Patrick Domogala - Auf einer Welle
11,80, 11,17, 10,73 Sekunden. Keine Lottozahlen, sondern die Leistungsentwicklung von Patrick Domogala (MTG Mannheim) über 100 Meter in den letzten beiden Jahren. Der 16-Jährige hat sich mit Talent, Ehrgeiz, konsequentem Training und einem starken Team zur deutschen Nummer eins im B-Jugend-Sprint gemausert.
Patrick Domogala wird Mitte Juli beim Blick auf die Ergebnislisten der U18-WM in Brixen (Italien) wohl verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben. Über 100 Meter reichten 10,79 Sekunden zu Bronze, über 200 Meter 21,61 Sekunden zu Platz vier. Zeiten, die der 16-Jährige später am Fließband auf die Bahn bringen sollte.Der Youngster war gut in die Saison gestartet. 10,87 Sekunden sprintete er im Mai. Zwei Wochen später fand die Ausscheidung für die U18-WM, sein großes Ziel, statt. Doch Patrick Domogala konnte nicht in den Kampf um die WM-Plätze eingreifen. Die Gesundheit hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Unmittelbar nach den 10,87 Sekunden wurde er von einem Virus heimgesucht, musste eine Woche lang Antibiotika nehmen und zwei Wochen mit dem Sport pausieren.
"Das war schon sehr bitter und enttäuschend", sagt Patrick Domogala rückblickend. Doch der 16-Jährige steckte den Kopf nicht in den Sand, setzte sich neue Ziele: die Deutschen Jugend-Meisterschaften in Rhede.
Dreimal Gold in Rhede
Die Tage Anfang August sollten dort dann auch die von Patrick Domogala werden. Am Freitag sprintete er mit der 4x100-Meter-Staffel der MTG Mannheim souverän in 41,45 Sekunden zum B-Jugendtitel Nummer eins. Es folgte der 100-Meter-Titel am Samstag mit Bestzeit von 10,73 Sekunden und Titel Nummer drei am Sonntag über die doppelte Distanz mit erneuter Bestzeit von 21,52 Sekunden.
Rhede verließ Patrick Domogala mit drei Goldmedaillen als erfolgreichster Teilnehmer. "Nach dem Erfolg in der Staffel war Patrick einfach auf einer Welle. Ich habe ihn da oben gelassen und es hat sich ausgezahlt. Es war gut, dass die Staffel gleich am ersten Tag war", sagt Michael Manke-Reimers, der ihn seit seinem elften Lebensjahr trainiert.
Seine 200-Meter-Zeit aus Rhede konnte Patrick Domogala dann am 5. September in Leverkusen nochmals steigern. In 21,49 Sekunden unterbot der Mannheimer den badischen B-Jugend-Rekord, was seinem Trainer allerdings gar nicht so recht war. "Mir wäre lieber gewesen, wenn er nicht ganz so schnell gelaufen wäre. Jetzt sind die Erwartungen sehr hoch und jeder denkt, dass er schon sieben- bis achtmal in der Woche trainiert, aber das ist nicht so."
Über die Schule zur Leichtathletik
Zur Leichtathletik kam Patrick Domogala über die Schule. Mit elf Jahren nahm er an einem Schulwettbewerb teil. Sein Talent fiel sofort auf. Zwei Wochen später hatte er einen Brief in seinem Briefkasten mit einer Einladung zu einem Probetraining bei der MTG Mannheim. Patrick Domogala folgte dem Ruf und fand schnell Gefallen an der olympischen Sportart.
Von Beginn an trainierte er zusammen mit zehn bis 15 anderen Athleten bei Michael Manke-Reimers. Auch heute, fünf Jahre später, ist die Trainingsgruppe zusammengeblieben und ein wichtiger Baustein im Erfolg von Patrick Domogala. "Wir verstehen uns super, pushen und motivieren uns gegenseitig im Training", sagt der 16-Jährige. Einzeltraining ist ihm fremd. "Ich habe in diesem Jahr ein einziges Mal alleine trainiert. Das ist etwas ganz anderes. Da habe ich gemerkt, was es bedeutet in einer Gruppe zu sein."
Altersgerechtes Training
Drei- bis viermal in der Woche trainiert Patrick Domogala. "Mehr macht noch keinen Sinn. Patrick ist gerade erst 16 geworden", sagt sein Trainer. Neben Sprint- und Techniktraining wird sehr viel Wert auf Athletiktraining gelegt, allerdings ohne Gewichte. "Patrick ist noch sehr dünn und befindet sich noch im Wachstum. So lange das der Fall ist, machen wir kein Krafttraining. Er muss sich erst zu Ende entwickeln", sagt Michael Manke-Reimers, der seinen Schützling im Training immer wieder bremsen muss. "Er ist sehr motiviert. Manchmal muss man ihn auf den Boden zurückholen."
Dafür ist ihm Patrick Domogala dankbar: "Ich bin ein sehr ehrgeiziger und motivierter Sportler. Da ist es gut, dass mich mein Trainer und meine Trainingskollegen manchmal bremsen."
Trotz der noch relativ geringen Trainingsquantität hat sich Patrick Domogala in diesem Jahr über 100 und 200 Meter an die Spitze der deutschen B-Jugend-Bestenliste katapultiert. Folge einer sehr guten Lauftechnik. "Patricks große Stärke ist seine Schrittlänge und seine Frequenz. Außerdem setzt er Dinge, die man ihm sagt sofort um", berichtet Michael Manke-Reimers über seinen 1,83 Meter großen und 70 Kilogramm leichten Athleten.
Im Dienste der Mannschaft
Über welches Potenzial Patrick Domogala verfügt, zeigte er auch nochmals eindrucksvoll im September. Obwohl er seit den Deutschen Jugend-Meisterschaften nur noch locker trainiert und viel Fußball auf dem Plan steht, brachte der 16-Jährige nochmals Top-Zeiten auf die Bahn.
Bei der Deutschen Jugend-Mannschaftsmeisterschaft führte er sein Team beim Heimspiel in Mannheim mit Platz zwei über 100 Meter (10,79 sec), den Sieg im Weitsprung (7,11 m) und in der Staffel (41,45 sec) auf Rang zwei hinter dem Seriensieger aus Leverkusen.
Beim Bundesfinale "Jugend trainiert für Olympia" in Berlin zählte er für das Ludwig-Frank-Gymnasium Mannheim mit 10,79 Sekunden (100 m), 42,93 Sekunden (4x100 m) und 6,78 Meter (Weitsprung) zu den eifrigsten Punktesammlern und sicherte am Ende den dritten Platz. Während Sprinter häufig für ihren Egoismus bekannt sind, ist Patrick Domogala ein Teamplayer. "Mir macht es einfach in einer Mannschaft sehr viel Spaß und ich freue mich, wenn ich wichtige Punkte sammeln kann", sagt der Elft-Klässler.
U20-WM das Ziel
Trotz des fulminanten Aufstiegs in diesem Jahr bleibt Patrick Domogala bescheiden. "Ich will vor allem gesund durch den Winter kommen. Ich habe gesehen, wie wichtig das ist." Wie auch in diesem Jahr hat er dabei beide Sprintstrecken ins Visier genommen. "Ich denke, dass ich über die 200 Meter wegen meiner Schrittlänge noch ein wenig stärker bin, obwohl ich in diesem Jahr zum ersten Mal diese Distanz gelaufen bin. Ich möchte aber weiterhin auch die 100 Meter laufen", sagt Patrick Domogala.
Zwei größere Ziele hat sich der 16-Jährige dann aber doch gesetzt. "Ich will natürlich meine Deutschen Meistertitel verteidigen und bei der U20-WM in der Staffel dabei sein." Diese findet vom 20. bis 27. Juli in Moncton (Kanada) statt. "Patrick hat für sein Alter schon sehr viel Staffel-Erfahrung. Man kann ihn nachts wecken und er wird trotzdem gut laufen", betreibt Michael Manke-Reimers schon Mal Werbung für seinen Athleten.
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