Paralympisches Tagebuch von Thomas Loosch
Der Wattenscheider Leichtathlet Thomas Loosch ist einer der aussichtsreichsten Starter bei den Paralympics in Athen. Der 41-jährige Weltmeister im Diskus und Vize-Europameister im Diskus, Kugelstoßen und Speerwurf wird von seinen ersten Paralympics mit freundlicher Unterstützung und Genehmigung der Stiftung Deutsche Sporthilfe in seinem Tagebuch auch auf leichtathletik.de direkt aus Griechenland berichten.
Thomas Loosch schildert in seinem Tagebuch seine Eindrücke von den Paralympics
Sonntag, 12. September 2004"Es lief alles perfekt. Die Abreise von Kienbaum aus erfolgte am Sonntagmorgen um 4.00 Uhr. Mit dem Bus ging es nach Tegel. Mit dem Flieger ab nach München, in Athen landeten wir dann bereits am frühen Nachmittag. Das Gepäck war sehr schnell da. Durch einen Seitenausgang wurden wir hinaus geschleust und direkt ins Olympische Dorf gefahren.
Die Sicherheitsvorkehrungen am Eingang waren schon sehr aufwändig. Mit Spiegeln wurden die Busse auch von unten durchgecheckt. Die Armee war überall, aber alle sind sehr freundlich. Fast alle Nationen sind schon mit Delegationen vor Ort, die neun deutschen Häuser nahezu voll.
Es gibt drei riesengroße Essenszelte, wo 6.000 bis 7.000 Leute Platz haben können. Zu Essen gibt es 24 Stunden rund um die Uhr, auch bei McDonald's. Ich hatte erst mal richtig Kohldampf. Da mussten schon zwei Stück Hähnchenfilet mit Bratkartoffeln, zwei Cheeseburger und eine Portion Pommes dran glauben. Na ja, und ein Liter Milch zum Nachspülen.
Um 18.00 Uhr gab es noch eine Teambesprechung, danach ging's zum Kofferauspacken auf die Zimmer. Ich teile mein Zimmer mit Gerhard Wies, einem Rollstuhlfahrer, auch Werfer wie ich. Die Zimmer sind ein bisschen klein, die Schränke nicht allzu groß. Aber richtig gemütlich wird es mit dem kleinen Balkon schon und die großen Fenster gewähren einen schönen Blick nach draußen. Um 22.00 Uhr war dann aber Schicht – denn nach dem langen Tag waren wir alle platt."
Herzliche Grüße aus Athen, Euer Thomas Loosch
Montag, 13. September 2004
"Alles läuft bestens. Das Wetter ist super - cirka 27 Grad und ein laues Lüftchen. Das soll zwar auffrischen, aber man hat uns gesagt, dass man das im Stadion kaum merkt.
Aufstehen um 8.15 Uhr und dann zum Frühstück mit dem Shuttle. Das ist super organisiert. Danach hatten wir Speerwurftraining im Wurfstadion. Eine tolle, ganz neue Anlage und auch die Speere sind nagelneu. Ich habe gute Werte bei einem leichten, lockeren Anlauf erzielt. Das lässt hoffen.
Den Nachmittag verbringe ich mit therapeutischen Maßnahmen: Physio, Massagen und einem Körperstabilisationsprogramm. Das findet alles gleich im Nebenhaus statt, so dass ich nur einen Fußweg von zwei Minuten habe.
Am Abend dann Sirenen im Olympischen Dorf, danach Hundestaffeln. Keiner weiß, was los ist, aber ich werde mich mal umhören. Beim Abendessen treffe ich die Konkurrenten aus meiner Startklasse. Leider ist die Verständigung manchmal etwas schwierig, weil ich nicht so gut englisch spreche. Aber die Atmosphäre hier ist so locker, da ist das auch gar kein Problem.
Einen Dank möchte ich noch loswerden - heute schon. Ohne meine Frau und meine beiden Kinder hätte ich es nicht bis hierher geschafft. Und meinem Arbeitgeber, den Opel Werken in Bochum, möchte ich auch danken. Man hat mich dort in allen Bereichen so beispielhaft unterstützt, dass ich eine optimale Vorbereitung auf Athen hatte. Und natürlich danke ich meinen Physiotherapeuten und den Ärzten und allen, die ich jetzt noch vergessen habe. Ich werde hier mein Bestes geben!"
Herzliche Grüße aus Athen
Euer Thomas Loosch
Mit freundlicher Unterstützung und Genehmigung von www.sporthilfe.de