Patrick Makau kratzt am Weltrekord
Patrick Makau (Kenia) ist am Freitagmorgen beim Halbmarathon in Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate) nur knapp am Weltrekord gescheitert. In 58:52 Minuten lief der 23-Jährige aber dennoch die zweitschnellste Zeit der Geschichte über 21,1 Kilometer. Bei den Frauen gewann Dire Tune (Äthiopien) in ebenfalls starken 1:07:18 Stunden.
Bereits im Vorfeld versprach der Ras Al Khaimah-Halbmarathon mit jeweils zehn gemeldeten Athleten im Männer- sowie im Frauenfeld, die die 21,1 Kilometer bereits unter einer Stunde bzw. unter 1:10 Stunden absolviert hatten, Spannung. Dabei hatten die Veranstalter schon vorab mehrere Weltrekorde im Blick, denn sie postierten bei den Kilometermarken 15 und 20 Wettkampfrichter, um im Falle von rekordverdächtigen Zwischenzeiten die Anerkennung des Weltverbandes IAAF zu erhalten.Der flache Kurs im Emirat am Persischen Golf mit seinen langen Geraden durch die Innenstadt und an der Lagune vorbei, zählt ohnehin spätestens seit dem zwischenzeitlichen Weltrekord von Samuel Wanjiru (Kenia; 58:53 min) zu den schnellsten Pflastern der Welt über diese Distanz. Mit Start um 7:20 Uhr Ortszeit fanden die Top-Athleten zudem bestzeitenfördernde Temperaturen vor.
Hohes Anfangstempo
Die Spitzengruppe legte von Beginn an ein Tempo vor, das auf Weltrekord hindeutete. Die ersten fünf Kilometer passierten die Top-Favoriten Deriba Merga (Äthiopien) und Patrick Makau (Kenia), geführt von kenianischen Tempomachern, in 13:39 Minuten. Nach zehn Kilometern (27:42 min) war die Führungsgruppe bereits auf sechs Läufer geschrumpft.
Da in diesem Teil der Strecke die einzigen nennenswerten Steigungen zu bewältigen waren, fielen die Zwischenzeiten zunächst langsamer aus. Gut sechs Kilometer vor dem Ziel übernahm Deriba Merga bereits die Führung, verfehlte aber trotz der Tempoverschärfung den vier Jahre alten 15 Kilometer-Weltrekord (41:22 min) von Haile Gebrselassie (Äthiopien) knapp um sieben Sekunden. Der Angriff des Äthiopiers kam jedoch zu früh, Patrick Makau konterte und setzte sich nach zwanzig Kilometern an die Spitze.
Gemeinsam stürmte das Duo dem Ziel entgegen, verschenkte aber auf Grund von taktischen Spielereien die mögliche neue Bestmarke. Im Ziel siegte schließlich Patrick Makau, der in 58:52 Minuten zum siebten Mal in seiner Karriere unter einer Stunde blieb. Vielstarter Deriba Merga (59:18 min) brach auf dem letzten Kilometer ein und musste am Ende sogar noch Wilson Kipsang Kiprotich (Kenia; 58:59 min) den Vortritt lassen.
Viktor Röthlin steigt aus
Als besten Europäer hatte man zunächst den Schweizer Viktor Röthlin erwartet. Der Olympia-Sechste im Marathon absolvierte in Ras Al Khaimah einen ersten Formtest in seiner Vorbereitung auf den London-Marathon (Großbritannien; 26. April) und unterbrach dafür sein neunwöchiges Höhentrainingslager in Kenia.
Zu Beginn des Rennens lief noch alles wie geplant. Die 5-Kilometer-Marke passierte Röthlin bei 15:15 Minuten. "Die Spitzenläufer sind mit der Weltrekordprämie vor Augen erwartungsgemäss wie die Feuerwehr losgerannt. Ich wollte meinen eigenen Rhythmus laufen und versuchen, auf der zweiten Streckenhälfte noch etwas zuzusetzen", erklärt er seine Taktik. Doch Magenprobleme machten diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Viktor Röthlin musste mehrmals austreten. Nach 17 Kilometern gab er das Rennen definitiv auf.
Faris Al Sultan mit dabei
Vom nicht nach Wunsch gelaufenen Abstecher in die Vereinigten Arabischen Emirate lässt sich der Eidgenosse aber nicht beunruhigen. "Es fehlt mir einzig ein Referenzwert aus einem Wettkampf. Ich habe genügend Erfahrung, um damit umzugehen. Zumal bis zum London Marathon noch mehr als zwei Monate Zeit bleibt."
Viktor Röthlin reist nun zurück nach Eldoret, wo er bereits die vergangenen vier Wochen verbracht hat. In der kenianischen Hochebene wird er sich weitere vier Wochen vorbereiten. "Ich freue mich sehr auf diesen zweiten Trainings-Block in Kenia."
Als bester Deutscher zeigte der Triathlet und Ironman-Hawaii-Sieger von 2005, Faris Al Sultan, in 1:11:54 Stunden auf Platz 25, dass er auch den Vergleich mit den Spezialisten nicht scheut.
Dire Tune siegt bei den Frauen
Bei den Frauen war der Weltrekord schon vor dem Start kein Thema. Dennoch stürmte die Spitze zunächst ähnlich schnell los wie bei den Männern. Mit einer Zwischenzeit von 32:13 Minuten bei zehn Kilometern wurde das Spitzenfeld durch die äthiopische Phalanx bereits dezimiert. Im Ziel gewann in 1:07:18 Stunden Dire Tune (Äthiopien) souverän mit einer halben Minute Vorsprung vor ihrer Landsfrau Aselefech Mergia und Philes Ongori (Kenia; 1:07:50 h).
Bei dem Rennen waren insgesamt 413.000 US-Dollar an Preisgeldern ausgeschrieben. Das ist die höchste Börse, die je bei einem Halbmarathon gezahlt wurde. Jeweils 28.000 US-Dollar erhielten die Sieger.
Ergebnisse:
Männer
1. Patrick Makau (KEN) 58:52
2. Wilson Kipsang Kiprotich (KEN) 58:59
3. Deribe Merga (ETH) 59:18
4. Wilson Chebet (KEN) 59:32
5. Matthew Koech (KEN) 59:54
6. Joseph Maregu (KEN) 1:00:02
7. Charles Munyeki (KEN) 1:00:11
8. Tujuba Megersa (ETH) 1:00:16
9. Chele Dechasa (ETH) 1:00:19
10. Abel Kirui (KEN) 1:00:27
Frauen
1. Dire Tune (ETH) 1:07:18
2. Aselefech Mergia (ETH) 1:07:48
3. Philes Ongori (KEN) 1:07:50
4. Abebu Gelan (ETH) 1:07:57
5. Lydia Cheromei (KEN) 1:08:14
6. Amane Gobena (ETH) 1:08:16
7. Salina Kosgei (KEN) 1:09:06
8. Rose Kosgei (KEN) 1:09:14
9. Teyiba Erkesso (ETH) 1:09:37
10. Julia Mumbi Muraga (KEN) 1:09:40