Paralympisches Tagebuch von Thomas Loosch
Der Wattenscheider Leichtathlet Thomas Loosch ist mit zwei Medaillen einer der erfolgreichsten deutschen Starter bei den Paralympics in Athen. Der 41-jährige Weltmeister im Diskus und Vize-Europameister im Diskus, Kugelstoßen und Speerwurf berichtet von seinen ersten Paralympics mit freundlicher Unterstützung und Genehmigung der Stiftung Deutsche Sporthilfe in seinem Tagebuch auch auf leichtathletik.de direkt aus Griechenland.
Thomas Loosch schildert in seinem Tagebuch seine Eindrücke von den Paralympics
Samstag, 25. September 2004Heute war ich aufgeregt, da eine Talkrunde im Deutschen Club mit Bundeskanzler Gerhard Schröder anstand. Wir mussten uns mittags dort einfinden und dann in die Maske. Leider war ich nur einmal dran und konnte kurz über meine Silber- und meine Bronzemedaille berichten. Ich hätte so gerne noch ein bisschen mehr gesagt, aber es war alles so schnell vorbei.
Abends waren wir dann im Stadion. Mein Zimmernachbar, der Gerd, hatte Wettkampf. Es war ein sensationeller Fight im Kugelstoßen, in dem er mit zwei Zentimetern Vorsprung die Silbermedaille gewonnen hat. Er konnte seine ärgsten Konkurrenten souverän schlagen. Seine Frau, die neben mir saß, war völlig aus dem Häuschen und zum Schluss in Tränen aufgelöst. Ein tolles Erlebnis.
Meine Knie haben inzwischen völlig den Geist aufgegeben und das trotz der tollen Arbeit der Ärzte und Physiotherapeuten, die hier Überirdisches leisten und bei denen ich mich an dieser Stelle noch einmal bedanken möchte. Sie sind wirklich rund um die Uhr für uns da und vieles wäre ohne sie nicht möglich!
Sonntag, 26. September 2004
Letzte Nacht sind wir zwischen 3.00 und 5.00 Uhr von mehreren Erdstößen geweckt worden. Man konnte deutlich im Bett liegend das Vibrieren des Boden vernehmen. Das hat uns doch ein wenig beeindruckt. Die Presse hat es hier allerdings kaum aufgenommen.
Apropos Presse. Nach dem Frühstück und der Physio habe ich mal wieder bei der Presseabteilung reingeschaut - bei Antje, Arno, Andreas und Frank. Die vier sind wirklich supernett, und ich möchte mich auch bei Ihnen mal für die Unterstützung und die Zusammenarbeit ganz herzlich bedanken.
Später habe ich die U-Bahn nach Athen genommen, um zu schauen, ob ich nicht doch noch ein Mitbringsel für meine liebe Frau finde. Etwas habe ich schon, aber ich wollte es gerne noch ergänzen. Aber es gab einfach zu viel Ramsch für zu viel Geld, das macht keinen Spaß. So habe ich mir noch zwei gemütliche Tassen Kaffee genehmigt und bin zurück zum Stadion, wo ich mir noch einige Wettkämpfe angesehen und die deutschen Athleten angefeuert habe.
Da fand dann auch der Lauf mit der Wette statt. Der Trainer hat verloren und muss jetzt in Frauensachen, geschminkt und gestylt zum Mittagessen gehen. Mal schauen, wann das stattfindet, denn das möchte ich auf keinen Fall verpassen.
Später habe ich mal wieder versucht, herauszufinden, ob und wieviele Proteine und Kohlehydrate in einem Cheeseburger und Big Mäc stecken. Ich gebe wie immer mein Bestens, aber ich spüre nichts... :-)
Dann haben wir mit einigen Jungs einen "Zug durch die Gemeinde" gemacht und sind erst um 4.00 Uhr zurück ins Olympische Dorf gekommen. Spät, aber schön!
Herzliche Grüße aus Athen
Euer Thomas Loosch
Mit freundlicher Unterstützung und Genehmigung von www.sporthilfe.de