Paris für Sebastian Bayer nur Durchgangsstation
Die Dramaturgie stimmte perfekt: Als Sebastian Bayer zum Weitsprungfinale in den Innenraum des Palais Omnisports marschierte, ertönte gerade die Nationalhymne für Carolin Nytra. Während die deutschen Stabhochspringer in ihrem Wettkampf innehielten und mitsangen, winkte Sebastian Bayer seiner Freundin auf dem höchsten Podest zu. "Das mitzubekommen, ihre Siegerehrung, unsere Hymne, war schön und mir sehr wichtig", sagte der Athlet vom Hamburger SV.
90 Minuten nach der Ehrung von Carolin Nytra hatte sich der 24-Jährige selbst bei der Hallen-EM in Paris (Frankreich) den Titel gesichert, einen Tag nach deren Sieg über 60 Meter Hürden. "Das gibt lange Diskussionen darüber, welche Medaille in der Küche in Mannheim höher hängen darf", meinte der deutsche Cheftrainer Herbert Czingon schmunzelnd.Fast auf den Tag genau zwei Jahre zuvor war Sebastian Bayer in Turin (Italien) spektakulär Hallen-Europameister geworden. Damals flog der Hamburger im letzten Versuch auf schier unglaubliche 8,71 Meter. Europarekord, persönliche Mondlandung, gleichzeitig aber auch eine schwere Bürde. Sebastian Bayer ahnte: "Ich werde an den 8,71 Meter gemessen." Aber gerade das wollte er zuletzt nicht zulassen.
Beeindruckende Körpersprache
Nach dem Rekordrausch von Turin folgten zwei schwierige Jahre mit Verletzungen und Rückschlägen - und nun die Genugtuung von Paris. "Ich bin einfach froh über diesen Sieg nach den Anlaufschwierigkeiten während der ganzen Saison", sagte Sebastian Bayer. Mit 8,10 Metern setzte er sich im zweiten Versuch an die Spitze, packte im vierten Durchgang sechs Zentimeter drauf und hatte die Konkurrenz im Griff.
So sicher, dass selbst Chefcoach Herbert Czingon verwundert bemerkte: "Ich bin überrascht, mit welcher beeindruckenden Körpersprache Sebastian diesen Wettkampf durchgezogen hat." Sebastian Bayer ließ hinterher wissen: "Ich trete nicht an, um Zweiter oder Dritter zu werden."
Im Partner-Vergleich unterlegen
Nur zu Platz zwei reichte es allerdings im partnerschaftlichen Quervergleich, da hatte Carolin Nytra mit ihren 7,80 Sekunden die Nase vorne. "Wir hatten die Abmachung: Was sie unter Acht läuft, sollte ich über Acht springen. Damit habe ich verloren. Das ist schon ärgerlich", sagte Sebastian Bayer angesichts seiner 8,16 Meter. Carolin Nytra hatte nach ihrem Goldlauf auf die große Sause verzichtet, um ihren Freund nicht in der Wettkampfvorbereitung zu stören: "Sie hat sehr auf mich Rücksicht genommen - das hatte ich nicht anders erwartet."
Nicht nur wegen der verlorenen Wette war Sebastian Bayer mit der Siegesweite etwas unzufrieden: "8,30 bis 8,35 wären möglich gewesen", sagte der Deutsche Hallenmeister, der zwei seiner drei ungültigen Versuche in diesem Bereich in den Sand setzte, "aber 2011 ist für mich ohnehin eine Durchgangsstation. Das Wichtigste sind die Olympischen Spiele 2012."
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)
Sebastian Bayer - „War diesmal einfacher“
Sebastian Bayer gelingt Titelverteidigung