Paralympisches Tagebuch von Thomas Loosch
Der Wattenscheider Leichtathlet Thomas Loosch ist einer der aussichtsreichsten Starter bei den Paralympics in Athen. Der 41-jährige Weltmeister im Diskus und Vize-Europameister im Diskus, Kugelstoßen und Speerwurf wird von seinen ersten Paralympics mit freundlicher Unterstützung und Genehmigung der Stiftung Deutsche Sporthilfe in seinem Tagebuch auch auf leichtathletik.de direkt aus Griechenland berichten.
Thomas Loosch schildert in seinem Tagebuch seine Eindrücke von den Paralympics
Montag, 20. September 2004 "Silber – mein Gott! Bei der Siegerehrung kamen mir die Tränen. Sie kullerten nur so aus mir raus, ich ließ sie einfach laufen. 14,54 Meter - und das trotz meiner Schmerzen. Denn eines muss ich sagen: es war für mich ein schwieriger Wettkampf. Noch in der Warm-up-Area, gleich beim ersten Stoß, gab es im rechten Fuß einen stechenden Schmerz. Jedes Mal, wenn ich auftrat, hörte ich die Engel im Himmel singen.
Es half alles nix, der Doc musste mein Knie mit einer Spritze betäuben, sonst hätte ich gar nicht stoßen können. Im Wettkampf waren die Schmerzen beim dritten Stoß wieder voll da, da hatte ich aber schon Silber sicher. Ich dachte, na warte, noch einen haue ich raus: das waren dann die 14,54 Meter im vierten Versuch, war aber da schon 10 Zentimeter zu kurz. Der Ukrainer war am heutigen Tag nicht zu schlagen. Der war auf die Minute top-fit. Und die Siegesweite von 14,87 Meter hatte ich bei den Schmerzen heute nicht drauf. Jetzt hat er mir auch noch den Weltrekord abgenommen. Macht nix, den hole ich mir wieder.
Wichtig ist, dass ich für die nächsten beiden Wettkämpfe wieder fit werde. Hoffe nur, dass nichts am Meniskus ist. Scheint jedenfalls im Außenbereich was nicht in Ordnung zu sein. Mein Körper ist nach all dem Training sowieso schon ein Wrack.
Na ja, aber Silber bei den Paralympics. Das ist doch was. Meinten die Medien wohl auch, denn die stürzten sich auf mich und hatten tausend Fragen. Schon am Sonntag bei der Pressekonferenz - der allerallerersten in meinem Leben! - fragten die mir Löcher in den Bauch. Ich scheine mit meiner humorigen Art wohl gut anzukommen, sagte der Delegationsleiter auch. Dr. Quade will mich wohl jetzt öfters bei Pressekonferenzen dabei haben, morgen Mittag muss ich schon wieder ran. Aber irgendwie freue ich mich jetzt drauf.
Gestern erhielt ich auf der Sporthilfe-Homepage folgendes e-mail:
"Name: Thomas Jeschonneck
Nachricht: Hallo! Ich möchte Thomas Loosch alles gute zum ersten Wettkampf am Montag in Athen wünschen. Thomas du wirst es schaffen. Ich und deine Kollegen der Abt.1618 drücken Dir die Daumen. Gruß Thomas"
Dies war am Vortag meines ersten Wettkampfes und hat mich riesig gefreut. Lieber Thomas, Danke, dass die ganze Abteilung mir die Daumen gedrückt hat. Es hat geholfen, denn sonst wäre es trotz aller Schmerzen wohl kaum Silber geworden. Ich hoffe, ich habe Euch nicht enttäuscht. Ich bin jedenfalls erst mal happy."
Herzliche Grüße aus Athen
Euer Thomas Loosch
Mit freundlicher Unterstützung und Genehmigung von www.sporthilfe.de