Oscar Pistorius ist schon jetzt ein Gewinner
Mit einem Lächeln auf den Lippen und einer Jeans über den Prothesen präsentierte sich "Blade Runner" Oscar Pistorius vor dem WM-Auftakt in Daegu. Der südafrikanische 400-Meter-Läufer wird mit seinem Start bei den Weltmeisterschaften in Südkorea Geschichte schreiben. Denn am Sonntag (28. August) wird er als erster beinamputierter Läufer gegen Nichtbehinderte ins Rennen um die WM-Krone einsteigen. An eine Siegchance glaubt der 24-Jährige nicht, trotzdem ist er in aller Munde.

Michael Johnson unterstützt Oscar Pistorius
"Über 90 Prozent denken positiv über mich. Ich habe früher oft zu emotional auf die negativen Äußerungen reagiert. Jetzt bin ich ruhiger geworden", sagte Oscar Pistorius. Überhaupt würde er die Diskussionen über seine Prothesen endlich gern beendet wissen: "Ich musste viele Tests über mich ergehen lassen. Jetzt gibt es ein Urteil. Damit sollte alles klar sein."
Doch kurz bevor er einen ähnlichen Medienauflauf wie tags zuvor Jamaikas Superstar Usain Bolt produzierte, war der "Fall Pistorius" wieder auf die Tagesordnung gekommen. Lamine Diack, der Präsident des Weltverbandes IAAF, erklärte vor dem Auftakt der Titelkämpfe am Samstag, Oscar Pistorius dürfe nur als Startläufer in der südafrikanischen 4x400-m-Staffel antreten.
In der Staffel nur als Startläufer
"Er ist ein ganz spezieller Fall. Das einzige, was wir dem südafrikanischen Verband gesagt haben, ist, dass er als erster Läufer antreten muss, wenn er in der Staffel laufen will. Ansonsten ist es zu gefährlich für die anderen Athleten", meinte Lamine Diack. Sein Verband hatte Oscar Pistorius 2007 noch den Start bei der WM versagt. Grund ist eine Regel, nach der jede technische Hilfe, ob in Form von Federn, Rädern oder ähnlichen Elementen, dann verboten ist, wenn sie einen Vorteil bringen kann.
"Ich laufe mit diesen Prothesen seit 2004, hergestellt werden sie unverändert seit 1997. Ich darf sie nicht wechseln. Aber kein anderer behinderter Athlet läuft mit ihnen annähernd meine Zeiten", rechtfertigte sich Oscar Pistorius zum wiederholten Mal und widersprach dem Vorwurf, sein Carbon-Laufwerk sei schneller als gesunde Beine.
Regeln zu beachten
2008 hatte der Internationale Sportgerichtshof CAS verfügt, dass Oscar Pistorius bei Erfüllung der Normen mit seinen Prothesen auch bei Wettkämpfen der Nichtbehinderten starten darf. Der Südafrikaner, dem im Alter von elf Monaten die Schenkel unterhalb der Knie amputiert worden waren, hatte damals jedoch die Olympianorm nicht geschafft.
Hinsichtlich der Teilnahme von Oscar Pistorius bei Olympia 2012 in London (Großbritannien) meinte Jacques Rogge, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC): "Für uns ist die Sache sehr klar. Oscar Pistorius muss die Statuten des IOC und der IAAF beachten und sich für Olympia qualifizieren." Klar ist die Sache auch für Olympiasieger und 400-Meter-Weltrekordler Michael Johnson (USA): "Ich unterstütze Oscar. Er läuft nach den Regeln, jetzt soll er sein Bestes geben."
Traum geht in Erfüllung
Jacques Rogge und Lamine Diack äußerten sich nach Gesprächen der Führungsspitze ihrer Verbände nicht dazu, ob Oscar Pistorius gegenüber Nicht-Behinderten einen Wettbewerbsvorteil hat. Nur zwölf der in Daegu startenden 400-Meter-Läufer waren 2011 schneller als Oscar Pistorius bei seiner Steigerung um eine halbe Sekunde auf 45,07 Sekunden.
Damit dürfte es trotzdem nicht fürs Finale reichen, doch Oscar Pistorius fühlt sich schon vor seinem Start als großer Gewinner: "Davon habe ich immer geträumt. Ich will mein Bestes für mein Land geben, im Kampf gegen die Elite des Planeten", sagte der 24-Jährige, als er das WM-Ticket in der Tasche hatte. Am Sonntag geht der Traum endgültig in Erfüllung.
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Michael Johnson unterstützt Oscar Pistorius
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)
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