Pascal Behrenbruch will kein Talent mehr sein
Obwohl er noch im Januar an beiden Leisten operiert worden war, setzte sich der Frankfurter Pascal Behrenbruch am Wochenende in Götzis (Österreich) im Kampf um die Vorherrschaft im deutschen Zehnkampflager vorerst durch. Doch der 23-Jährige hat noch andere Ziele: Er will nicht immer nur der Rohdiamant sein.
Als beim Mehrkampfmeeting in Götzis alles geschafft war, wurde gefeiert. Vor allem wurden die Athleten gefeiert – bei der Siegerehrung. Als „das große deutsche Talent“ wurde hier Pascal Behrenbruch betitelt, der mit 8.242 Punkten Sechster geworden war. „Das ist natürlich eine Ehre, aber eigentlich will ich auch nicht immer das Talent und der Rohdiamant bleiben“, stellte er fest.Dass er es ist, ist unbestritten. „Mit sieben habe ich gegen Neunjährige einen großen Pokal gewonnen“, blickt Pascal Behrenbruch zurück. Danach sei für den Vater klar gewesen, dass aus ihm mal etwas werde. Und sein Sohn legte auch erst einmal los, stellte in der B-Jugend mit 7.706 Punkten eine deutsche Zehnkampf-Bestleistung auf. Danach musste er allerdings ein Tal durchschreiten, bevor er sich wieder mit Top-Leistungen zurückmeldete.
Talent reicht nicht zum Olympiasieg
Aber er ist sich sicher, dass er viel mehr drauf hat. Er will über den Talent-Status hinausgehen. „Nur von Talent ist noch niemand Olympiasieger geworden“, weiß er. „Manchmal frage ich mich, wieso ich mir nicht mal ein Jahr den Allerwertesten aufreiße. Ich müsste noch öfter meinen Schweinehund überwinden und das, was meine Eltern mir gegeben haben, auch nutzen.“
Pascal Behrenbruch weiß auch, was er ändern sollte. „Ich müsste zu hundert Prozent auf meinen Trainer hören, seine Tipps annehmen, auch dann, wenn sie mich mal stören.“ Auch ist ihm bewusst, dass er mit negativer Kritik nur schlecht umgehen kann und nicht ganz so gute Leistungen zu oft mit Wehwehchen zu entschuldigen versucht.
Vorsätze schnell vergessen
Doch seine Schwächen zu kennen und sie abzustellen, sind zwei verschiedene paar Schuhe. „Ich vergesse meine guten Vorsätze einfach zu schnell“, gesteht er. Der Trainer müsse ihn da doch gut im Zaum halten.
Auch deswegen hat Pascal Behrenbruch ein besonderes Ziel. Er will in der Qualifikation für die Olympischen Spiele in Peking (China) nicht nur unter den besten drei Deutschen sein und sich damit ein Tickets sichern, er will der beste DLV-Athlet sein. „Denn nur der beste Zehnkämpfer darf seinen Heimtrainer mit nach Peking nehmen. Und ich bin so ein Chaot, ich brauche meinen Trainer.“
Topfit bis Olympia
Der ist indes recht optimistisch was die Qualifikation für die Olympischen Spiele angeht. „Ein paar mehr Punkte hätten wir uns in Götzis schon erwartet, aber das wichtigste ist, dass Pascal hier der beste Deutsche war.“ Und das, obwohl noch immer das Narbengewebe der Leisten-Operationen schmerzt und das Training deshalb in letzter Zeit stark gelitten hatte. „Aber Olympia ist erst im August, und bis dahin bin ich topfit“, sagt Pascal Behrenbruch.
Doch eigentlich gehen seine Blicke schon viel weiter. Bei der WM 2009 in Berlin will er eine Medaille gewinnen und bei den Olympischen Spielen 2012 in London (Großbritannien) sieht er sich erst im richtigen Zehnkampfalter.
8.500 bis 8.600 Punkte hält er durchaus für realistisch. Noch mehr sogar traue ihm sein Trainer Jürgen Sammert zu. „Er will mit mir den deutschen Rekord brechen. Das ist sein Ziel für mich und das fordert er von mir.“ Die nationale Bestmarke hat vor 24 Jahren Jürgen Hingsen mit 8.832 Punkten aufgestellt. Sollte Pascal Behrenbruch eine solche Leistung gelingen, hat er den Talent-Status sicher hinter sich gelassen.