Pädagogische Offensive in Wuppertal
Nach der großen Resonanz auf den DLV-Kongress „Pädagogische Offensive“ wird ab dem Herbst dieses Jahres eine Serie von Folgekonferenzen in den Landesverbänden und Vereinen stattfinden. Sozusagen als Vorpremiere fand die erste Veranstaltung dieser Art in Wuppertal statt. Gut 20 Übungsleiter, Trainer und Sportlehrer wollten hören und sehen, was DLV-Kinder-Leichtathletik-Experte David Deister sowie die beiden Best-Practice-Preisträger Ewald Walker (Reutlingen) und Wilhelm Brand (Bremen) präsentieren wollten.

Es begann mit einer Praxisdemonstration „Koordination und Schnelligkeitsentwicklung“, in der David Deister mit Kleingeräten wie Brickets, Hütchen und Fahrradreifen für die mitmachenden Kinder abwechslungsreiche Parcours erstellte und animierende Aufgabenstellungen formulierte. Die Begeisterung der Kinder zeigte einmal mehr die Bedeutung der Kinderleichtathletik für ihre langfristige Bindung an die Sportart.
„Begeisterung“ war das richtige Stichwort des zweiten Referenten Ewald Walker, in der Leichtathletik als Journalist und Veranstaltungsmoderator bekannt. Im Hauptberuf ist Ewald Walker Lehrer am Gymnasium BZN in Reutlingen, wo er seit 30 Jahren jeden Freitag spätnachmittags seine Leichtathletik-AG abhält. Geschätzte 2.000 Schüler sind über die Jahrzehnte an die Wettkampfleichtathletik herangeführt worden, haben bei „Jugend trainiert“ mitgemacht und Weg in die umliegenden Vereine gefunden.
Sportanlage wird zu Bewegungsgarten
Durch ihre AG-Erfahrungen werden viele Schüler zu Leichtathletik-Experten, die Ewald Walker als sogenannte Schüler-Mentoren zur Unterstützung seines Sportunterrichts einsetzt und für eine spätere Trainertätigkeit vorbereitet. Mit unterschiedlichsten Maßnahmen, Begegnungen mit Spitzensportlern, der Anlage einer Finnenbahn rund uns Schulgelände oder Fahrten zu Sport-Großereignissen weckt und erhält er die Freude der Schüler für die Leichtathletik.
Ähnlich vielfältig, nur wieder ganz anders, gewinnt Wilhelm Brand in Bremen Kinder und Jugendliche für unsere Sportart. Mit „zivilem Ungehorsam“ hat er die Sportanlage „Am Löh“ in einen Bewegungsgarten umgestaltet, um Kinder und Jugendliche vielfältige Lauf-, Sprung- und Wurferfahrungen zu vermitteln. Eine Sprintbahn in Wellenform, Weitsprung in die Tiefe, Steilkurven, Zielwerfen und -stoßen auf Ziele in der Höhe, Balancieren und Springen auf großen Steinen, die Aufzählung muss hier abgebrochen werden.
Zum Teil hat Wilhelm Brand diese Anlagen und Geräte neu geschaffen, zum Teil durch Umgestaltung der vorhandenen Natur- und Kulturlandschaft für das Training nutzbar gemacht.
Konkrete Trainings-Tipps
Besonders aufmerksam wurden die Zuhörer, als er vom Lauftraining für Kinder berichtete. Während die jungen Sportler auf der Laufbahn und auch beim normalen Waldlauf rasch ermüdeten, sei ein kürzerer, 100-150 Meter langer, abwechslungsreicher Parcours mit Bergauf- und -abstrecken, wechselnde Böden (Rasen, Asch), kleinen Hindernissen, Kurven nach links und rechts so animierend, dass die Kinder gar nicht mehr mit dem Laufen aufhören wollten. Welcher Trainer oder Sportlehrer träumt davon nicht?
So erhielten die Fortbildungsteilnehmer neben allgemeinen, auch ganz konkrete Hinweise für ihr Training. Die Referenten, selber nur für die Fahrtkosten nach Wuppertal gereist, konnten glaubhaft vermitteln, dass es dafür nicht kostspieliger Anlagen bedarf, sondern guter Ideen und dem hartnäckigen Willen, diese in die Tat umzusetzen.
Dies ist dann auch die intendierte Botschaft, diesmal an die Trainer des Barmer TV und die Wuppertaler Sportlehrer, demnächst an viele weitere Interessenten in ganz Deutschland, ihre eigenen Ideen zum Wohle der Leichtathletik zu realisieren.
Sie organisierten das Projekt oder hielten Vorträge: (v. l.) Wolfgang Killing, Hans Jahn (Abteilungsleiter Barmer TV), Ewald Walker, Wilhelm Brand, Dr. Peter Wastl (Vizepräsident LVN) und David Deister (Foto: privat)