Überragende Mittelstrecken in Zürich
Die Mittelstreckenzeiten der Männer überragten am Freitagabend das Golden-League-Meeting in Zürich. Der Kenianer Wilfred Bungei beantwortete im A-Lauf über 800 Meter mit 1:43,07 Minuten die herausragende Zeit, die Youssef Saad Kamel (Bahrain; 1:43,11 min) im B-Lauf vorgelegt hatte, und sein Landsmann Bernard Lagat kämpfte in famosen 3:27,41 Minuten über 1.500 Meter Weltmeister Hicham El Guerrouj (Marokko; 3:27,64 min) nieder.
Wilfred Bungei fand die passende Antwort auf einen neuen Konkurrenten (Foto: Chai)
Von den fünf Kandidaten, die noch um den Jackpot der Golden League kämpften, blieb im Diskuswerfen der Weltmeister Virgilius Alekna (Litauen) trotz sehr guten 69,21 Metern hängen. Der ungarische Robert Fazekas vermasselte ihm mit seinen 69,77 Metern die Millionen-Beute. "Das ist Sport", meinte der Litauer nach dem Wettkampf, "ich hatte heute mit technischen Problemen zu kämpfen." Der Chemnitzer Routinier Lars Riedel (67,90 m) stellte sich im Anschluss an sein Trainingslager in Portugal als Vierter in guter Verfassung vor. Mit dem Aus von Virgilius Alekna behaupteten sich in Zürich mit Dreispringer Christian Olsson (Schweden; 17,46 m), 400-Meter-Hürden-Star Felix Sanchez (Dominikanische Republik; 47,92 sec), der südafrikanischen Hochspringerin Hestrie Cloete (2,04 m; Meetingrekord) und Viertelmeilerin Tonique Williams-Darling (Bahamas; 49,73 sec) vier Anwärter auf den goldenen Bonus. Nach den Olympischen Spielen geht die spannende Jagd bei den beiden abschließenden Stationen in Brüssel und Berlin, wo schließlich beim ISTAF am 12. September der Gold-Jackpot endgültig verteilt wird, weiter.
Wieder Sieg für Asafa Powell
Ein weiterer Höhepunkt des unterhaltsamen Abends war der erneute 100-Meter-Sieg des Jamaikaners Asafa Powell (9,93 sec) gegen den Olympiasieger Maurice Greene (USA; 9,94 sec). "Jetzt bin ich vermutlich der Favorit für die Olympischen Spiele in Athen", grübelte der schnelle Mann aus dem Land des Reggae nach seinem zweiten Triumph innerhalb von einer Woche, nachdem er bereits in London die Oberhand behalten hatte.
Eine geballte Faust zeigte auch 800-Meter-Weltmeisterin Maria Mutola (Mozambique). Sie konnte auf der Zielgerade noch die überraschend stark auftretende US-Amerikanerin Jearl Miles-Clark in 1:57,48 Minuten um etwas mehr als eine halbe Sekunde distanzieren und meinte nach ihren zuletzt schwankenden Leistungen, für die sie Verletzungsprobleme als Grund angibt: "Das war jetzt sehr wichtig für mich." Selbst ein Krampf im Ziel vermochte ihre Freude nicht zu trüben.
Hausrekord für Kirsten Bolm
Munter mischte der deutsche Stabhochspringer Tim Lobinger bei der sich in die Länge ziehenden Entscheidung mit. Am Ende musste er sich aber mit 5,80 Metern dem US-Amerikaner Tim Mack (5,85 m) beugen. Dieser zweite Platz war das beste Ergebnis aus dem Kreis der DLV-Starter, die den Weg nach Zürich gefunden hatten.
Neben Tim Lobinger und Lars Riedel, die beide Medaillenansprüche für die Olympischen Spiele in Athen anmeldeten, überzeugte vor allem noch die Mannheimer Hürdensprinterin Kirsten Bolm, die im B-Lauf als Siegerin eine neue persönliche Bestzeit von 12,80 Sekunden auf die Uhr brachte. "Das hatte ich nicht erwartet", meinte die große Blonde im Ziel, "für mich war heute eigentlich eine gute Zeit wichtiger als der Sieg. Vielleicht kann ich im nächsten Wettkampf noch etwas draufpacken."
Weltrekordversuch gescheitert
Trotz dem erwartet hohen Niveau mit vielen tollen Leistungen gab es in diesem Jahr im standesgemäß vollbesetzten Letzigrund am Ende der Veranstaltung nur zwei neue Weltjahresbestleistungen, eben jene über 800 und 1.500 Meter, zu zählen. Klar gescheitert ist auch der angekündigte Weltrekordversuch von Hindernis-Weltmeister Saif Saeed Shaheen (Katar; 8:00,60 min), der dafür den Tempomachern die Schuld in die Schuhe schob.
Etwas litt die gewohnt stark besetzte Veranstaltung aber unter der Abstinenz der äthiopischen und russischen Stars, die sich ganz auf die Olympiavorbereitung konzentrieren und dem Züricher Meeting, das für sich beansprucht, das beste der Welt zu sein, die kalte Schulter zeigten.
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