Paralympisches Tagebuch von Thomas Loosch
Der Wattenscheider Leichtathlet Thomas Loosch ist einer der aussichtsreichsten Starter bei den Paralympics in Athen. Der 41-jährige Weltmeister im Diskus und Vize-Europameister im Diskus, Kugelstoßen und Speerwurf wird von seinen ersten Paralympics mit freundlicher Unterstützung und Genehmigung der Stiftung Deutsche Sporthilfe in seinem Tagebuch auch auf leichtathletik.de direkt aus Griechenland berichten.

Thomas Loosch schildert in seinem Tagebuch seine Eindrücke von den Paralympics
Donnerstag, 16. September 2004 Der tote Punkt ist überschritten, der Mann mit dem Hammer wieder gegangen. Aber er hat leider etwas zurück gelassen: im Training habe ich mir eine Muskelverhärtung in der Schulter geholt. Es war so schlimm, dass ich sogar eine Spritze ins Schulterblatt brauchte.
Die Physiotherapeuten haben dann bis spät in den Abend an mir gearbeitet, sogar noch nach 22 Uhr bekam ich so richtige Ellbögen-Stöße in die Muskulatur hinein. Na ja, wenn es hilft. Das Zwicken liegt jetzt nur noch bei zwanzig Prozent. Bis zum Wettkampf am Montag muss es ganz weg sein.
Vier Ärzte sind im Team, sie haben alles dabei, was wir brauchen. Allein die 55 Leichtathleten werden von vier Physios betreut, und wir sind nur einer von insgesamt 18 Mannschaftsteilen. Bis spät in die Nacht hinein wird da gearbeitet...
Es sei denn, so wie heute, es holt ein spanischer Athlet seine Gitarre raus und unser Max nimmt seine selbst gebaute Trommel dazu. Zu griechischen und spanischen Liedern tanzen und klatschen dann etwa 100 Athleten aus aller Welt wie wild, ... dann, ja dann zwickt gar nix mehr.
Freitag, 17. September 2004
Heute ist der große Tag. Meine erste Eröffnungsveranstaltung bei Paralymischen Spielen. Die Aufregung kam aber erst nach dem Training (bin zu neunzig Prozent okay, die Beine sind ein bisschen lahm, für den Wettkampf am Montag muss ich aber wohl doch fit gespritzt werden). 14 Uhr: Großes Mannschaftsfoto, danach Teambesprechung für heute Abend.
Und da kam es dann langsam, das Kribbeln - vor allem bei denen, die - wie ich - noch nie bei so einer großen Veranstaltung dabei waren. 65.000 Zuschauer im Stadion, das hat dann doch schon was, da kann man schon einmal aufgeregt sein.
Um 18.15 Uhr ging's los mit dem Bus. 18.45 Uhr Ankunft Stadion, Aufstellung in der Formation, ab in den Tunnel, langes Warten, und dann um 20.45 Uhr hinaus ins gleißende Licht. Ein riesiges Glücksgefühl kam in mir hoch, als mir bewusst wurde, dass ich jetzt ein Teil einer gigantischen Inszenierung bin. Ein unheimlich großes Glücksgefühl, Tränen standen in den Augen und dann - beim Hochziehen der Flagge und beim Anzünden des Feuers - kullerten sie nur so aus den Augen.
Taschentücher sah ich überall. Es war galaktisch, einer der größten Momente der Freude für mich, endlich, endlich dabei...
Die Schwimmer hatten ihr Maskottchen "Froggy Frosch" dabei, das ist sogar richtig akkreditiert worden, wie ein Athlet, und kann sogar zu den Wettkämpfen, natürlich dann auch ins Stadion beim Einmarsch...
Um 1.30 Uhr kamen wir erst zurück, McDonald's hatte schon zu. Acht Stück Pizza mussten dafür dran glauben. Ins Bett fiel ich um 2.15 Uhr, schlief sofort ein ... träumte wohl dann noch einmal von der tollen, gigantischen Eröffnung ... und vom Empfang des Bundespräsidenten, der für morgen auf dem Programm steht.
Herzliche Grüße aus Athen
Euer Thomas Loosch
Mit freundlicher Unterstützung und Genehmigung von www.sporthilfe.de