Paralympics - Kritik an Kampfrichtern
Nach der Kampfrichter-Posse um Sprinterin Claudia Nicoleitzik hat Friedhelm Julius Beucher deutliche Kritik geübt. "Eigentlich darf so etwas nicht sein", sagte der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) dem SID: "Das sind die Weltspiele des Behindertensports, da muss ich anständige Kampfrichter erwarten können. Aber deren Qualität ist anscheinend nicht durchgängig die allerbeste. Ein bisschen Sachverstand muss schon vorhanden sein."
Nachdem es schon bei Olympia peinliche Possen um die deutsche Siebenkämpferin Lilli Schwarzkopf (LG Rhein-Wied) und Hammerwerferin Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt) gegeben hatte, setzten die Kampfrichter am Samstag beim 200-Meter-Finale der Paralympics in London (Großbritannien) noch einen drauf.Zunächst disqualifizierten sie fälschlicherweise die als Vierte ins Ziel gekommene Claudia Nicoleitzik, dann die falsche von beiden Argentinierinnen, schließlich die richtige und am Ende des Tages einfach beide. Die 22-Jährige aus Püttlingen gewann schließlich Bronze.
"Gott sei Dank gab es trotz des Tohuwabohus am Ende ein faires und richtiges Ergebnis. Das war keine geschenkte Medaille für Claudia, sondern eine sportlich hochverdiente", sagte Julius Beucher, der die vorherigen "Teile des Dramas" auch Stunden danach noch nicht verstand: "Dass die Argentinierin Claudia blockiert hat, war für jeden Laien sichtbar. Vertreter aller Nationen haben auf der Tribüne den Kopf geschüttelt angesichts solch einer offensichtlichen Ungerechtigkeit."
Frieden geschlossen
Als Claudia Nicoleitzik allerdings die Medaille am späten Abend im zu diesem Zeitpunkt schon fast menschenleeren Olympiastadion überreicht bekam, hatte sie mit dem Albtraum der vorherigen Stunden ihren Frieden geschlossen. "Nach diesem ganzen Auf und Ab bedeutet diese Bronzemedaille für mich mehr als die beiden Silber aus Peking", sagte sie dem SID und hielt das Edelmetall mit beiden Händen am Band fest. So als wolle sie sie nie mehr hergeben.
Zwischenzeitlich war Claudia Nicoleitzik der Verzweiflung nahe gewesen. "Aber irgendwann ist mir dann die Sache mit Lilli Schwarzkopf eingefallen", sagte sie: "Und da wusste ich, dass es bestimmt gut ausgehen würde."
Keine Angst mehr
"Mir ist ein großer Stein vom Herzen gefallen. Und ich muss jetzt auch keine Angst mehr haben, dass man sie mir wieder wegnimmt", sagte die an Ataxie (Störungen der Bewegungskoordination) erkrankte Saarländerin.
Doch Claudia Nicoleitzik hatte schon am Abend der Entscheidung genug mitgemacht, eine Fortsetzung würde das Internationale Paralympische Komitee (IPC) endgültig in ein schlechtes Licht rücken.
Nach Chaos Bronze für Claudia Nicoleitzik
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)