Paris-Marathon: Sightseeing-Tour per pedes
Der Paris-Marathon, der am kommenden Sonntag den Reigen der großen Frühjahrs-Klassiker einläutet, hat eine große Vergangenheit. Vor über hundert Jahren, genau genommen am 19. Juli 1896, war Premiere. 191 Teilnehmer machten sich damals auf den beschwerlichen Weg. Len Hurst, ein Engländer, siegte in 2:31:30 Stunden und erhielt eine Prämie von 200 Francs. Lang ist es her.
Benoît Z., Hoffnungsträger aus Frankreich (Foto: Hörnemann)
Acht Jahrzehnte später, am 18. September 1976, feierte der Paris-Marathon eine Neuauflage, und seither gibt es ihn alljährlich. Mit einer Ausnahme: 1991, als der Golfkrieg tobte, ließ das Bürgermeisteramt den Lauf platzen, weil sich der japanische Hauptsponsor aus Angst vor möglichen Attentaten arabischer Gewalttäter zurückgezogen hatte.Am Sonntag in der 26. Auflage
Aber das ist längst vergessen. Den Blick nach vorn richten Cheforganisator Joel Lainé und die Stadtväter von Paris. In bewährter Zusammenarbeit veranstalten sie am Sonntag die 26. Auflage dieses Massen-Events. Ihr Kurs ist weltweit einer der Schönsten und berührt mehrere Sehenswürdigkeiten: die Champs Elysées, den Place de la Condorde, das Louvre-Museum, den Place de la Bastille, das Schloss von Vincennes, die Kathedrale Notre Dame, den Eiffelturm und den Bois de Boulogne.
Schon traditionell eröffnet Paris die Saison der großen Frühjahrsläufe. Wie eh und je wird sich wieder eine riesige Läuferschlange vom Triumphbogen (Start: 9 Uhr) quer durch die Seine-Metropole zum Ziel auf der Avenue Foch bewegen. Vor zwölf Monaten, bei der 25. Jubiläumsauflage, hatten 28.000 Aktive ihre Meldung abgegeben. Mit London, New York, Chicago und Berlin zählt Paris mittlerweile zu den bestbesuchten Marathonläufen.
Kann Routinier Moses Tanui den Streckenrekord attackieren?
Die Franzosen sind ein laufbegeistertes Volk und strömen zu Tausenden in ihre Hauptstadt. Hinzu kommen viele Touristen aus Europa, die ihren Wochenend-Trip mit einem sportlichen Highlight garnieren und eine Sightseeing-Tour per pedes inszenieren.
Die Streckenrekorde halten der Kenianer Julius Ruto (2:08:10 h / 1999) und die Belgierin Marleen Renders (2:23:44 h / 2000). Durchaus möglich, dass die beiden Bestmarken in diesem Jahr fallen. Denn Moses Tanui, der schnellste Marathonmann Kenias, führt das Elitefeld an. 1999 in Chicago, als Khalid Khannouchi mit 2:05:42 Stunden eine neue Weltbestleistung aufstellte, belegte er den zweiten Platz in 2:06:16. Doch Tanui, der 1991 bereits 10.000-Meter-Weltmeister auf der Bahn war und gleich zwei Mal (1996 und 1998) in Boston gewonnen hat, ist mit 36 nicht mehr der Jüngste.
Ärztliche Bescheinigung ist Bedingung
Neben seinem Landsmann David Kirui, im Vorjahr zeitgleich Zweiter in 2:09:40 mit Simon Biwott, sind auch die Franzosen zu beachten. Abdellah Behar (Bestzeit: 2:09:05 h), der hier im April 2000 mit 2:09:13 Stunden ein glanzvolles Debüt feierte, Benoît Zwierzchlewski (2:10:47 h), kurz Benoît Z. gerufen, WM-Dreizehnter in Edmonton, Mohamed Ezzher (2:10:33 h), der beste "Master" aller Zeiten, wie die Läufer über vierzig bezeichnet werden, und Hakim Bagy (2:11:06 h) wollen den Afrikanern den Triumph am Triumphbogen so schwer wie möglich machen. Die besten Karten bei den Frauen hält die Kenianerin Florence Barsosio in Händen. Sie ist die Vorjahressiegerin (2:27:53) und war Sechste in Edmonton.
Paris hat noch eine Besonderheit: Wer hier starten möchte, benötigt unbedingt ein "Certificat médical", eine ärztliche Bescheinigung vom Hausarzt, dass man die 42,195 Kilometer problemlos übersteht. Ohne dieses Zertifikat, laut Gesetz vom 23. März 1999 vorgeschrieben, ist eine Teilnahme nicht möglich.
Laufexperte Ulrich Hörnemann berichtet am Sonntag für leichtathletik.de aus Paris