkuchen angemacht wird", sagt Kanako Handa-Graf.
Mit Großereignissen kennt sich die Stadt mit den gut 2,6 Millionen Einwohnern aus: 1970 richtete Osaka die Expo aus, es war die erste Weltausstellung im asiatischem Raum. Zuletzt hatte die Stadt auf sich aufmerksam gemacht, als sie im Sommer 2005 die Fußball-Weltmeisterschaft der Roboter bei sich zu Gast hatte. In diesem Jahr sind die Leichtathletik-Weltmeisterschaften das Highlight in der Stadt. Bis zum Beginn der WM werden noch drei Monate vergehen, ein Wunsch begleitet die Athleten schon jetzt: Ganbatte Kudasai, Viel Erfolg!
Die Leichtathletik-Weltmeisterschaften im japanischen Osaka (25. August bis 2. September) sind in diesem Jahr das Highlight. Worauf müssen sich die Athleten im asiatischen Raum einstellen? Was ist das Besondere an der Stadt Osaka? leichtathletik.de geht in einer Serie diesen Fragen nach, um langsam auf die WM einzustimmen. Für diese Folge stand Kanako Handa-Graf als Gesprächspartnerin zur Verfügung.