Oster-Duell zwischen Szabo und O’Sullivan
Die Hallensaison hat sie sausen lassen. Denn ihr Akku war leer. „Nach der Weltmeisterschaft in Edmonton war ich müde“, begründete Gabriela Szabo ihre Schaffenspause, „ich brauchte etwas Ruhe und Erholung.“ Mit Zsolt Gyongyossy, Trainer und Ehemann in einem, weilte sie in Rumänien, ihrer Heimat, und anschließend in Südafrika, ihrer Wahlheimat. Relaxen, neue Energien tanken. Szabo gönnte sich ein paar stressfreie Wochen, ehe sie wieder verstärkt ins Training eingestiegen ist.
Gabriela Szabo gibt ihr Saisondebüt auf der Straße
Im milden Klima Südafrikas, wo sich das Erfolgsduo ein eigenes Haus angeschafft hat, legten er und sie gemeinsam die Basis für eine ähnlich erfolgreiche Saison wie die letzte, die mit dem WM-Gold über 1500 Meter gekrönt wurde.Saisoneinstand für Szabo in Balmoral
In Balmoral, der Sommerresidenz von Queen Elizabeth II. und ihrer königlichen Familie in der ostschottischen Grafschaft Aberdeen, feiert Gabriela Szabo am Ostersamstag ihren Saisoneinstand. Ausnahmsweise auf hartem Asphalt, denn sonst ist sie auf der weichen Kunststoffbahn zu Hause. Für die 26-jährige Rumänin sind die fünf Meilen zugleich ein Debüt der besonderen Art. Warum? Ganz einfach: Weil sie nie zuvor an einem international besetzten Straßenlauf teilgenommen hat. Dafür hat sie schon im Gelände einige Erfahrung gesammelt: 1994 bei der Cross-WM in Budapest schrammte Szabo bei den Juniorinnen als Vierte haarscharf an einer Medaille vorbei, und 1996 in Kapstadt belegte sie den neunten Platz. Lang, lang ist es her.
Rumänin will bald Mutter werden
Gabriela Szabo, die am Mittwoch auf dem Flughafen von Aberdeen gelandet ist, freut sich auf den Wettkampf. Allerdings warnte sie vor allzu großen Erwartungen: „Ich wünsche mir in naher Zukunft ein Kind“, sagte das kleine Energiebündel, das bei 1,48 Meter Körperlänge magere 42 Kilo auf die Waage bringt, „aber momentan konzentriere ich mich aufs Training, das allerdings nicht so intensiv ist wie gewohnt, da es bis zum Sommer noch einige Zeit ist.“ Zsolt Gyöngyössy, den Szabo im Oktober 1999 geheiratet hat, wird sie in bewährter Manier auf die EM in München vorbereiten.
EM-Gold über 5000 Meter das Ziel
Die vielseitige Rumänin, die vom Holländer Jos Hermens gemanagt wird und in der Leichtathletik-Szene zu den absoluten Top-Verdienerinnen zählt, hat in ihrer Karriere fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Gold, Silber und Bronze bei Olympischen Spielen, drei Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften, zwei Mal im Freien, einmal unterm Dach, dazu Klasse-Zeiten am laufenden Meter. Wie motiviert man sich da noch? „Ich möchte bei den Europameisterschaften über 5000 Meter ganz vorne sein“, kam die Antwort blitzschnell zurück, „das reizt mich.“ Das EM-Gold fehlt in ihrer üppigen Sammlung. Mit Silber muss sie sich begnügen. 1998 in Budapest war ihr Sonia O’Sullivan um knapp zwei Sekunden enteilt.
Oster-Überraschung durch Sonia O’Sullivan?
Die flotte Irin, die vor einer Woche bei der Cross-WM in Dublin mit der Mannschaft Dritte geworden war, ist in Balmoral auch am Start. Dann gibt es also ein Wiedersehen der beiden Dauerrivalinnen, die sich in Sydney ein atemberaubendes Duell über 5000 Meter geliefert hatten, das Szabo damals mit hauchdünnem Vorsprung für sich entschied. O’Sullivan kennt sich aus in Balmoral. Vor zwölf Monaten siegte sie auf dem Kurs rund ums Schloss in 24:50 Minuten. Und diesmal?
Die Experten tippen erneut auf einen Zweikampf zwischen Gabriela Szabo und Sonia O’Sullivan. Doch wenn zwei sich streiten, gibt es nicht selten eine lachende Dritte! Vielleicht Marta Dominguez, die starke Spanierin? Die Olympia-Dritte über 5000 Meter von Sydney, sollte ja nicht unterschätzt werden. Sie ist prima in Schuss, wie ihr Triumph bei der Hallen-EM in Wien über 3000 Meter gezeigt hat. Für Spannung und Unterhaltung ist also bestens gesorgt am Ostersamstag!