| Interview

Patrick Domogala: "Sehe mich nicht in der Jägerrolle"

6,66 Sekunden – so lautet die 60-Meter-Norm für die Hallen-EM in Prag. Patrick Domogala (MTG Mannheim) ist am vergangenen Wochenende bei den Süddeutschen Meisterschaften 6,67 Sekunden gesprintet. Da fehlt also nur noch eine Hundertstel. Der 21-Jährige verrät im Interview, warum ihm diese Hundertstel trotzdem ziemlich egal ist.
David Weber

Patrick Domogala, sind Sie eigentlich schnell? Beim Aufstehen, beim Zähneputzen, beim Essen?

Patrick Domogala:

Grundsätzlich nicht, nein, so würde ich mich nicht bezeichnen. Vor ein paar Jahren war das aber noch etwas anders. Ich bin mit Stresssituationen unruhig umgegangen. Dann habe ich versucht, weniger hektisch zu werden. Mittlerweile ist besser geworden. Ich sehe vieles gelassener, und ich hoffe, dass ich das Gleiche in zwei, drei Jahren wieder sagen kann. Es ist produktiver für die Leistung, wenn man mit manchen Dingen, Zeitplanverzögerungen zum Beispiel, positiv umgeht.

Bei den Süddeutschen Meisterschaften in Karlsruhe waren Sie ziemlich schnell: 6,67 Sekunden auf 60 Meter. War das zu erwarten?

Patrick Domogala:

Überrascht hat es mich nicht. Ich hatte ein relativ konstantes Niveau in den kleinen 70er-Zeiten und wollte jetzt unter 6,70 Sekunden laufen. Ich bin froh, dass ich das geschafft habe.

Die Norm für die Hallen-EM liegt bei 6,66 Sekunden. Wie wird man denn jetzt noch um eine Hundertstel schneller?

Patrick Domogala:

Ich mache mir darüber keine großen Gedanken, sondern lasse das auf mich zukommen. Wir haben im Sprint gerade ein fantastisches Niveau in Deutschland, mit Blum, Reus, Jakubczyk. Ich gehe nicht mit dem Ziel „Norm“ ins Rennen, sondern ich will schnell laufen und das umsetzen, was ich mir vorgenommen habe.

Christian Blum vom TV Wattenscheid 01 ist am Wochenende in Chemnitz 6,56 Sekunden gelaufen. Wissen Sie so etwas noch am selben Abend?

Patrick Domogala:

Wir haben im Sprintkader einen regen Austausch und schnellen Informationsfluss. Das bekommt man mit, klar.

Und schreiben Sie als Talent den erfahrenen Sprintern Glückwunsch-SMS? „Toll gemacht, Christian!“, oder geht das nur, wenn man der Ältere ist?

Patrick Domogala:

Man schreibt sich Glückwünsche, das ist altersunabhängig. Wir gönnen uns den Erfolg gegenseitig.

Für „Freu‘ dich nicht zu früh, bei der DM wird abgerechnet“, sind Sie wahrscheinlich auch zu sehr Leichtathlet und zu wenig Boxer, oder?

Patrick Domogala:

Dafür verstehen wir uns einfach zu gut. Wir kennen uns ja schon ein paar Jahre. Im Block heißt es Mann gegen Mann, aber das ist keine Feindschaft. Wir haben keine amerikanischen Verhältnisse, dass wir nicht auf der gleichen Bahn trainieren können oder so.

Wie würden Sie Ihre Rolle in diesem Gefüge bezeichnen? Sind Sie der Jäger der Großen?

Patrick Domogala:

Ich habe noch dieses Prädikat des Talents, aber ich sehe mich nicht in der Jägerrolle, nein. Ich muss niemanden übertrumpfen. Ich muss den Start und meine Beschleunigung verbessern, in diesen Bereichen bin ich im Vergleich mit den anderen deutlich schlechter. Aber ich bin jetzt mit den Gegebenheiten in Karlsruhe vertraut, kenne die Halle, die Bahn. Und ich bin verdammt nah dran an der Norm, das freut mich. Aber ich muss sie nicht mit aller Gewalt laufen.

Prag ist ja eine sehr schöne Stadt.

Patrick Domogala:

Ich war noch nicht da. Ich muss auch nicht in Prag laufen, ich will mich da nicht unter Druck setzen. Aber klar: Nein sagen würde ich nicht.

<link>Quelle: Leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift

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